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[Furia Serena]

Sabinas Umschreibung ihrer Lilienallergie trieb mir vor Lachen die Tränen in die Augen, als ich mir vorstellte, wie ihr Rauch aus den Ohren und der Nase kam beim Röcheln. "Sag doch so etwas nicht. Ich bekomme noch einen Lachkrampf, Sabina. Prisca wird das bestimmt alles super machen und du wirst deinen Cato nicht anröcheln." Ich würde Prisca auf jeden Fall auf diese Allergie aufmerksam machen, um Probleme zu vermeiden. 

Aber man konnte Sabina vertrauen, dass sie direkt wieder die Stimmung kippen ließ. "Red doch nicht immer über so grausiges Zeug. Da läuft es mir immer gleich kalt den Rücken hinab und dann kann ich wieder nicht schlafen." Ich bekam leicht Albträume, da ich mich leicht gruselte bei so ekligem Zeug. "Selber schreiben? Ich könnte das nicht. Ich hab kein Talent für so etwas...das sollten lieber Männer machen finde ich. Schreiben in Alexandria denn Frauen Theaterstücke?" Aegyptus war oft für Exzesse und merkwürdige Traditionen bekannt...vielleicht schrieben dort Frauen ja auch Bücher.

[Claudia Sabina]

Ich hatte Serena zum Lachen gebracht, und ich musste auch lachen:
"Keine Lilien bitte", prustete ich: " Ich weiß nicht, ob Frauen in Alexandria viele Theaterstücke schreiben, wenn sie doch männliche Namen benutzen! Aber denke doch einmal an die griechische Dichterin Sappho oder an unsere römische  Sulpicia.  Frauen können so gut schreiben wie Männer, auch wenn sie das selbstverständlich nur mit der Erlaubnis ihres Vormunds tun und damit nicht in der Öffentlichkeit angeben sollten!" 
Zu großes Bohei schickte sich für eine Dame nicht, damit wurde man am Ende noch gesellschaftlich in die Nähe von Schauspielerinnen oder Tänzerinnen gerückt. Aber gut, Serena meinte, dass sie ohnehin keine Phantasie hätte. Ob Prisca... ach, beide waren viel zu sehr mit ihren Männern beschäftigt. Beide Ehemänner waren aber auch immer Zuhause. Mein Cato würde auch oft in der Castra sein, und mir wäre dann fad. Und ich hatte Phantasie. Damit hätte ich eine Legion von Serenas ausstatten können:
"Ich will nicht mehr über grausige und aufregende Dinge reden", versprach ich und hob eine Hand zum Schwur.

[Furia Serena]

Ich hielt nicht viel von so Sachen wie Schreiben für Frauen. Ich fand, dass Frauen angeborene Talente hatten wie zum Beispiel die Versorgung von Kindern und dergleichen. Das war schon genug Arbeit und wichtiger als irgendwelche Theaterstücke. Es lag an uns Frauen die nächste Generation hervor zu bringen und diese groß zu ziehen, damit das Imperium auch weiterhin wuchs und gedieh. Aber Sabina war da eben anders...viel...moderner. Ich liebte meine Base trotzdem, auch wenn ich ihre Hobbies und Interessen nicht teilte. 

Eine wichtige Sache gab es allerdings noch zu klären. "Hast du schon alles beisammen, was du für die Hochzeit brauchst? Ist deine tunica recta fertig?" Meine Stimme war ein wenig zweifelnd, da Sabina einfach so ungeschickt war, was so etwas anging. Vielleicht brauchte sie noch Hilfe, damit alles rechtzeitig fertig wurde. Es war noch einige Tage Zeit für Webarbeiten, falls noch nicht alles fertig war.

[Claudia Sabina]

"Meine Tunika ist fertig geworden. Prisca hat mir geholfen, sie zu Ende zu weben. Ich glaube, Prisca war auch manchmal froh, von Zuhause rauszukommen. Wusstest du, dass sich Merulas Mutter in ihre Haushaltsangelegenheiten einmischt?" Ich glaube, meine Stimme klang empört. Eine Matrona sollte auch die uneingeschränkte Herrin im Haus sein, fand ich.

Das ich Prisca erst Bezahlung angeboten und dann versucht hatte, ihre Schwiegermutter zu verfluchen, damit sie aus Iscalis wegzöge, verschwieg ich aber. Ich glaubte, dass Serena dafür nicht das rechte Verständnis aufbringen würde:

"Dann lade ich dich und deinen Furius sehr herzlich zu meiner Hochzeit ein. Ich glaube, Cato ist sogar zu ihm hingegangen und hat ihn gebeten, einer der Trauzeugen zu sein", ich strahlte:
"Ich möchte, dass wir uns alle vertragen und wie eine große Familie sind. Cato und Saturninus haben sich in der Vergangenheit nicht gut verstanden. Eine der vornehmsten Aufgaben einer Dame ist doch, Verwandte und Freunde miteinander zu versöhnen", sagte ich. 

ich nahm mir fest vor, für alle immerzu versöhnliche und freundliche Worte zu finden und ganz arg selbstlos zu sein:

"Und wie weit sind deine Pläne von deinem Waisenhaus gediehen, liebe Cousine?", erkundigte ich mich nun nach Serenas Vorhaben.

[Furia Serena]

Priscas Hilfe erklärte, dass die Tunica fertig geworden war und ich war insgeheim erleichtert, dass ich nicht auch noch in die Bresche springen musste. Sabina hasste Weben und war anstrengend, wenn sie etwas tun musste, das ihr keinen Spaß machte. Ich hatte sie selber so viele Mal weggeschickt und was zum Vorlesen holen lassen, damit ich in Ruhe weben konnte, weil sie sonst die ganze Zeit genörgelt hätte und das konnte ich nicht ausstehen. "Es freut mich, dass damit alles beisammen ist für die Hochzeit. Dein Zukünftiger hat bestimmt noch eine Lanze irgendwo rumliegen...in diesem Land sind die ja überall."

"Mein Projekt für die Waisen? Das gedeiht prächtig! Thorius Tympanus, der hiesige Bauunternehmer, hat ein Objekt für uns nahe Cheddar auf der gegenüberliegenden Flussseite. Ich habe auch bereits eine Matrona für die Waisen ausgesucht und ich hoffe, dass das Haus bald den Dienst aufnehmen kann. Furiana Betua, eine Klientin meines Gattin, wird die Kinder unterweisen und erziehen. Die Mädchen sollen spinnen und weben und alles Wichtige von ihr lernen und ich hoffe, dass wir mit den Erzeugnissen die Betriebskosten wieder erwirtschaften können in der Zukunft." 

Das "Aber" kam aber immer. "Nur für die Jungen fehlt mir jede Idee und einen Lehrer habe ich auch noch nicht zur Hand. Die Mädchen sind einfach...mit ein paar Sesterzen für eine Mitgift können sie ihr Leben als Ehefrauen starten oder sich als Näherinnen oder Weberinnen ihren Lebensunterhalt verdienen. Aber die Knaben? Ich möchte so gerne das Barbarische aus den einheimischen Kindern ausmerzen und sie zu romtreuen Einwohnern erziehen, aber wie sichere ich ihre Zukunft in der Gesellschaft, damit sie der Gemeinschaft dann nicht als Bettler oder Halsabschneider auf der Tasche liegen?" Ich starrte nachdenklich in die Luft.

[Claudia Sabina]

Jetzt dachte ich mit: "Wie wäre es denn mit ... Schuhmacher? Es gibt hierzulande so viele Schafe, da fällt doch bestimmt jede Menge Lammleder ab. Und es gibt so viele hübsche Schuhe: feste Schuhe, Bundschuhe, Hausschuhe und Sandalen. Sie können eingefärbt und verziert werden. Für Herren und für Damen", schlug ich vor:
"Und Schuhe gehen bei dem britannischen Regen wirklich sehr schnell kaputt. Ich werde mir bald auch einen reparieren oder gar ersetzen lassen müssen", ich deutete auf meine eigenen Schuhe. Das Riemchen des rechten hing am letzten Faden und Wasser hatte ihn etwas verfärbt.
Wenn ein Schuh hin war, warf ich nicht etwa das ganze Paar weg, denn so verschwendungssüchtig war ich nicht. Ich pflegte den fehlenden Schuh nachzukaufen.

Mir fiel noch etwas ein, was ich Serena für das Gelingen ihres Projektes überlassen konnte. Nicht dass ich meinem Onkel gegenüber undankbar war und seine Gaben missachtete. Aber in der Villa Iulia wimmelte es von Sklaven, die niedrige Arbeit tun konnten. Ich benötigte also den Sklaven eigentlich nicht, doch ich brachte es auch nicht übers Herz, ihn an fremde Leute zu verkaufen:

"Bräuchtest du eigentlich noch einen Sklaven zur Mithilfe im Waisenhaus? Ich würde dir gerne einen, der Teil meiner Mitgift ist, schenken. Sein Name ist Bran"

[Furia Serena]

Ich dachte über Sabinas Vorschlag nach und das Leder der Schafe für Schuhe und dergleichen zu nutzen war natürlich praktisch, aber dafür brauchte ich immer noch einen Lehrmeister, der den Jungen dieses Handwerk beibringen konnte und der fehlte mir vollkommen. Ich würde wohl noch ein wenig über dieses Problem nachdenken müssen und so nickte ich nur. "Eine gute Idee, aber ich werde wohl noch ein wenig länger überlegen müssen. Gute Handwerker, die ein Handwerk weitergeben wollen, sind teuer."

Doch Sabinas nächste Idee verblüffte mich. "Du willst mir Bran überlassen?" Ich erinnerte mich an den schüchternen, keltischen Sklaven aus der Villa Claudia, der mir ein wenig zu zartbesaitet erschien damals. "Kinder können oft grob und wild sein. Denkst du, dass das eine gute Idee ist? Ich freue mich generell über jede helfende Hand und nehme das gerne an, wenn du denkst, dass Bran geeignet ist." Es wäre schade, wenn der Sklave aus Angst oder Gram davonlaufen und dann bestraft werden müsste. Die Bestrafungen fürs Weglaufen waren hart und es war schade um das Potential und die Investition.

[Claudia Sabina]

"Bran kommt mit Kindern bestimmt gut aus. Er ist ja selber noch eines", erwiderte ich. Es war schon so, dass Sklavenkinder mehr Sklaven als Kinder waren. Viel zum Spielen kamen sie nicht:
"Er ist durchaus auch fleißig und gehorsam. Linos hat ihn gut erzogen. Das einzige, was dich stören könnte, ist..."
Ich wand mich etwas:
"... dass er leider nicht das hellste Öllämpchen im Zimmer ist. Und deshalb denkt er sich manchmal die komischsten Sachen zusamen. Er hat wahrhaftig gedacht, dass meine Skarabäen, die ich Prisca zur Hochzeit geschenkt habe,  Mistkäfer sind. Und er weigert sich, Lesen und Schreiben zu lernen und sagt selber, dass er zu dumm dafür ist. Ich glaube, dass er auf dem Land nützlicher sein wird als in der Stadt. Deine Furiana Betua soll ihn ruhig auf Trab halten"

[Tiberius Furius Saturninus]

>>>  Saturninus hatte mit zwei Söhnen seines Sklaven Seasnán "Ball über die Schnur" gespielt, um sich fit zu halten. Die Schnur war im Atrium quer über das Impluvium gespannt. Zur großen Freude der Jungen schlug er mehrere Male den Ball so ins Wasserbecken, dass es alle nass spritzte. Er trocknete sich gerade die Haare mit einem Handtuch ( wer den Ball verlor, musste ihn holen), als Scaevus mit einer Verbeugung meldete:
"Die edle Furia Livilla ist gekommen, Herr!"
"Die...wer?", fragte Saturninus etwas verblüfft. Furia Livilla konnte er gerade nirgends in seinem Gedächtnis hinstecken, zumindest nicht was Britannien anging. 
"Wir spielen andersmal weiter. Holt euch in der Küche Nüsse und Kuchen", sagte er zu den jungen Sklaven und während sie sich bedankten und fortliefen, schickte er Scaevus nach einem Umhang, denn er trug nur eine kurze Tunika, die entschieden nicht für Besucher gedacht war.  So wartete er auf die ihm unbekannte Furia. 
"Scaevus, entferne das Seil!", sagte Saturninus dann noch. Ansonsten würde es die Besucherin vielleicht befremdlich finden, dass im Atrium eine solche gespannt war. Serena gefiel das bestimmt auch nicht.

[Furia Livilla]

Begleitet von ihrer treuen Leibsklavin Uta, wurde sie von einem Diener des Hauses in Atrium geleitet. Sie war immer noch ein wenig müde von ihrer Reise, als sie im ATrium vor dem Hausherrn stand. Sie sah sich die Umgebung ein wenig an und sah interessiert auf das Seil, dass dein Sklave gerade abmachte. Uta hielt die Schriftrolle des Pater Familias der Furier aus Rom in der Hand.

"Seid gegrüsst, werter Furius Sartuninus. Ich hoffe ich überfalle euch nicht mit meiner Ankunft"