09-28-2024, 02:16 PM,
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RE: Hortus
Der Ritter winkte nur ab, ehe er erneut einen tiefen Zug vom verdünnten Wein nahm. "Papperlapapp, mein junger Caelinus. Ein persönlicher Diener ist wichtig und du wirst ihn oder sie noch zu schätzen wissen. Ohne meine Nike würde ich ja meine Tunika falsch herum anziehen" sprach der Plautier und lachte dabei laut auf. Auch besagte Sklavin kicherte leise, während sie weiter auf ihrer Tabula kritzelte. "Abgesehen davon wirst du die Hilfe bald brauchen. glaub mir" setzte der Dicke noch ein wenig ernster fort, da es doch einiges für den Erben zu tun gab, was dem jungen Mann vielleicht noch nicht klar war.
In der Ferne hörte man einige Pferde wiehern und von der Empore im Garten konnte man nun gut einen jungen Mann auf einer Biga sehen, wie er einige Runden drehte und dabei mit jeder Runde die Geschwindigkeit erhöhte. Gebannt schaute der Ritter dem jungen Iason zu, der nach wenigen Minuten auch vom Neuerwerb Helios mit einem Gespann der griechischen Pferde Gesellschaft bekam. Das Training schien gut zu verlaufen und der Plautier hoffte, dass die Albata bald mit zwei guten Gespannen an den Start gehen konnte, damit den Blauen das Lachen im Hals stecken blieb.
"Nike wird dir dann dein Zimmer zeigen und den Wagen fertig machen, falls du noch irgendwelchen Besitz holen willst. Morgen nach dem Frühstück gehen wir dann bei Plautius Seneca vorbei. Die Sklaven werden dich rechtzeitig wecken und ankleiden." Der Plautier wandte sich nach diesem Satz ganz gebannt dem Training seiner Gespanne zu, da für ihn die Diskussion so weit beendet war - außer Caelinus wollte noch gerne über den Pferdesport sprechen. Hin und wieder plapperte er leise ein "nein, nicht so!" oder "ja, du musst dich mehr in die Kurve legen!" und dergleichen vor sich hin, da der Dicke anscheinend richtig mitfieberte.
Nike beendete ihre Kritzeleien auf der Tabula, da sie bereits einen guten Plan hatte welches Zimmer sie Caelinus zuweisen würde und die Gästezimmer waren ohnehin immer in Schuss. Höflich wartete sie noch, bis sich die beiden Besucher sich erhoben. "Wenn du mir folgen möchtest, Dominus, dann zeige ich dir gerne dein Zimmer und die Villa." Die junge Sklavin reichte die Tabula mit ihren Notizen an einen anderen Haussklaven weiter mit einer kurzen Anweisung auf Griechisch, was davon zu besorgen war und in welchem Maß. Der Maiordomus würde sich dann schon um den Rest kümmern.
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09-28-2024, 07:54 PM,
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RE: Hortus
Caelinus, Pytheas fand, wie gesagt, dass der Name passte, sah ein wenig aus wie eine Katze, der man versuchte, ein Hundefell überzustülpen. Das Leben eines jungen römischen Ritters war so ganz anders als das Leben, das er als junger Schmied geführt hatte. Es war auch anders als das Leben eines Medicus. Einen Moment lang wünschte sich Pytheas, selbst wieder Sklave zu sein - um Caelinus helfen zu können, bei ihm zu sein - und ohne jegliche Hemmungen in seinem Schlafzimmer schlafen zu können.
Er lächelte: "Um eine Toga anzuziehen, braucht es in der Tat zwei Männer", sagte er leise, denn ja, zwar trugen Römer ihr fürchterlich umständliches Ehrengewand auch nur bei besonderen Anlässen, doch die besonderen Anlässe würden sich häufen.
Er erhob sich:
" Ich danke Dir, edler Ritter Plautius Montanus, für deine Freundlichkeit. Als Medicus jedoch würde ich dir gerne einige Sachen raten. Ich stelle sie auch nicht in Rechnung. Denn ich möchte gerne, dass Du At...Caelinus lange als Adoptivvater bei guter Gesundheit erhalten bleibst",
dann drückte er Caelinus Hand:
"Dein Heim ist immer bei mir, gleich wo du wohnst", sprach er, als Montanus meinte, ein Wagen könne Calums Besitz holen. Wenn der wüsste, wie wenig der Junge besaß. Wenn der wüßte, wie wenig er brauchte. Sie brauchten. Pytheas Türen standen ihm offen, aber er machte sich nichts vor: Die Umstände würden sie trennen. Dennoch. Pytheas lächelte weiter, auch wenn ihm das Herz blutete.
"Du wirst einer der guten, nein, der besten Römer sein"
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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09-29-2024, 08:55 PM,
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Calum
Forenmitglied
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Beiträge: 200
Themen: 6
Registriert seit: Oct 2022
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RE: Hortus
Calum akzeptierte wohlweißlich die 'Notwendigkeit' eines Sklaven. Nur um eine Toga anzuziehen, ein derart unpraktisches Kleidungsstück. Wieder derart dekadent, die verfluchten Römer. Wenn ihn Louarn nun sehen konnte, er würde sicher wütend werden. Er konnte es vor sich sehen. Und was am schlimmsten war - jetzt wo er Pytheas' Blick sah und seine Worte hörte - war die Tatsache, dass er dieses Theater nur über sich ergehen ließ, damit ihn Pytheas nicht verlassen musste. Doch warum hatte er nun das Gefühl, sie hätten sich weiter denn je voneinander entfernt? Hatte er ihr Zusammensein hierdurch unmöglich gemacht? Aber Pytheas hatte es doch unterstützt? Oder...?
"Vielleicht kriegen wir ja unsere Reise fort von hier", flüsterte er. Er bemerkte traurig, wie sein Onkel das Interesse verlor. Trotz allem hatte er gehofft, der Alte würde Interesse daran zeigen, wie er aufgewachsen war. Wie es ihm ging. Er hatte immer geglaubt, Familie sei so. Freundlich zueinander, nicht gleichgültig. War Rom so herzlos wie seine eigene Mutter? Ein Grund mehr, Pytheas nicht gehen zu lassen, den einzigen Lichtstrahl im Augenblick. Wie gern wollte er mit ihm nach Hause gehen. Doch heute nicht. Es ging nicht.
"Sehen wir uns demnächst?", fragte er hoffnungsvoll. Dass Nike dabeistand, war ihm egal. "Onkel sagte ja, du kannst mich besuchen. Und sobald ich hier alles... nötige geklärt habe, komme ich vorbei."
Falke
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09-30-2024, 05:00 PM,
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RE: Hortus
Der Plautier winkte gutmütig lächelnd ab bei den Dankesbezeugungen des Flavianus. Freigelassene und Klienten waren halt immer so. Die Szene, die sich hinter seinem Rücken abspielte, entging dem Ritter allerdings nicht. Kurz runzelte er die Stirn, da er doch ausdrücklich eine Einladung ausgesprochen hatte, aber vielleicht war diese nicht richtig verstanden worden. So wendete er sich von den Pferden ab und wandte sich noch einmal dem jungen Caelinus zu, der die Hand des Medicus hielt. Mutter würde das nicht gefallen, aber dem Plautier war das herzlich egal. Wenn Caelinus sich einen griechischen Favoriten halten wollte, dann wäre er nicht der Erste.
Kurz räusperte sich der Dicke und lächelte seinen Neffen und den Medicus strahlend an, da ihm gerade eine gute Idee gekommen war. Zuerst hatte er Leander fragen wollen, ob dieser nicht als Mentor für den jungen Caelinus in Frage käme, aber hier präsentierte sich doch eine Lösung für das Dilemma an fehlendem Fachpersonal in der Provinz. "Nike, richte auch noch das Gästezimmer her...du weißt welches...das hinten beim grünen Balneum." An Caelinus und Flavianus gerichtet fuhr er fort. "Flavianus, würdest du dich für Lohn, Kost und Logis hier in der Villa als Mentor für unseren jungen Caelinus anstellen lassen? Ihm griechisch beibringen und die Grundlagen?"
Auch wenn viele Montanus immer für oberflächlich und manchmal auch regelrecht dumm hielten, so saß dem Ritter der Schalk in den Augen und die Maske des oberflächlichen Lebemanns half, damit einem niemand auf die Nerven ging. "Es wird eine Weile dauern bis ich einen Gelehrten hierher bringen kann aus Rom oder vielleicht aus einer der anderen Provinzen. Es gibt wirklich so wenig Gelehrte hier in Britannia. Wir wollen diese Zeit ja nicht verschwenden." setzte der Ritter noch schmunzelnd nach.
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10-04-2024, 02:36 PM,
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RE: Hortus
Pytheas lächelte dankbar wegen des Angebots. Was man auch immer über den Ritter denken mochte, er war keiner von der bösartigen Sorte. Er erlaubte ihm, sozusagen ganz offiziell mit seinem Caelinus zusammen zu sein. Das war mehr, als er zu hoffen gewagt hätte:
"Mein Patron, der frühere Caesar Augustus Vespasianus, hat mich als Medicus nach Iscalis befohlen. Dieser Pflicht kann ich mich nicht ganz entziehen, bis ich eine neue Order bekomme. Aber ich werde die Casa Octavia als Wohnsitz aufgeben und gerne hierher ziehen. Ich werde künftig nur die Praxis im Neubaugebiet führen und dort an drei Tagen sein. Der Rest meiner Zeit wird jedoch voll und ganz deinem künftigen Sohn Plautius Caelinus gehören können, edler Ritter Plautius Montanus",
nun schaute er zu Calum: Wenn du mich denn willst, sagte sein Blick.:
"Kost und Logis nehme ich gerne an. Lohn brauche ich nicht. Mein Patron hat mich mit allen Mitteln ausgestattet"
Montanus war auf sein Angebot, ihm einen ärztlichen Ratschlag zu geben, nicht eingegangen. Vermeidungsverhalten nannte man das bei Patienten, die unangenehme Wahrheiten nicht hören wollten. Da würde Pytheas jedoch nicht locker lassen, wie ein kleiner Terrier verbiss er sich:
"Selbstverständlich werde ich für dein Entgegenkommen auch die ärztliche Betreuung deines Hauses übernehmen, ohne dass dir Kosten erstehen, edler Ritter. Sobald du Zeit für eine körperliche Erstuntersuchung findest, lass es mich bitte wissen"
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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10-06-2024, 12:50 AM,
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Calum
Forenmitglied
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Beiträge: 200
Themen: 6
Registriert seit: Oct 2022
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RE: Hortus
Auf einmal wandelte sich diese ganze graue Soße zu etwas buntem, etwas Wunderschönem. Sein Onkel, eindeutig weit gewitzter und mit einem besseren Gehör als gedacht gesegnet, fuhr herum und schlug ohne Umschweife vor, Pytheas zu seinem, Calums, Tutor zu ernennen.
Calum errötete, denn sicher würde der Alte das nicht ernst meinen. Seine Blicke glitten hin und her, von dem Dicken zu dem Dünnen und wurden immer weiter. Ein Kribbeln in seiner Brust, reine Hoffnung, wurde immer stärker und stärker ehe Pytheas eine Zusage machte. Eine halbe Zusage, aber die reichte vollkommen aus. Sie würden sich jeden Tag sehen. Sie würden weiter zusammen wohnen! Und zum ersten Mal erlaubte Calum sich einfach einmal, glücklich zu sein.
"So machen wir's!", freute er sich, ehe die beiden noch etwas finales dazu sagen konnten und lächelte über beide Ohren.
Heute Nachmittag, beschloss er, waren ihm Cathbad, seine zahlreichen Sorgen, möglicher Tod und Qualen, scheißegal. Pytheas würde ihn nicht verlassen. Sie würden gemeinsam unter einem Dach wohnen und ihre Nachmittage gemeinsam verbringen. Und heute Abend würde er ihm sehr ausführlich dafür danken, dachte er glühend.
Falke
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10-06-2024, 03:42 PM,
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RE: Hortus
Vergnügt klatschte der Ritter in die Hände, als Pytheas zusagte und auch das Gesicht seines künftigen Sohns sich erhellte bei der Aussicht auf ein solches Arrangement. "Ein guter Deal, mein lieber Flavianus. Aber ich bestehe auf einem Gehalt für deine Dienste. Die Plautier bezahlen ihre Angestellten" setzte der Dicke noch nach, da Großzügigkeit eine Eigenschaft war, die man seiner Familie nachsagte und er wollte bestimmt nicht als knausrig gelten.
"Geh nun deine Sachen holen, Caelinus. Die Sklaven richten derweil eure Zimmer her. Ich bin mir sicher, dass sie euch gefallen werden." Der Ritter war absolut bester Launer bei der Aussicht darauf, dass auch seine Mutter vielleicht einmal zufrieden mit seinen Taten war und endlich ihren Enkelsohn hatte. "Sobald wir einen Termin bei unseren Verwandten haben, lasse ich es dich wissen, Caelinus" setzte der Ritter noch nach, ehe er sich wieder abwandte um den beiden ein wenig Privatsphäre zu gönnen. Der Hase lief in der Tat so wie er es angenommen hatte und er hatte die Blicke und flüchtigen Bewegungen nicht nur falsch interpretiert.
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10-08-2024, 03:27 PM,
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RE: Hortus
Jetzt schüttelte Pytheas aber den Kopf. Er sah Plautius Montanus nun an mit seinen grauen Sperberaugen, und auch wenn er weiterhin höflich und fast leise sprach, so wie es einem Freigelassenen in Gegenwart eines römischen Ritters anstand, war er dennoch in der Sache fest:
"O edler Ritter Plautius Montanus, Du hast mich nicht ganz verstanden, was vermutlich an meinem Unvermögen liegt, mit Worten umzugehen. Verzeih mir diese Unhöflichkeit. Jedoch ohne Erlaubnis meines Patrons, des Kaisers, kann ich niemanden Angestellter sein. Ihm bin ich lebenslänglich verpflichtet.
Was ich in deinem Hause leisten kann, sind allein Freundschaftsdienste. Und ich werde sie Deinem Sohn aus ganzem Herzen leisten",
er lächelte nun ein wenig:
"Wenn du mir jedoch gerne eine Wohltat erweisen möchtest, obwohl Du mir schon eine damit erweist, in dem Du mich des edlen Caelinus Mentor sein lässt:
Ich selbst hatte bisher zwei Angestellte in der Casa Octavia, die ich nun entlassen muss: Meine Haushälterin Peigi und meinen Ianitor Louarn. Beiden würde ich gerne eine Abfindung auszahlen. Ich dachte an drei Monatsgehälter. Das wären einmal dreimal sechzehn Denare für Louarn und dreimal dreißig Denare für Peigi"
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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10-12-2024, 03:30 PM,
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Calum
Forenmitglied
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Beiträge: 200
Themen: 6
Registriert seit: Oct 2022
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RE: Hortus
Um Peigi und Louarn tat es ihm leid. Doch Louarn war fort. Wer wusste, ob er je wiederkam?
Calum hörte dem Austausch der beiden schweigend zu. Er wollte sich in die Geldpolitik seines Onkels nicht einmischen, ebenso in die Entscheidung seines Geliebten. Er liebte Flavianus für seine Bescheidenheit und Ehrlichkeit, doch er wünschte ihm alles Geld, das er haben wollte. Er würde dafür sorgen, dass Pytheas alles bekam, was er sich wünschte. Allem voran, dass er hierbleiben konnte, bei ihm.
Natürlich durfte er nicht vergessen, dass dies hier keine Vergnügungsfahrt war. Er musste sich auf Cathbad vorbereiten. Und vielleicht auch auf seine Brüder...
Falke
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