08-06-2024, 03:13 PM,
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RE: Hortus
Pytheas traf vor Verlegenheit fast der Schlag. Er hatte nicht daran gedacht, dass Atreus sich sozusagen "opfern" wollte, um ihn, Pytheas, hierzubehalten. Und ein Opfer war es, er kannte seinen Atreus. Der schlief lieber auf einer Strohmatratze als auf Seidenlaken, und er aß lieber einen Eintopf als Nachtigallenzungen oder gemästete Siebenschläfer. Ach, sein geliebter, geliebter Mann. Pytheas hatte ihm zugeredet, ein guter Römer zu werden. Doch er war zu gut für einen Römer.
Für einen kurzen Moment legte der griechische Freigelassene seine Hand auf die von Atreus, dann räusperte er sich:
"Ich habe noch gar keine Nachricht über meine Versetzung oder gar eine Strafe erhalten", sagte er: "Doch wenn sie kommt, und ich nach Rom zurück muss, dann würde ich dich bitten, dass der junge Plautius Atreus mit mir zurück ginge, edler Ritter Plautius Montanus. Er könnte ein gutes Wort für mich einlegen..."
Nein, das war es nicht. Die Plautier waren reich, aber der Kaiser war reicher. Bisher hatte er sich von keinem Geld leihen müssen. Es ging nicht um Einfluss oder Worte:
" Es liegt im Bereich des Möglichen, dass mein Patron mich sehen möchte, edler Ritter Plautius Montanus. Es kann jedoch auch sein, dass mir einer der Procuratoren einen neuen Befehl in die Hand drückt. Ich bin unwichtig, und vermutlich ist es dem Kaiser gleich, was ich tue oder lasse"
Der Patron hatte viele Klienten, Pytheas hatte nur Atreus. Der Medicus wünschte sich sehr, dass man ihn einfach vergessen würde:
" Ich denke, dass wir mit Bestechung weit kommen würden. So weit, dass ich hier bleiben darf" , nun lächelte Pytheas:
"Es wäre für Iscalis vielleicht wirklich nützlich. Ich bin der einzige Medicus mit einer umfassenden Ausbildung hier. Die Bürger wären dir gewiss dankbar o edler Ritter. Ihre Dankbarkeit würde sich auf deinen Erben erstrecken"
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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08-07-2024, 11:13 PM,
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Calum
Forenmitglied
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Beiträge: 200
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Registriert seit: Oct 2022
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RE: Hortus
Atreus nickte. Er mochte den Namen Plautius nicht. Er erinnerte ihn an die gleichnamige Plauze des Mannes vor ihm. Es war ein... fetter Name.
"Die Dankbarkeit soll dir gehören, Onkel", sagte er sachlich. Er ließ sich nicht anmerken, wie er über diesen Handel dachte und konzentrierte sich auf das Gespräch. Pytheas' Mitleid nahm er nur am Rande war. Er wollte diesen Kampf, soweit möglich, mit Argumenten gewinnen. Aus eigener Kraft, nicht weil ihm der Dicke hirnlos alles gestatten wollte - wenn er das überhaupt wollte. Jemand, der ihn so angefaucht hätte, den hätte Calum für immer fortgejagt.
"Ich bin sicher, ich... ich habe noch viel zu lernen. Ich weiß nicht, wie man sich als Patrizier gibt... Aber... Ich gebe mir Mühe. Und werde das auch schaffen."
Falke
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08-08-2024, 05:34 PM,
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RE: Hortus
Der Flavianus war definitiv geübter in Rhetorik als Atreus und wenn Atreus ein Plautius werden wollte, dann musste er definitiv etwas tun. "Ich will gerne dem Kaiser ein großzügiges Geschenk machen und die Arbeit des Medicus vor Ort loben, wenn euch das gefällt oder wenn es notwendig wird. Auch habe ich nichts dagegen, falls Atreus in Rom leben möchte. Die Gens Plautia verfügt über eine hübsche kleine Villa dort." Bis vor kurzem hatte Livia Diademata dort gelebt, ehe sie nach Britannien gekommen war.
Und wenn man gerade an sie dachte, dann musste sie auch erscheinen. Von ihrer Leibdienerin flankiert, segelte Livia Diademata wie ein Schlachtschiff in den Hafen. "Salvete" sprach sie knapp in die Runde, den Medicus ignorierte sie und heftete ihren Blick auf den jungen Atreus. "Ah, Mutter. Darf ich dir Flavianus Pytheas vorstellen. Ein guter Freund von unserem jungen Atreus hier. Atreus hat mir gerade erzählt, dass er gerne ein stolzer Plautier werden möchte."
Die Hoffnung, die in den Augen der Großmutter aufkeimte, war in der Tat herzzerreißend. Plautius Ursus war Diadematas ganzer Stolz gewesen und sein Tod hatte sie schwer getroffen. Dass Atreus fast ein identisches Ebenbild seines Vaters war, war nicht leicht zu ertragen, nachdem Atreus sie so distanziert behandelt hatte in der Vergangenheit.
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08-15-2024, 08:19 PM,
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Calum
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Registriert seit: Oct 2022
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RE: Hortus
Calum stand auf. Es war mehr ein Reflex, nichts, das er beabsichtigt hatte. Als seine Großmutter aufgetaucht war, hatte er es einfach getan. Sie hatten keine zwei Sätze miteinander gesprochen bisher, doch sie schien immer noch so gerührt zu sein, so voller Hoffnung und Trauer. Ihm war klar, dass sie ihren Sohn in ihm sah... Den Mann, der seine Mutter vergewaltigt hatte.
Doch auf einmal wurde ihm klar, dass er der alten Frau deswegen überhaupt nicht zürnte. Sie sah ihn nur an, mit diesen feuchten Augen, und er konnte nicht anders, als sie zu bemitleiden.
"Salve", sagte er ihr zum Gruße und war kleinlaut, denn immerhin hatte er sie damals abgewiesen. "Ich kann mir... denken, dass du mich nicht sehen willst."
Mehr brachte er nicht raus. Mehr und mehr kam es ihm vor wie ein Fehler. Die Blicke, die der fette Plautier ihm zuwarf, waren prüfend und nach Calums Auffassung gar ein wenig enttäuscht. Er bekam mehr und mehr den Eindruck, all dies war eine kolossale Zeitverschwendung.
Dennoch wollte er nicht so gehen, nicht wo sie sich wieder solche Hoffnung machte.
Falke
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08-18-2024, 04:38 PM,
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RE: Hortus
Da der Plautius Pytheas direkt ansprach, erhob auch er sich wie Calum zu Ehren der alten Dame. Ganz leicht berührte seine Schulter dessen Schulter.
Zu seiner Überraschung erkannte der Medicus in Miene Livia Diademata wirkliche Gefühle, ein Wechselspiel voller Angst und Hoffnung. Unabhängig von Plautius eher sachlicher Heransgehensweise war hier eine Person, die mehr als bereit war, ihren Enkel zu lieben.
Ihr Sohn, der Mann, der Atreus so glich und dennoch ganz anders war, hatte Unrecht getan. Aber hier und jetzt würde sich entscheiden, ob das Unrecht weitere Kreise zog oder ob aus Schmerz und Tränen und Gewalt wenigstens einmal etwas Gutes entstehen konnte.
Etwas Gutes ist schon einmal erstanden: Atreus, dachte Pytheas. Vielleicht gelang das Wunder ein zweites Mal. Zu sehr hatten die Gespenster der Vergangenheit alle Anwesenden hier im Griff.
Pytheas besann sich. Oder auch nicht, dachte er und neigte den Kopf: "Salve edle Livia Diademata", sagte er leise.
In der griechischen Sage sprach das Orakel zu Telephos, der von Achilles Speer verletzt worden war: "Nur der, der dich verwundet hat, kann dich auch heilen" Der Betreffende war tot, doch hier waren sie, Calums Großmutter und sein Onkel.
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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08-22-2024, 06:08 PM,
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RE: Hortus
Der dickliche Ritter war kein sonderlich emotionaler oder sensibler Mensch, aber es fiel ihm schwer seine Mutter so zu sehen. Die Sehnsucht in den Augen der älteren Frau war schon ein wenig peinlich, wie der Plautier empfand. Er kannte seine Mutter sonst eher als resolute Frau, die sonst eher eine Löwenmutter war und nicht zu sensiblen Ausbrüchen wie diesem neigte. Um die Situation ein bisschen weniger emotional zu gestalten, ergriff der Ritter wieder das Wort. "Nun, wenn dich niemand hätte sehen wollen, dann wärst du ja nicht hier, mein guter Atreus" sagte der Plautier mit einem leichten Grinsen.
Schon nach dem letzten Treffen und dem Ausflug seiner Mutter an Atreus' Arbeitsplatz hatte er alle angewiesen Atreus erneut einzulassen, falls dieser wieder kommen sollte - schon für Mutter. Es war offensichtlich, dass sie ihre Augen kaum von ihrem Enkel abwenden konnte. Nur langsam ergriff auch die Großmutter das Wort. "Stimmt es, was mein Sohn sagt? Möchtest du dich endlich deiner Familie hier anschließen, Atreus?" Das Gesicht der alten Frau leuchtete vor Freude auf. "Oh, was für eine Freude."
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08-25-2024, 12:48 AM,
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Calum
Forenmitglied
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Beiträge: 200
Themen: 6
Registriert seit: Oct 2022
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RE: Hortus
Calum schluckte. Ja, was für eine Freude. Ein Teil von ihm wollte immer noch weglaufen. Doch bei der Miene der alten Frau überkam ihn eine schreckliche Reue. Er kannte keine Familie, die einen gern hatte. Außer seinen Brüdern, die alle ihre eigenen Probleme mit sich brachten. Er dachte an den Streit mit Louarn zurück. Nein, ein Streit war es kaum gewesen, immerhin hatten sie sich seit seiner Rebellion bei Cathbad nicht mehr gesehen. Manchmal fragte er sich, ob er Louarn überhaupt nochmal sehen würde. Es wirkte alles so zerstört.
"J-Ja, ich... Ich hatte gehofft, mit eurem Namen den Kaiser davon überzeugen zu können, Iscalis seinen Medicus zu lassen", erklärte Calum noch einmal. "Ich... Ich will gern bleiben und... und lernen, wo ich herkomme."
Er wollte seiner Großmutter irgendwann davon erzählen, wo er herkam. Wer seine Mutter war. Doch die Fragen, die aufkommen würden, konnten nur zu einem Schluss führen und er wollte es ihr im Augenblick nicht antun, zu erfahren, was für ein Schwein ihr Sohn gewesen war.
Auch, wenn seine Mutter am Ende nicht besser gewesen war... Er hatte nie einen Menschen getroffen, der ihn mehr gehasst hatte.
"Wenn ihr es erlaubt, dann bleibe ich... und... und nehme das Angebot an."
Sanft nahm er die Hände der alten Frau in die Seinen. Es war eine Geste der Zuneigung und der Beschwichtigung, um ihre Aufregung zu lindern. Eine Berührung, der eine zaghafte Freude, aber auch viel Traurigkeit innewohnte.
Er wollte nur mit Pytheas allein sein im Augenblick.
Falke
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08-26-2024, 01:24 PM,
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RE: Hortus
Pytheas war noch immer erschüttert über das Opfer, das sein Freund hatte bringen wollen. Er wusste gar nichts zu sagen. Aber da nahm Atreus behutsam die Hand der alten Frau. Das war kein Opfer mehr. Der Medicus spürte förmlich ihre Dankbarkeit. Es war ganz still, es war behutsam, es war ein erster Schritt.
Als Medicus hatte Pytheas ihn nur zu oft erlebt, den entscheidenden Moment, in dem die Angehörigen unter sich sein wollten. Ein Arzt störte dabei nur. Er konnte auch über seine Kunst hinaus nicht helfen, denn nur die Natur konnte heilen.
Er lächelte Atreus zu, all seine Liebe legte er in dieses Lächeln und in seine grauen Augen.
" Ich sollte gehen, oder?", fragte er ihn ganz leise. Er war ja kein Plautius.
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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08-28-2024, 11:00 PM,
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RE: Hortus
Der dicke Ritter hatte sich zurückgelehnt und snackte noch ein wenig an seinen Trauben, da er den rührenden Moment zwischen seiner Mutter und Calum ebenfalls nicht stören wollte. Ihm ging es da sehr ähnlich, wie dem Medicus und er fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen. Aber er gönnte seiner Mutter diesen Lichtblick, die in den vergangenen Jahren nicht viel zu lachen gehabt hatte.
Livia Diademata dagegen ergriff die dargebotenen Hände des Enkels beherzt und drückte ihn mit aller Kraft, als ob sie sich davon überzeugen müsste, dass es der Realität entsprach. "Ich bin so glücklich, Atreus, dass du den Namen deines Vaters annehmen willst. Gleich morgen kannst du mit Montanus zu unserem Verwandten gehen, der sich um legale Dinge kümmert. Plautius Seneca weiß bestimmt Rat, wie wir das zügig hier in der Provinz erledigen können und dann können wir dir einen ordentlichen römischen Namen und eine Braut aussuchen. Ich freue mich ja so sehr..."
Der Blick der ältlichen Matrone schweifte bereits in eine Zukunft, in der sie sich von vielen kleinen Plautierbabies umringt sah, die sie betütteln konnte, nachdem sie diesen Traum angesichts des Todes der älteren und des Junggesellendaseins des anderen Sohnes schon aufgegeben hatte. Hier bot sich doch noch einmal die Chance sich wie eine Oma - oder Uroma in dem Fall - um die kleinen Enkelchen zu kümmern.
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09-01-2024, 08:51 PM,
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Calum
Forenmitglied
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Beiträge: 200
Themen: 6
Registriert seit: Oct 2022
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RE: Hortus
Calum kam noch nicht dazu, Pytheas zu antworten, denn da stürzte sich die Oma schon auf ihn. Von Opfer zu Nicht-Opfer zurück zu Opfer. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, was da auf ihn zukommen würde.
Nun hielt die Großmutter seine eigenen Hände und starrte ihn an als erwarte sie plötzlich viele große bedeutende Dinge von ihm.
"N-Namen?", fragte er, denn er mochte seinen Namen. "Braut!?"
Hilfesuchend sah er sich um. Auf keinen Fall wollte er, dass Pytheas jetzt ging!
"I-Ist das... nicht noch etwas früh? Ich bin erst siebzehn! U-U-Und ich bin doch gerade erst hier!"
Falke
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