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[Alun]

Fintan fühlte sich schlecht, weil nun auch Alun hierher kam, anstatt sich zu amüsieren. Obwohl die Reise wirklich lang gewesen war, glaubte er, der Bruder würde nur wegen ihm hierherkommen.
Er setzte sich auf. Aus seinen müden Augen musterte er den anderen.
"Ich hab's wirklich vermasselt", murmelte er leise. "Ich... Ich will doch nur... Aber ich weiß nicht, wie... Ich weiß nicht wie. Ich weiß nicht wie. Ich... Ich weiß nicht..."
Fintan holte tief Luft. Fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht und versuchte es mit einem Lächeln, das ihm seit Tagen immer schlechter gelang. Ein Fintan, der nicht lächelte und witzelte wirkte zerzaust, verhärmt und kränklich. Er hatte gänzlich versagt in seiner Aufgabe, vor allem, wenn sich jetzt um ihn gekümmert werden musste. Er wollte nicht, dass Alun hier bei ihm war, statt bei den anderen. Er wollte nicht, dass Alun immer für ihn da war. Seine Aufgabe war es, für Alun da zu sein. Auf seine... verquere, seltsame Art und Weise. Er konnte nicht mit weisen Ratschlägen aufwarten. Er hatte es seit jeher nur beherrscht, Leute aufzumuntern, zum Lachen zu bringen mit seinen Zaubertricks und Witzen. Mehr konnte er nicht. Hatte er nie. Würde er nie.
"Wir... Wir könnten zusammen hingehen. Uns was amüsieren?", schlug er vor, denn die Vorstellung, dass Alun seinetwegen hier blieb, mochte er nicht.

Es schien, als seien wir all die Wochen keinen einzigen Schritt weiter gekommen und ich war heute auch nicht mehr in der Stimmung, das alles noch einmal durchzukauen. Ihm schien es auch nicht gerade recht zu sein, dass ich hier war. Aber ich brachte es auch nicht übers Herz, ihn jetzt allein zu lassen. "Ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann", sagte ich schließlich, meine Stimme klang müde. "Aber ich will es versuchen. Du musst das nicht alleine durchstehen." versicherte ich ihm ein weiteres Mal.
Fintan sah mich lange an, und in seinen Augen lag eine unendliche Müdigkeit. Er brachte es sogar fertig, einmal zu lächeln. Aber das war nur gespielt. Er sah richtig krank aus! Aber ich sah wahrscheinlich auch nicht besser aus. Wir alle waren in den letzten Wochen an unsere Grenzen gestoßen.
Schließlich überraschte mich Fintan dann doch, als er vorschlug, dass wir gemeinsam aufs Fest gehen sollten, um uns zu amüsieren, wie er sagte. Ich sah ihn einen Moment forschend an und wog ab, ob dies vielleicht doch noch eine Option sein konnte. Wir beide wären dann abgelenkt und vielleicht hatten ein paar Stunden, in denen wir Spaß hatten, für uns beide eine heilende Wirkung. "Vielleicht hast du recht", sagte ich dann. "Vielleicht ist es an der Zeit, endlich einen Schritt nach vorne zu machen."

[Fintan]

"Ja. Ja, ganz sicher sogar", sagte Fin, der selbst nicht überzeugt war von den eigenen Worten. Er tat dies hier nur für Alun und hätte lieber gern weiter allein hier die Zeit verbracht, wo er nachdenken konnte. Er wollte, dass es seinen Brüdern gut ging. Lou allerdings schien es nur gut zu gehen, wenn er nicht da war. Vielleicht sogar ganz verschwand.
'Geh einfach sterben'...
Er holte Luft, schüttelte den Gedanken ab. Wollte jetzt nicht darüber nachdenken, wie sehr Louarn ihn wirklich hasste.
Es ging jetzt um Alun. Und darum, wenigstens einmal einen schönen Abend zu haben.
"Lass uns gehen!"
Munter wie ein Fisch im Wasser sprang Fintan auf und zog am Arm seines Bruders, damit keiner von ihnen beiden es sich noch anders überlegen konnte. Sie waren müde, alles tat weh, sie alle wollten nur schlafen nach dieser Reise.
Sie würden trotzdem tanzen, trinken und lachen bis sie umfielen!

[Rhian]

Ob die Falken eine ebenso luxuriöse Unterkunft hatten, wie sie ihr Zimmer bezeichnen würde? Und wie fand Anwen die Annehmlichkeiten der Brigantes? Das Kleid in dem wunderschön gearbeiteten Stoff und mit dem Symbol der Brigantes auf der Brust versetzte Rhian noch immer in stumme Verzückung. Dabei konnte man ihre Augen hell funkeln sehen, auch wenn sie versuchte Contenance zu bewahren. Sie war doch kein kleines Kind mehr, dass man mit Geschenken in Verzückung versetzen konnte. Oder etwa doch? Aber das Kleid war nun einmal wunderschön und Rhian würde es definitiv missen. In der Badewanne hatte sie wahrlich nicht lange gesessen, da sie wusste, dass auch die sie begleitenden Falken und Anwen baden wollte. Und allzu schmutzig sollte das Wasser dann doch nicht sein. Somit wurde es lediglich eine Katzenwäsche, auch wenn sie darauf achtete, dass sie nicht mehr nach Pferd und dem Staub der Straßen roch. Ihre rötlichbraunen Haare umrahmten ihr Gesicht wie einen Glorienschien und Rhian zupfte einige Strähnen aus ihrer Frisur, die sie geflochten bekam. Kundige Hände einer der Mägde übernahm diesen Dienst und Rhian überließ sich diesen kundigen Händen vollkommen. Das Mädchen war tatsächlich eine Meisterin im Frisurenflechten. Vielleicht würde sie das Mädchen später fragen, ob sie ihr einige der einfacheren Frisuren beibringen könnte.

Schließlich wurde auch an ihr Zimmer gepocht und Rhians Blick richtete sich sogleich auf das Holz der Türe. Ja richtig, der Empfang der Königin. Und dabei würde sie auch IHn wiedersehen. Bei dem Gedanken an ihren Zukünftigen spürte Rhian wie ihr Herz wie ein gefangenes Vögelchen in ihrer Brust zu flattern begann und immer heftiger mit seinen Flügeln schlug. Ein tiefes durchatmen erfolgte und ein weiteres. Bevor sie sich straffte, ihre Schultern durchdrückte und schlußendlich nach draußen trat. Hinaus auf den Flur und diesen entlang, bis sie vor dem Langhaus ankam und sich verlegen lächelnd umblickte. Mit leisen Schritten trat Rhian schließlich auf die Kutsche zu und streckte ihre Finger aus, um die Kutschentüre zu öffnen. Damit sie hinein klettern konnte. Ganz ohne Hilfe natürlich.

[Cinead]

Lady Armiduana war bereits in den Wagen geklettert und ich wartete noch kurz, bevor ich selbst einstieg als ich auch schon Fin und Alun daherkommen sah. Die beiden wollten wohl auch zum Fest und ich nickte ihnen freundlich zu, als sie sich uns anschlossen. Als letztes kam Rhian aus dem Haus - in ein hübsches neues Kleid gehüllt und ich half ihr in den Wagen, ehe ich mich selbst hineinbegab. Von Lou und Anwen fehlte jede Spur, aber vielleicht hatten die zwei ja auch ihre eigene Privatparty jetzt wo das Haus quasi leer war oder schliefen einfach nur in ihren Betten...wer wusste das schon...

Das Zeichen wurde zum Aufbruch gegeben und der Karren ratterte langsam los, kaum schneller als Schrittgeschwindigkeit ging es vom Hügel, auf dem Berrocs großes Langhaus stand, hinab Richtung Zentrum von Isurium auf engen Wegen, die gerade genug Platz für einen Karren boten. Nachdem wir uns durch einige dieser kleinen Gassen gequält hatten, verbreiterte sich der Weg allerdings zur Hauptstraße, die zum Marktplatz und dem Haus der Königin führte. Vor dem Haus der Königin hielt der Wagen an und uns wurde von Stallknechten geholfen, die den Wagen wegbrachten. Von hier konnten wir in den Garten auf das Fest gehen und mussten nur Lady Armiduana folgen.

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