Forum

[Raven]

Ein Ochsenkarren führ auf das Forum, er war mit Heu beladen und ein Bauer aus dem Umland saß auf den Bock, neben ihm eine junge Frau in einen dicken Umhang gewickelt und einem Breiten Tuch über Kopf und Schultern.
„Da geht’s zur Taverne“ brummte der Mann und deutete wage in eine Richtung.
„Hab dank guter Mann, ich denke ab jetzt finde ich es. Wenn du mal Durst hast, komm zu meiner Tante in die Taverna zum weißen Pferd, ich sorge dafür, dass du was zu trinken bekommst“
Helena sprang vom Bock und zog die schwere wollene Umhängetasche runter. Sie schlang sie sich über Kopf und Schulter und wartete noch bis der Bauer mit seinen Ochsen weiter fuhr.
Einmal musste sie noch fragen dann wusste sie, wo sie hinmusste. Das junge Mädchen streckte sich, was in ihrer Größe nicht wirklich viel war, und machte sich auf den >>>Weg.

[Marcus Octavius Fronto]

Die III. Centurie kehrte von ihrem Patrouillenmarsch zurück. Heute führte der Centurio seine Truppe quer durch die Stadt. Die Bevölkerung sollte sehen wie erfolgreich ihre Patrouille war. Die beiden noch lebenden und unversehrte Gefangenen, waren mit ihren Ketten an einem der Wagen befestigt worden. Sie waren erschöpft, hungrig und durstig. Die Soldaten waren es gewohnt so lange Strecken ohne Pause zu marschieren, doch sie, besonders Deirdre, waren am Ende ihrer Kräfte angekommen. Sie wurde nur noch mit gezogen. Lange würden ihre Beine sie nicht mehr tragen.
Der tote Druide lag auf dem Wagen, der die Gefangenen mit sich zog. Sie sollten sein Bild vor sich haben, es sollte ihnen vor Augen führen, wie auch ihr Leben, all zu schnell enden konnte.

[Furiana Deirdre]

Der Rückweg von der Quelle nach Iscalis erschien mir unendlich viel länger als der Hinweg. Ich war jung und kräftig und durchaus lange Wege gewöhnt, aber mit dem schnellen Marsch der Soldaten konnte ich nicht mithalten. Dass ich wie eine Ziege mit einem Seil an den Karren mit der Leiche des Druiden gebunden war verbesserte meine Laune ebenfalls nicht. 

Ich war physisch ziemlich am Ende als wir endlich das Stadtgebiet erreicht hatten und die Menge starrte den seltsamen Zug nur an. Am Rande des Forums sah ich Sabi mit ihrem Einkaufskorb und ich rief ein, zwei Mal nach ihr, aber ich war nicht sicher, ob sie mich gehört hatte. Einer der Soldaten knuffte mich in die Seite, was mich stolpern ließ und einige Schritte wurde ich mitgeschleift, ehe ich wieder auf die Beine kam. In dieser Zeit war Sabi längst aus meinem Sichtfeld verschwunden.

[Wicho]

Wicho war gerade auf dem Forum, im Auftrag des Medicus unterwegs. Er hörte die Soldatenstiefel auf dem Pflaster klacken. Neugierig blieb er stehen und betrachtete das Schauspiel. Es war schon merkwürdig, normal war es nicht, dass sie quer durch die Stadt zogen. Dann sah er den Grund sie führten zwei gefangenen mit sich. Eine Frau, die gerade ins stolpern geraten war und einen Mann. Plötzlich kam ihm die Erkenntnis, das war doch Erin. „Erin bis du das?“ Dann noch einmal lauter, weil dieser ihn bestimmt nicht gehört Hatte. „Erin?“ Einer der vorbeimarschierenden Soldaten sah ihn prüfend an. Spontan kam von Wicho die Frage: „Was hat er denn getan“. „Da hälst du dich besser raus, sonst müssen wir dich auch mitnehmen.“, blaffte der Soldat ihn an. „Ja aber“, kam nur noch leise von ihm, ehe er sich eiligst auf zu Pytheas machte.

[Tiberius Furius Saturninus]

Sabi mit ihrem Korb prüfte gerade besonders runde schöne Zwiebeln , als der Gefangenenzug vorbei kam. Die Marktfrau winkte ihr zu:"Sabi, da hat eine nach dir gerufen", sagte sie.
Sabi schüttelte den Kopf: "Ich kenne keine Verbrecherinnen", sagte sie."Doch, doch, es war eine junge Frau mit langem Haar und sie rief ganz deutlich Sabi", beharrte die Frau.
Sabi wurde neugierig: "Lege mir diese Zwiebel bitte  zurück", sagte sie und folgte in einiger Entfernung. Sie wollte keinen Ärger kriegen, aber wissen wollte sie doch, was los war.

[Erin]

Wie eine willenlose Puppe war Erin hinter dem Wagen hergelaufen. Warum er hier war und wie er vorher in das Militärlager gekommen war, wusste er nicht. Alles was er noch wusste, er war in einem Wald gewesen. Den Grund dafür wusste er auch nicht. Vielleicht lag es an den wahnsinnigen Kopfschmerzen die er hatte. Das Mädchen, das neben ihm herlief kannte er auch nicht und dann war da noch der Tote vor ihm auf dem Wagen. Das schlimmste aber war, er wusste nicht wer er selber war.
Plötzlich rief einer Erin, noch ein zweites mal und auch noch lauter. Irgendetwas sagte ihm der Name. Nur was? Suchend sah er auf, doch es war zu spät und er war schon weitergezogen worden. Was die Soldaten wohl mit mir vorhaben, dachte er dann.

[Marcus Octavius Fronto]

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Vier Contubernia hatten den Auftrag erhalten Holz für den Scheiterhaufen einzusammeln. Zwei weiteren sollten diesen aufbauen. Da die Legionäre, noch bevor die Stadttore geöffnet wurden, Eintritt durch eine kleine Seitenpforte erhielten, würden die Einwohner von Iscali in den frühen Morgenstunden von dem Anblick eines Scheiterhaufens überrascht.


Jetzt hörte man die Räder eines Wagens und die Tritte von Soldatenstiefel auf dem Pflaster der Straße zum Forum.
Eilig hievten vier Legionäre den Körper des toten Druiden auf den Scheiterhaufen. Die gesamte Centurie nahm nun Aufstellung um diesen, ehe er anschließend ohne Kommentar angezündet wurde.
Dies sollte zur stummen Mahnung an die Kelten dienen.

[Flavianus Pytheas]

>>>  Pytheas dachte wieder an Iuventia Helena. Nach wie vor hielt er für zu talentiert, um in Iscalis an einen Plebejer verheiratet zu werden. Oder wollte er nur, dass sie eine Medica wurde, weil er sie keinem anderen Mann gönnte? Die meisten weiblichen Ärzte heirateten nicht. Männer wollten Ehefrauen, keine Wissenschaftlerinnen im Haus. Und Minerva, die Göttin der Gelehrsamkeit, war schließlich auch unbemannt...

"Die beiden Wirtinnen sind freundlich und tüchtig. Aber natürlich ist ein eigenes Zuhause viel besser. Ich habe die Casa Octavia, welche ich mieten konnte, hier über den Aushang gefunden. Auch mein Personal. Nur meinen Gehilfen nicht, das ist eine ganz andere Geschichte“

Er deutete zunächst auf das schwarze Brett mit den vielen Anzeigen und dann zum Gebäude des Händlers: 

 „Dieser Prachtbau hier ist das Handelshaus von Salvius Falco. Das Officium der Thorii ist ausgeschrieben. Du kannst es nicht verfehlen. Also alles Gute für deine Suche Bo und dass deine Herrin zufrieden mit Dir sei" 

Pytheas unterhielt sich gerne, er war aber auch immer in Eile. Bisher war er der einzige Medicus mit einer griechischen Ausbildung am Ort. 
Gedanken über die Begegnung machte er sich nicht. Wenn Bo und seine Herrin in Iscalis blieben, würden sie sich bestimmt öfter über den Weg laufen, und wenn sie zufällig Nachbarn im Thorianum A werden sollten, dann stieg die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Begegnung.

[Marcus Mucius Primus]

Es war nicht besonders schwer, meine Schritte anzupassen. Didia Corona und Serafina bewegten sich auch in damenhaftem Schneckentempo vorwärts und blieben obendrein noch häufig stehen. Dagegen hatte der Medicus hier geradezu die Geschwindigkeit eines Rennpferdes am Equus October.
Und so gingen wir wieder zurück in die Stadt, wo meine Reise quasi begonnen hatte, wenn auch recht fruchtlos, so dass man fast meinen könnte, ich wäre die Wache des Griechen. Auch wenn der wahrscheinlich keine brauchte, denn wer sollte schon einen Arzt angreifen und weswegen, noch dazu in einer kleinen Stadt? Ich versuchte noch, herauszufinden, warum er mir bekannt vorkam oder ob ich mir das einbildete, als wir am Forum ankamen und er mich grob einwies.
Als er das schwarze Brett erwähnte, fügten sich in meinem Kopf einige Teile wieder zusammen. Ich hatte am Morgen dort die Aushänge gelesen, aber neben den Stellenangeboten nur den Hinweis auf den Baugrund gefunden, aber keine Wohnungen. Den Stellenausschreibungen hatte ich nicht tiefere Beachtung geschenkt, aber jetzt erinnerte ich mich wieder. Ein Medicus suchte Personal. Und irgend etwas kratzte an meinem Unterbewusstsein, das mir sagte, ich sollte es mir noch einmal ansehen. Dringend. “Du suchst Personal, richtig?“ fragte ich noch einmal nach, möglichst freundlich, da er sicher mein kurzes Zögern bemerkt hatte. “Ich hatte heute früh auf die Tafel gesehen, aber keine Mietannoncen gesehen“, klärte ich ihn auf, was der Wahrheit entsprach, ohne meinen Entschluss zu kommunizieren, besagte Stellenausschreibung später noch einmal zu besichtigen. Irgend etwas war daran wichtig, aber ich wusste nicht, was es gewesen war.

“Und du hast recht, das Gasthaus ist ordentlich geführt, aber ein eigenes Zuhause ist besser. Aber ich danke dir für deine Zeit und deine Ortskenntnis, Medicus, und wünsche auch dir alles Gute.“ Es klang nach Abschied, aber ich hatte jetzt auch nicht erwartet, dass der Mann mit mir Händchenhalten wollte, während ich eine Wohnung suchte.

[Marcus Sabinius Merula]

>>>
Es hatte eine Weile gedauert, doch ich hatte mir die Worte meiner Mutter zu Herzen genommen, denn ich wusste, so konnte es nicht weitergehen! Also hatte ich einige Tage später unseren Sklaven Midas und Aratas, die meine Mutter mir zur Seite gestellt hatte, aufgetragen, alles für einen Spaziergang zum Forum vorzubereiten. Einen Moment hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mir eine Mietsänfte kommen zu lassen. Aber das kam nicht in Frage! So verweichlicht war ich zum Glück noch nicht. Auch wenn jeder einzelner Schritt eine Herausforderung für mich werden sollte, so wollte ich diese Herausforderung annehmen.
Mit Hilfe meines Stockes und gestützt von Aratas setzte ich einen Schritt vor den anderen, während Midas neben mir herging und für meine Sicherheit sorgen sollte. Es war ein mühevolles und zeitaufwendiges Unterfangen, aber irgendwann standen wir dann auf dem Forum. Ich blieb einen Moment stehen und schaute mich um. Ich war sehr lange nicht mehr hier gewesen und allmählig wollte sich auch die Freude in mir darüber ausbreiten, wieder hier zu sein.
Etwas von uns entfernt stand eine Menschentraube beisammen. Ich konnte nicht genau erkennen, was da los war. Also schickte ich Midas los: "Geh, und sieh nach, warum die Leute dort stehen!"  Der Sklave lief sofort los und kam nach einer Weile wieder. 
 | Midas
"Ein Aushang, Dominus! Es soll ein Wettrennen geben. Zur Equirra!" Ich bemerkte die Begeisterung in Midas' Stimme und auch seine leuchtenden Augen blieben mir nicht verborgen. Ein solches Ereignis war eine willkommene Abwechslung. Auch für einen Sklaven, wenn er seinen Herrn dorthin begleiten konnte. Allerdings hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Es hatte mich viel Überwindung gekostet, jetzt hier auf den Forum zu stehen, aber zu einem Wettrennen zu gehen? Und noch dazu zur Equirra, die für gewöhnlich von der Legio ausgerichtet wurde. "Equirra," echote ich leise und räusperte mich dann. "Lasst uns weiter gehen! Wir haben nich viel vor!" Das Leuchten aus Midas Augen verschwand, so schnell wie es gekommen war. Er nickte und wir gingen weiter.