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[Norbana Orestilla]

Ich nahm einen tiefen Atemzug, als der Ianitor mich begrüßte. Dass meine Sklaven mich begleiteten, gab mir ein wenig Halt. Ich würde mir heute nicht anmerken lassen, wie rasch alles gegangen war. Wie schnell aus mir die Verlobte des Lucius Plautius Leander geworden war und wie schnell aus dem jungen unbedarften Mädchen eine erwachsene junge Frau geworden war.
"Danke, Hector," erwiderte ich ihm mit einem freundlichen Lächeln.
Mit erhobenem Kopf ein trat ich ein und folgte dem Sklaven, während meine Sklaven mir folgten. Phineas gab ihnen noch letzte, leise Anweisungen und erinnerte sie daran, wie sie sich zu verhalten hatten und was ihre Aufgabe bei meinem heutigen Besuch war.

[Calum]

Ob Montanus bereits hier war? Calum war seiner Einladung zu diesem Domus gefolgt, wo es wohl um rechtliche Angelegenheiten ging. Calum kannte sich mit sowas nicht aus. War das wirklich so wichtig?
Viel lieber hätte er seine Zeit mit Pytheas verbracht oder versucht, etwas über seine Brüder herauszufinden. Er hatte nur Fintan getroffen, seit dieser wieder in der Stadt war, und das beunruhigte ihn ein wenig.
Doch er war auf Montanus' guten Willen angewiesen und beschloss daher, den gutmütigen Riesen nicht unnötig ins Auge zu pieksen.
Also klopfte er an die Tür.
"Mein Name ist Plautius Caelinus", stellte er sich vor. Der Name war immer noch ungewohnt. Doch immerhin hatte er eine vertraute Bedeutung und einen ähnlichen Klang. Wie schon seine anderen Namen würde er ihm noch ans Herz wachsen, ganz sicher. "Mein Onkel, Plautius Montanus soll bereits hier sein. Ich habe mich etwas verspätet."

[Caius Plautius Leander]

Hector öffnete etwas verwundert die Tür. gerade eben noch hatte er Plautius Montanus reingelassen und jetzt stand da ein junger Bursche und stellte sich als Plautius Caelinus vor. Eigentlich hatte Hector gedacht, alle Plautier zu kennen, besonders alle in Britannia. Aber der Name sagte ihm gerade wirklich überhaupt gar nichts. Und er fühlte sich etwas überrumpelt davon, dass Plautius Montanus der Onkel von Plautius Caelinus sein sollte, denn soweit Hector wusste, hatte Plautius Montanus keinen Neffen.

Er stand also einen Moment mit leicht verwirrt geöffnetem Mund da, während die Gedanken versuchten, eine sinnvolle Reihenfolge zu ergeben, ehe er antworten konnte.
"Der ehrenwerte Plautius Montanus ist bei meinem Herrn Plautius Leander im Gespräch. Ich führe dich zu ihnen." Auch wenn die beiden gerade mal zwanzig Schritt hinter Hector im Tablinum waren, was in gerader Sichtlinie zum Eingang lag. Aber er würde diesen ominösen, neuen Plautier bis dorthin nicht aus den Augen lassen. Sicher ist sicher!

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[Calum]

Calum wusste nicht, was er in solchen Fällen tun sollte. Ihm war ja noch nie ein Verwandter weggestorben. Nun, keiner, der nicht in einem kultischen Ritual geopfert wurde...
Plautius Montanus war nach Londinium, um die Politiker zu bezirzen - ohne ihn mitzunehmen, das hatte er versäumt, zu erwähnen.
Und nun war der alte Seneca tot. Calum hatte ihn nicht einmal kennengelernt. Nun hatte er sich gefragt, ob ihn Leander, der in ihm nun einmal nichts als einen Emporkömmling sah, überhaupt sehen wollte. Und er wusste ja nichts darüber, was er nun tun sollte, so als Römer.
Schließlich jedoch hatte der Anstand gesiegt. Oder das, was Calum für anständig hielt. In Begleitung eines der Sklaven von Montanus trat er an die Porta, trug die Trauerkleidung, welche ihm die Hausdiener empfohlen hatten und hoffte, dass diese Geste angemessen war.
Er pochte an und wartete, bis der ansehnliche Hector die Tür öffnen würde.
"Salve", sagte er knapp. "Bitte entschuldige mein unangemeldetes Auftauchen. Ich erfuhr erst kürzlich vom Tod eures Herrn und möchte Plautius Leander mein Beileid ausdrücken."