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Normale Version: Porta
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Dies ist die Porta der Domus Plautia. 
Wer das Haus betreten will, möge hier anklopfen und auf Einlass warten.
[Bild: Scaevus-2-1.png]

>>>   Wie sein Herr ihm aufgetragen hatte, kam Scaevus wenig später mit einem großen Korb, den er allerdings alleine trug, an die Haustür, verschnaufte eine Minute, während er nochmals sein Sprüchlein für sich wiederholte, und klopfte dann an die Porta.
Aus dem Inneren des Hauses waren noch die üblichen Geräusche eines Einzuges zu hören: Möbel wurden gerückt, hier und da wurde einmal gehämmert und immer wieder ertönte eine gereizt klingende Stimme dazwischen. Es dauerte also länger als üblich, bis die Haustür geöffnet wurde.
“Verzeihung“, sagte Leander, der kurzerhand den Ianitor mimen musste, da selbiger gerade dabei war, Möbel zu verschieben. Ein Blick auf den Korb genügte, um zu erkennen, um welche Art von Besuch es sich handelte, und sofort wurde das Gesicht des Maiordomus fachmännisch freundlich. Er lächelte. “Willkommen an der Domus des ehrenwerten Caius Plautius Seneca. Darf ich dir behilflich sein?“ meinte Leander mit Blick auf den Korb, der sichtlich gut gefüllt und daher anzunehmenderweise nicht gerade leicht war.
[Bild: Scaevus-2-1.png]

Scaevus war froh, die schwere Last so bald loszuwerden. Der Henkel drückte ihm am Arm:

" Salve Ianitor", sagte er, denn für den hielt er den Bediensteten, der ihm die Tür aufgemacht hatte:

"Mein Herr, der hiesige Princeps Officii  Furius Saturninus entbietet dem Rechtsgelehrten Plautius Seneca seinen Gruß und heißt ihn in der Nachbarschaft mit den Gaben der göttlichen Ceres willkommen. 
Er hat die Ehre, den Kommentar zur Lex Aelia Sentia in seiner häuslichen Bibliothek zu haben und würde sich, sofern der geschätzte Plautius Seneca Zeit findet, über eine persönliche Widmung des Verfassers und ein Gespräch freuen. 

- Soll ich den Korb noch irgendwo abstellen?"
Leander packte hilfsbereit mit an und ließ den Boten so mit ins Vestibulum eintreten, wo auch klugerweise für Geschenke und dergleichen ein kleiner Tisch an der Wand stand. “Das geht schon, sagte Leander also, während er den Korb übernahm und nur eben schnell die zwei Schritte zu eben jenem Tischchen beförderte, um ihn wieder abzustellen. Das würde einer der ihm unterstellten Sklaven gleich verräumen.
“Richte deinem Herrn, dem Princeps Officiu Furius Saturninus bitte den besten Dank meines Herrn aus. Im Moment ist unser Hausstand noch nicht repräsentabel für einen Gastbesuch hergerichtet, da wir erst seit zwei Tagen in der Stadt sind und uns noch eine Köchin fehlt, um Gäste angemessen zu bewirten. Aber richte deinem Herrn gerne aus, dass mein Herr sehr gerne bis dahin ihn besuchen kommen würde, um seinem Wunsch nach einem Gespräch und einer Widmung nachzukommen.“ Ja, Leander entschied das, ohne seinen Herrn zu fragen. Denn würde er ihn fragen, gäbe es nur Gezeter, das dieser Bote hier nicht mitbekommen brauchte. “Da der Terminkalender meines Herrn noch recht jungfräulich ist, was Verpflichtungen in der Stadt angeht, richtet er sich gerne nach deinem Herrn. Er müsste nur eine Nachricht überbringen lassen, wann es ihm am besten passt.“
[Bild: Scaevus-2-1.png]

Dieser plautische Ianitor, denn dafür hielt Scaevus Leander nach wie vor, war wirklich hilfsbereit und freundlich, und der hübsche Scaevus schenkte ihm ein gewinnend schläfriges Lächeln, während er sich einen Moment durch die Locken strich. 
Er überlegte nur einen Moment. Sein Herr hatte von dem Rechtsgelehrten in höchsten Tönen gesprochen, bestimmt würde er sehr angetan sein, wenn dieser ihn besuchte. Also lehnte auch er sich weit aus dem Fenster, wenn auch mit den besten Absichten:

"Dominus Tiberius würde sich durch einen Besuch deines Herren sehr geehrt fühlen. Mein Herr ist ab der neunten Stunde eigentlich immer zuhause, und diese Woche würde es sehr gut passen. Ich richte ihm so schnell wie aus, was du gesagt hast. Nochmals Danke und Lebe wohl"
Da Leander aus eigener, leidiger Erfahrung wusste, wie umständlich spontane Besuche für das Personal werden konnten, insbesondere, wenn der Termin so spät am Nachmittag stattfand und sicherlich bis in die Abendstunden ausgedehnt würde, was ja fast zwangsläufig auf eine Einladung zur Cena hinauslaufen würde, sah er sich verpflichtet, etwas konkreter zuzusagen.
“Dann richte deinem Herrn doch bitte aus, dass mein Herr in drei Tagen seine Einladung gerne annehmen und vorbeikommen wird.“ Bis dahin hätte Leander auch Zeit, genau herauszufinden, welcher neue Nachbar denn der Furier war und wie sein grummeliger Herr dorthin gelangen würde, ohne dabei mehr als fünf Leute auf dem Weg anzublaffen. Und der Hausstand der Furier hätte Zeit, sich auf einen weiteren Gast zum Abendessen entsprechend einzurichten, der natürlich ganz spontan und zufällig eingeladen werden würde.
“Vale bene und einen schönen Tag“, verabschiedete sich dann auch Leander und sah sich der Aufgabe nun gegenüber, seinen Herrn von der Einladung in Kenntnis zu setzen.
Wie während der gemeinsamen Cena besprochen, machte sich Saturninus an jenem Morgen auf den Weg zur Casa Plautia. Er ging zu Fuß; die Entfernungen in Iscalis waren nicht weit und ein wenig den Honigkuchen wieder abzutrainieren, konnte ihm nur gut tun.
Da es ihm später garantiert die Laune verhageln und er keinen Appetit haben würde, hatte er schon zuhause etwas gegessen. Mit sich nahm er Scaevus, der alles Wichtige stenographieren sollte. Der junge Sklave schien sich auf die Aufgabe zu freuen. Oder eher auf ein Wiedersehen mit Leander, nahm Saturninus an und schüttelte im Geiste den Kopf. Gab es denn überall, selbst in der Sklavenschaft, nur noch Liebeswahn? Da war es vom alten Seneca weise, dem allen zu entsagen und nur noch die göttliche Iustitia anstatt die göttliche Venus zu verehren.
Saturninus schweifte gedanklich nicht ab von seinem Vorhaben, sondern war schon mitten drin. Denn darum ging es: Liebe. Verbotene Liebe, genauer gesagt.
Ihr Götter war das Häuschen klein, wer mag wohl sein Bewohner sein, fiel ihm der Refrain eines Kinderliedes ein, als er  schließlich vor der Casa Plautia stand. 
Sein Sklave Scaevus klopfte an.
[Bild: ianitorplautiaujii6.jpg]

Inzwischen war die Domus Plautia so weit eingerichtet, dass alle wieder ihren ursprünglichen Aufgaben nachgehen konnten. Und so öffnete heute auch ganz regulär Hector die Tür, als es klopfte, und sah sich einem Jüngling und einem etwas älterem Mann gegenüber, die er beide natürlich noch nicht kannte.
"Willkommen an der Domus des ehrenwerten Caius Plautius Seneca. Was kann ich für euch tun?" fragte er daher erst einmal freundlich.
Einen Türsteher, der das Haus bewachte, schien der Rechtsgelehrte jedoch zu haben.
"Salve Ianitor, Furius Saturninus mein Name. Ich habe mit dem werten Plautius Seneca einen Besprechungstermin", erwiderte Saturninus:
"Ich nehme an, dass man mich und meinen persönlichen Sekretär erwartet", sein Blick traf auf Scaevus, der ein bewunderndes Lächeln in Hectors Richtung aufsetzte. Saturninus gab seinem  Sklaven einen leichten Klaps auf den Arm, der ihn dazu brachte, sich wieder voll auf seine Schreibutensilien zu konzentrieren.
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