05-17-2025, 04:11 PM,
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RE: Damaris oder der Duft von Rosenöl
Damaris nahm seine Hand, küsste sie und flüsterte ihm zu, dass sie gerne seine Freundin sein wollte. Saturninus nahm ihre Hand und legte sie an seine Wange:
"Dann tröste mich bitte, meine schöne Freundin", flüsterte er, wieder zog er die junge Frau, die immer noch auf dem Tisch saß, näher. Diesmal aber spottete er nicht, sondern er rieb seine Wange an ihrer. Damaris Wärme tat ihm wohl, und eine ganze Weile blieb er so stehen, nur an sie gelehnt, in eigene Gedanken versunken. Je länger er bei ihr stand und ihren Duft spürte, desto leichter wurde es ihm.
"Die Toten müssen irgendwann einmal Ruhe geben, Damaris", sagte er fast schon grimmig, dabei sprach er aber zu Damaris von wesentlich tieferen Dingen als er es normalerweise tat. Ihr vertraute er. Sie war nur ein junges Mädchen, eine Peregrina. Sie konnte nichts von dem, was er ihr gestand, weiter geben - an wen denn? Sie würde ihn nicht verraten können, weil sie keine Rolle spielte. Mit Damaris zu sprechen war wie eines dieser Gespräche, die man mit Unbekannten im Traum hat; tiefgründig, doch ohne Konsequenzen:
" Es sind sehr viele Tote in meinem Leben, musst du wissen. Und wenn ich ihnen lange lausche, so höre ich sie leise spotten über meine Mühen. Sie sind nun an einem Ort, an dem ich ihnen nichts anhaben kann. Meine Bemühungen sind für sie immer zu wenig gewesen. Die Allerersten waren meine Eltern. Mein Vater hieß auch Saturninus, meine Mutter war eine sehr vornehme Dame aus der Gens Fabia. Sie wollten beide, da sie nicht herrschen konnten, nicht mehr leben",
Saturninus hielt Damaris immer noch umarmt: " Du jedoch hast noch deinen Vater und er ist dir zugeneigt. Das ist schön. Wer war deine Mutter? Gleichst du ihr?", fragte er etwas weicher. Damaris konnte nichts für seine Anwandlungen. Es war nicht einfach, mit dem schroffen Furius befreundet zu sein, das würde sie noch herausbekommen.
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05-18-2025, 10:50 AM,
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Damaris
Tochter des Duftes

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RE: Damaris oder der Duft von Rosenöl
Federleicht ließ Damaris ihre Lippen über den Handrücken des Furiers gleiten, denn dessen Hand hatte sie ergriffen und hielt sie mit ihren zarten Fingern umschlossen. Dabei lächelte Damaris ihr zartes Lächeln und blickte dem Furier gar arglos entgegen. Selbst als er ihre Hand nahm und diese gegen seine Wange legte, rührte sich Damaris kein Stück. Lediglich ihr Daumen huschte hauchzart über seine Wange, berührte seine weiche Haut. “Ich werde bei dir bleiben mein Freund. Ich werde dich in den Armen halten und dich wiegen.“ Sprach Damaris und wollte soeben ihre Worte in die Tat umsetzen. Da spürte sie, wie sie nun von Tiberius Furius Saturninus näher gezogen wurde. Ihre Hände hoben sich und legten sich um den Dunkelhaarigen, so konnte sie sich an ihn lehnen. Ihren Kopf gegen seine Schulter betten und ihn ihren warmen Atem spüren lassen. Dabei ließ sie ihre Finger hauchzart über seine Wange gleiten und betrachtete ihn. Schweigend und doch mit einem gütigen Glanz in ihren Augen.
Als der Furier davon sprach, dass die Toten irgendwann einmal Ruhe geben mussten, wusste sie nicht was sie darauf erwiedern sollte. Also schwieg die junge Griechin, streichelte ihm jedoch weiterhin unendlich sanft über seine Wange. Blieb bei ihm. Lauschte seinem Atem und war ihm in diesem Augenblick einfach F r e u n d i n, nach der er sich so sehr zu sehnen schien. Damaris blieb bei ihm und stumm. Lauschte seiner Stimme und musste kurz hart schlucken. Seine Worte klangen traurig. So unendlich traurig. “Du würdest das ganze ungeschehen machen, wenn du es könntest. Habe ich Recht?“ Natürlich, wer würde das nicht. Und dennoch wollte Damaris seine Antwort auf ihre gestellte Frage wissen. Ruhig blickte sie ihm also entgegen. Während ihr Daumen seinen Wangenknochen liebkoste. Zärtlich darüber glitt.
Auch seine Eltern erwähnte der Römer und Damaris spürte wie ihr Herz dumpfer in ihrer Brust pochte. Als würde sie seinen Schmerz körperlich erleben und dies machte ihr Angst. “Meine Mutter stammte aus Syria. Sie war eine gebildete Frau und mein Vater liebte sie. Meine Mutter brachte mir ihre Sprache bei. Aramäisch. Und erzählte mir Geschichte von alten Göttern, fernen Wüsten und den duftenden Gärten Antiochias.“ Sehnsüchtig wirkte Damaris in diesem Augenblick, während ihr Blick in weite Ferne gerichtet verweilte, als würde sie dort ihre Mutter leibhaftig vor sich stehen sehen. “Mein Vater meinte, dass ich meiner Mutter sehr ähnle. Nur die Augen habe ich von meinem Vater vererbt bekommen.“ Nach diesen Worten atmete Damaris tief durch und richtete ihren Blick zurück auf den Furier, vor dem sie auf dem Tisch saß. “Ein Freund meiner Mutter schnitzte mir meine kunstvolle Gehhilfe. Da bin ich ihm unendlich dankbar.“ Schmerzvoll das Lächeln, welches bei diesen Worten über Damaris Lippen huschte.
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05-24-2025, 03:48 PM,
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RE: Damaris oder der Duft von Rosenöl
Saturninus blieb in Damaris Armen. Fast ahnte er, was seinem Leben gefehlt hatte: Herzliche Zuneigung ohne das etwas getan oder erreicht oder dass er eine Rolle einnehmen oder für die Aufmerksamkeit auf die eine oder andere Weise bezahlen musste. Damaris schien ihn wortlos zu verstehen. Zögernd strich er über ihre Wange: "Du bist ...", begann er und unterbrach sich: Was war sie? Eine junge Peregrina, eine Griechin, eine Haustochter, ein Mädchen mit einem lahmen Bein. Sie war hübsch und wie es bei ihm so war, hatte sie seinen Jagdtrieb geweckt, aber schon heute war ihm dieses Vergnügen schal vorgekommen. Von seinen Gedankengängen bekam Damaris nichts mit. Sie fragte, ob er Corvus Tod ungeschehen machen wollte.
"Nein, nicht jetzt!", erwiderte Saturninus: "Er war ein Verräter, er war ein Spion, er hat den Tod verdient. Es war meine Pflicht, ihn anzuklagen, und es war die Pflicht des Statthalters, ihn zu verurteilen. Ich würde mir eher wünschen, ihm niemals begegnet zu sein! Dann hätte niemand von uns etwas tun müssen"
Nun erzählte Damaris von ihrer syrischen Mutter, und Saturninus lächelte sie an:
"Gewiss gleichst du ihr. Ihr vermisst sie sehr, nicht wahr? Und ja, du hast die gütigen Augen von Menandros geerbt. Deine Gehhilfe nimmt niemand wahr, der mit dir sprichst, denn du bist lieblich und hast eine schöne Stimme. Wenn sich ein Mann daran stört, so ist er ein Dummkopf", Saturninus ließ seine Hand auf ihrer Wange liegen, bevor er sie sinken ließ:
"Nun lebe wohl, liebe Damaris, bis wir uns wiedersehen", sagte er in sehr weicher Stimmung:
"Wenn Menandros und du meine Freunde sein wollt, dann würde mich das freuen"
Er gab ihr einen keuschen Kuss auf die Stirn, dann war Damaris entlassen (Den Kaufbetrag würde ihr Scaevus noch bringen; eine junge Dame mit einem so hohen Geldbetrag in der Tasche lockte auf dem Weg nur Diebe an)
Was ist los mit mir?, dachte Saturninus nachdenklich. Ob er alt wurde? Einen Moment sah er sich ergraut mit einer grauhaarigen Serena an seiner Seite, eine Enkelschar zu Füßen auf dem Furischen Landgut. Vielleicht war das das wahre Leben, war es schon immer gewesen, und er hatte es nicht erkannt. Und gerade hatte er, der stolze Furius, der niemanden mit einer geringen Ahnenreihe als ebenbürtig anerkannt hätte, tatsächlich einem dubiosen Griechen und dessen behinderten Tochter seine Freundschaft angeboten.
Was für ein merkwürdiger Tag.
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