01-05-2025, 05:56 PM,
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Cassia
» Feuerkünstlerin
  
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RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Mit einem leuchten in den Augen zog Cassia Nicander einfach hinter sich her. Der Ältere musste ihr wohl oder übel folgen, wollte er nicht stolpern. Bei Bran angekommen ließ Cassia die Hand ihres einstigen Dominus sogleich los und suchte den Blick des ungefähr Gleichaltrigen. Ihre Wangen waren noch immer zart gerötet und ihre Augen leuchteten weiterhin in diesem sanften Schimmer.
“Bran? Das ist Nicander.“
Stellte Cassia den Älteren ihrem Freund vor. Während sie auf Bran zutrat und ihm sachte in die Seite stubbste. Er sollte lieb und nett sein. Sie wollte doch, dass sich Bran und Nicander verstanden. Als Bran dann erklärte, dass er nicht mehr tanzen wollte, sondern lieber woanders hingehen wollte, blickte Cassia sehr verdutzt drein. Wie bitte?
“Du ..magst nicht mehr tanzen? Oh…“
Murmelte die junge Sklavin mit leiser Stimme und versuchte sich einen Reim auf Brans merkwürdiges Verhalten zu machen. Konnte dies etwa mit dem Erscheinen Nicanders zu tun haben? Aber wieso?
“Was ist los mit dir Bran? Wieso bist du auf einmal so ..komisch.“
Ja, k o m i s c h war das richtige Wort, mit dem sie das Verhalten Brans beschreiben konnte.
“Dann lass uns woanders hingehen Bran.“
Schmunzelte die junge Sklavin und griff im selben Moment nach den Händen des ungefähr gleichaltrigen Sklaven. Nicander warf Cassia einen raschen Blick aus dem Augenwinkel entgegen. Er würde es doch verstehen, oder?
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01-07-2025, 10:56 AM,
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Nicander
Schauspieler
  
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RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Cassia führte mich zu dem schlaksigen Jungen, den sie Bran nannte. Er war, weiß, sommersprossig und rotblond wie er war, offensichtlich ein Gewächs dieser Erde. Aber seine Haltung verriet mir, dass er mir nicht gewogen war. Oh nein, grüngesichtige Eifersucht hatte seine Krallen in ihn geschlagen. Er war offensichtlich Cassias neuer Freund, und er hielt mich für eine aus den Tiefen des Tartaros aufgetauchte Konkurrenz.
"Salve Bran!", sagte ich freundlich ungeachtet seines düsteren Blicks und dass er möglichst schnell von mir wegstreben wollte. Cassia wollte übrigens mit ihm gemeinsam streben. Sie mochte ihn. Also mochte ich seine Bedenken zerstreuen:
"Verzeihe mir, dass ich Cassia so überschwenglich begrüßt habe, Bran. Doch wir wurden gemeinsam verkauft und das verbindet uns. Sie ist für mich wie eine jüngere Schwester, die ich nie hatte, und ich habe sie lange nicht mehr gesehen und mir Sorgen gemacht.
Wo hast du gesteckt, Cassia? - das wollt ich gerne erfahren.
Ich plante aber keineswegs, euren Tanz zu unterbrechen. So gehe ich gleich, und ihr bleibt hier!"
Wie gesagt, ich wünschte den beiden kleinen Turteltäubchen nur das Beste.
"Domina Orestilla denkt gewiss noch an dich, Cassia. Sie ist jedoch nicht hier. Ich wollte ihr nur rasch ein Geschenk kaufen und dann wieder heimwärts", jetzt zwinkerte ich Cassia zu:
"Mal sehen, ob sie mich in ihr Gewand kleidet und im Gegenzug meine Tunika anzieht. Wenn schon Tausch der Rollen, dann richtig, nicht wahr?"
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01-07-2025, 11:56 PM,
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RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Die Stadt war ein einziges Fest. Überall erstrahlten Lichter, die Straßen waren erfüllt von Gelächter und Musik. Der Duft von Gewürzwein und gerösteten Nüssen hing in der Luft, und das bunte Treiben der Saturnalien ließ die gewohnte Ordnung der Welt für einen Moment vergessen. Ich zog meinen Mantel fester um mich, während ich die Straßen entlangschlenderte und nach Nicander Ausschau hielt.
Ich sehnte mich danach, einen Teil dieses Festes mit ihm zu teilen. Es war die einzige Zeit im Jahr, in der wir alle für einen Moment die Rolle wechseln konnten. Sklaven und Herren, die an diesem Tag die Masken der Gesellschaft ablegten, um sich in ein Theater der Freiheit zu verwandeln.
Ich ging an einem Stand vorbei, wo vergoldete Nüsse und kleine Statuen angeboten wurden. Vielleicht war Nicander hier auch vorbei gekommen. Ich betrachtete die Waren, doch er war nicht zu finden. Ich zog weiter, suchte die Gesichter der Menschen ab, die in den Straßen tanzten und lachten.
Wieder blieb ich blieb stehen, als mein Blick auf eine Gruppe junger Frauen fiel, die den „Tanz der Jungfrauen“ aufführten. Ihre Füße flogen leicht über das Pflaster, und ich konnte nicht anders, als ihnen einen Moment lang zuzusehen. Die Freude in ihren Bewegungen war ansteckend, doch ich hatte einen anderen Blick auf die Menge. Ich suchte nach Nicander.
Und dann sah ich ihn. Am Rand der Tanzenden stand er, die Augen auf den Tanz gerichtet, in den Händen eine kleine Statue. "Nicander!" rief ich, und lief auf ihn zu.
"Da bist du ja! Ich habe dich gesucht", rief ich, als er sich zu mir umdrehte. " … denn ich wollte den Tag mit dir teilen."
Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, und ich spürte eine unbändige Vorfreude auf die Stunden, die wir miteinander verbringen würden. Kein Moment lang zögerte ich daran zu glauben, dass er sich nicht auch danach sehnte. Erst als ich näher trat, bemerkte ich, dass er nicht allein war. Bei ihm standen ein Junge und ein Mädchen.
Und dann sah ich es – es war kein unbekanntes Mädchen. Es war Cassia! Die dunklen Locken, das zarte Gesicht – sie hatte sich kaum verändert. Mein Herz setzte einen Moment lang aus. "Cassia?", flüsterte ich, mehr zu mir selbst als zu ihr.
Ich trat sofort auf sie zu und wollte sie in meine Arme ziehen. "Cassia, es ist so schön, dich wiederzusehen! Geht es dir gut?"
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Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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01-08-2025, 03:42 PM,
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Bran
15jähriges Faktotum
  
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Registriert seit: Jul 2022
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RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Ja, Schwester, das kann ich mir schon denken, erst Schwester, und dann dort ein Küsschen und hier und dann mehr, das kenne ich doch, wollte ich dem Nicanderling höhnisch entgegen rufen. Aber da tauchte noch eine junge Frau auf, eine Römerin. Sie war, weil ja Saturnalia waren, nicht vornehm angezogen, aber sie hatte Nicander gesucht. Und der Nicanderling sah ziemlich von ihr hingerissen aus. Mir kam es sehr recht, wenn die die Freundin von Nicander wäre. Dann würde ihn Cassia nicht mehr wollen.
Doch erstaunte es mich, dass sie gleich nach Cassia fragte. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war bestimmt die Domina, der wo Cassia früher gehört hatte.
Also konnte sie leider nicht die Freundin vom Nicanderling sein. Mist! Doch sie konnte ja nix dafür. Sie sah nett aus.
Ich stellte mich neben Cassia und lächelte die Römerin freundlich an:
"Io Saturnalia!" , wünschte ich der fremden jungen Frau. Hoffentlich belaberte sie Cassia nicht zu lange.
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01-08-2025, 06:21 PM,
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Cassia
» Feuerkünstlerin
  
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RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen lauschte Cassia den Worten ihres einstigen Dominus. Wie sich Nicander Bran zu erklären begann, dass er in ihr eine jüngere Schwester sah und das er sich um sie Sorgen gemacht hatte. Bei diesen Worten spürte Cassia wie ihr die Röte in die Wangen stieg und sie sich verlegen auf ihre Unterlippe biss.
“Wo ich gesteckt habe? Ich.. ähm.. befinde mich die meiste Zeit an der Seite meiner jungen Domina. Ich bin sozusagen Furia Saturninas Kindermädchen und Spielgefährtin. Und weiche ihr kaum von der Seite.“
Erklärte Cassia auf die fragenden Worte des Schauspielers und blickte noch immer zu Nicander empor. Oh wie hatte sie ihn vermisst. Doch nicht so wie man eine liebende Person vermisst. Nein, dieses sehnen hatte einen gänzlich anderen Ursprung.
“Nein Nicander. Du darfst noch nicht gehen. Wir können doch zu dritt tanzen. Oh bitte.“
Sprudelte es nun mit einem leuchten in den Augen über Cassias Lippen, als sie zwischen den beiden Männern hin- und her blickte. Wobei Nicander als vollwertiger Mann galt und Bran? Sein Gesicht hatte noch die kindliche Unschuld, die Cassia so lieb gewonnen hatte. Zart lächelte die zimthaarige Cassia den blonden Bran an und spürte wie sie nur noch stärker errötete. Wie doof aber auch. Schon wollte Cassia Bran und Nicander zum Tanz auffordern, da erschien ..Norbana Orestilla. Sie stürzte regelrecht auf Nicander zu, als hätte sie sich mit dem Schauspieler hier verabredet. Oh? Grinsend linste Cassia auch schon zwischen der jungen Römerin und Nicander hin- und her. Norbana Orestilla wollte also den Tag mit Nicander verbringen? Was hatte Cassia denn noch alles verpasst, seitdem sie als Sklavin in der furischen Villa Dienst tat?
Doch noch bevor sich Cassia weitere Gedanken darüber machen konnte, war es die Stimme ihrer einstigen Domina die mit einem zarten flüstern erklang. Norbana Orestilla erinnerte sich also noch an sie?
“Domina. Norbana Orestilla.“
Quietschte Cassia regelrecht und hüpfte der jungen Römerin beinahe in die Arme. Schluchzend barg sie ihr Gesicht an der jungen Römerin, ungeachtet der Tatsache, dass ihre Tränen den Stoff ihrer Kleidung durchweichen würden. Als Norbana Orestilla dann jedoch wissen wollte, ob es ihr gut ging, löste sich Cassia etwas widerstrebend von ihr und wischte sich schniefend über ihre Augen. In diesem Moment stellte sich Bran an ihre Seite und Cassias Finger verschränkten sich unauffällig mit denen des jungen Sklaven. Wie sollte sie auf die Frage der jungen Römerin reagieren? Sie durfte nichts schlechtes über ihren Dominus sagen. Denn abermals bestraft werden wollte sie nicht.
“Dominus Furius Saturninus ist ein viel beschäftigter Mann. Er ist.. ich sehe ihn kaum.“
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01-13-2025, 02:53 PM,
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Nicander
Schauspieler
  
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Registriert seit: Oct 2023
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RE: Convivium publicum zu Saturnalia
"Domina Orestilla!", ich lächelte sie an, als breite Helios seine wärmenden Strahlen wie eine Umarmung über die ganze Welt:
" Ich wusste nicht, dass du herkommst, daher bin ich schon mit den anderen Sklaven losgezogen....",
ich wollte noch hinzufügen, dass ich ein Geschenk für sie gekauft hatte, aber da hörte ich Cassias Aufforderung: Wir können doch zu dritt tanzen.... und während der liebe Zimtkopf noch lachend und weinend am Hals ihrer ehemaligen Domina hing, sagte ich:
"Wir können auch zu viert tanzen, meine Cassia! Komm, meine liebe Herrin, hier auf den Tanzboden hinauf, ich bitte Dich von ganzem Herzen, dich diesem luftigen Reigen anzuschließen! Heute herrscht der großmütigste König Saturn, und er will doch nur lauter Glück und Freude für seine sterblichen Untertanen. Wenn man nicht tanzen kann, o Herrin, so wissen aber selbst die Götter mit einem nichts anzufangen", ich streckte meine Hand Norbana Orestilla entgegen, damit sie zu mir käme. Lauter Glück und Freude....
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01-18-2025, 12:49 AM,
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RE: Convivium publicum zu Saturnalia
"Io Saturnalia!" rief ich den Jungen zu, der Cassia und Nicander begleitete, bevor ich mich an Cassia wandte.
Die Tränen in ihren Augen ließen mich innehalten. Ich umarmte sie und spürte, wie ihre Verzweiflung an mir zerrte. "Cassia, meine liebe Cassia", flüsterte ich. Ihre Nähe war mir vertraut, und doch fühlte ich eine ungewohnte Distanz. Was hatte sie durchgemacht, seit wir uns zuletzt gesehen hatten? Ich strich ihr sanft über die Wange und musterte ihr Gesicht.
"Es ist wirklich schön, dich wiederzusehen", sagte ich leise. Ihre Worte über ihren neuen Dominus klangen vage, und ein Anflug von Sorge kroch in meine Gedanken. Doch ich wollte sie nicht bedrängen. "Ich hoffe, dass es dir gut geht", fügte ich hinzu und drückte kurz ihre Hand.
Mein Blick wanderte zu Nicander, der mir mit einer einladenden Geste entgegenlächelte. Seine Worte waren voller Überschwang. Ich hörte ihn sprechen, doch es war seine ausgestreckte Hand, die meine Aufmerksamkeit fesselte.
"Tanzen?" Ein belustigtes Lächeln huschte über mein Gesicht,aber wohl eher, um meine Verlegenheit zu verbergen. "Aber Nicander, du weißt doch, dass ich keine Tänzerin bin," rief ich mit gespieltem Tadel,Die Vorstellung, mich mitten in dieser Menschenmenge ungeschickt zu bewegen, ließ mich zögern. Doch sein erwartungsvoller Blick und das leichte Augenzwinkern in seinem Lächeln brachen meinen Widerstand.
"Also gut", seufzte ich schließlich und griff nach seiner Hand. "Aber wenn ich dir auf die Füße trete, wirst du es mir nicht übelnehmen." Ich sah Cassia an, die mich mit einem scheuen Lächeln anblickte, und nickte ihr aufmunternd zu.
Die Musik um uns schien lauter zu werden, als Nicander mich mit einem Schwung auf den Platz zog. Ein Teil von mir wollte sich diesem Moment widersetzen, doch ein anderer sehnte sich danach, für einen Augenblick die Lasten des Alltags zu vergessen. Ich atmete tief ein und ließ mich vom Rhythmus der Saturnalien tragen.
![[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]](https://adlerchronik.de/gallery/3_15_08_22_9_37_19.png)
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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01-18-2025, 04:49 PM,
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Bran
15jähriges Faktotum
  
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Registriert seit: Jul 2022
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RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Was war ich froh, als Nicander nur noch Augen für seine hübsche Herrin zu haben schien. Gleich schwor ich mir, ihn nicht mehr Nicanderling zu nennen. Jetzt würde ich mit meinem Mädchen und den anderen beiden tanzen. Jetzt wollte ich nicht mehr woanders hin.
Von einem Mundwinkel zum anderen grinsend nahm ich schnell Cassias Hand:
"Komm, Cassi, machen wir mit, das ist spaßig!", sagte ich und schon waren wir zu viert da oben. Hui, nun drehten wir uns im Kreis. Und im Getümmel gab ich meiner Cassia einen Kuss auf den Mund.
Mir war aber aufgefallen, dass der Nicand... Nicander für seine Domina ein Geschenk besorgt hatte. Also musste wohl auch Cassia eines kriegen. Während wir vor und zurückschritten...tap...tap...tap... fragte ich sie:
"Hast du denn schon einen Saturnaliengeschenkwunsch, Cassi?"
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01-18-2025, 06:05 PM,
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Cassia
» Feuerkünstlerin
  
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RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Schweigend blickte Cassia zwischen Nicander und Norbana Orestilla hin- und her und bemerkte ein sachtes surren in der Luft. Beinahe einem knistern gleich. So dass sich ein feines funkeln in die Augen der jungen Sklavin stahl und ihr Blick mit einem breiten Grinsen auf Nicander ruhte. Der Schlingel! Denn instinktiv wusste Cassia, dass sich da etwas zwischen Nicander und Norbana Orestilla anbahnte. Kurz nur biss sich die junge Sklavin bei diesem Gedankengang auf ihre Unterlippe. Schließlich spürte sie doch ein kleines Fünkchen in sich aufflammen, welches man wohl als Eifersucht bezeichnen konnte. Norbana Orestilla wollte ihr Nicander wegnehmen? Musste sie deswegen verschwinden und wurde aus diesem Grund verkauft, damit sich die junge Domina ganz und gar i h r e m Nicander widmen konnte? Kurz blitzte es in den Augen Cassias auf. Bevor sie ihren Blick auch schon senkte und sich innerlich eine absolute Närrin schalt. Was dachte sie da nur? Welch‘ närrische Gedanken waren es, die in diesem Moment ihren Geist überfluteten? Schreckliche Gedanken, die zum Glück nur in Cassias Köpfchen existierten. So war es also nicht verwunderlich, dass Tränen über Cassias Wangen liefen, als sie ihren Kopf gen Norbana Orestilla drückte und leise schluchzte. Nein. Norbana Orestilla traf keine Schuld. Diese Entscheidung hatte einzig und alleine deren Vater getroffen.
“Wenn es mein Dominus erlaubt, dann können wir uns doch häufiger sehen, oder?“
Bittend nun der Glanz in den Augen Cassias, als sie aus großen Seelenspiegeln zu Norbana Orestilla empor blickte. Dann jedoch war es abermals Nicander, der die Aufmerksamkeit der jungen Römerin gefangen nahm und Cassia etwas zurück wich. Zögerlich, gar scheu das Lächeln welches sich kurzzeitig auf Cassias Lippen abzeichnete und sie unwillkürlich nach Brans Hand gegriffen hatte. Denn die Nähe des claudischen Sklaven blieb dem Lockenkopf nicht verborgen. Wie er sich direkt neben sie stellte, als wollte er sie …beschützen?
“Hm. Ja.“
Murmelte Cassia mit leiser Stimme und ließ sich schließlich von Bran mitziehen. Hinauf auf das Podest, auf dem bereits sich wild umherwirbelnde Paare befanden. Ausgelassen war die Stimmung und Cassia ließ sich dann doch von dieser feierlichen Atmosphäre anstecken. Bei dem raschen Kuss auf ihre Lippen, spürte Cassia wie ihr das Herz bis zum Hals pochte und sie tatsächlich über und über errötete. Kichernd schmiegte sich die Sklavin in die Arme Brans. Bevor sie sich dann auch schon von ihm löste und kurz gen Nicander schielte.
“Einen Geschenkewunsch? Wieso? Ich habe von Domina Furia Serena ein paar Münzen bekommen. Aber selbst einen Geschenkewunsch? Ich weiß nicht Bran.“
Etwas hilflos wirkte Cassia bei diesen Worten. Sie wusste wirklich nicht was sie sich wünschen könnte.
“Was wünscht du dir Bran?“
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01-21-2025, 03:23 PM,
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Nicander
Schauspieler
  
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RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Die freundlichen Tänzer nahmen uns in ihrer Mitte auf und zeigten uns ihre Schritte, die auch nicht anders als die Sonnenwendtänze in meiner Heimat waren. Meist tanzten die Frauen in einer Reihe und die Männer in einer Reihe aufeinander zu, doch manchmal waren es Paare, die sich im Kreis drehten. Dazu sangen sie in ihrer melodischen einheimischen Sprache und ab und an auch auf Latein, Lustiges und Anrührendes, Fröhliches und Munteres, und wir machten mit.
Norbana Orestilla trat mir kein einziges Mal auf meinen Fuß. Sie tanzte anmutig wie eine Charite, die zierlichen Arme erhoben, die Wangen gerötet, zwischen den stämmigen Keltinnen war sie wie ein zierlicher feiner Feigenbaum aus meiner Heimat zwischen den hochgewachsenen Ulmen des spröden Britanniens. Dagegen tanzte meine liebe Cassia wild wie eine Mänade, und ab und zu warf sie mir verzehrende Blicke zu. Sollte mein kleiner Zimtkopf denn die Stiche der Eifersucht im Herzen spüren? War meine Liebe zu ihr brüderlicher als ihre schwesterlich war? Auf jeden Fall wuchs sie zu einer jungen Frau heran, und ihr keltischer Verehrer ließ sie keinen Moment von seiner Seite. Einmal fasste ich Cassias Händchen:
" Viel Glück mit deinem Bran!", wünschte ich ihr freundlich: "Wünsche mir bitte auch Glück., liebe Cassia. Und gräme dich nicht. Du hast immer einen besonderen Platz hierdrin, solange ich noch atme und lebe", ich deutete auf mein Herz, und dann ging es mit Norbana Orestilla, die mir gegenüber stand, weiter:
"Ist es nicht wie Fliegen, sich so zu der Musik zu wiegen? Als könne man wie die flinken Schwalben sich hochzuschwingen allerthalben, die Welt und ihre schweren Fesseln, im wilden Flug ganz zu vergessen", sagte ich. Da strauchelte sie oder ich glaubte nur, dass sie straucheln könnte, da die Tänzerinnen sehr ausgelassen tanzen, und ich fing sie auf und sah ihr tief in die Augen. Ach, Orestilla, ihre sanften kleinen Lippen, ihre Rehaugen, nun waren sie ganz nahe. Nur einen Kuss ersehnte ich von der Angebeteten, und ich würde ihn mir rauben, wenn sie mir ihn nicht freiwillig gab. Ich starb vor Sehnsucht, wie man nur vor Liebe sterben kann.
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