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[Claudia Sabina]

"Ich freue mich so sehr für dich, dass man deinen Mann heilen konnte", sagte ich aufrichtig und drückte Priscas Hand. Sie war so lieb, und soweit ich verstanden hatte, war Merula nicht immer nett zu ihr, wenn ihn sein Bein schmerzte. Außerdem gab es noch die herrschsüchtige Schwiegermutter.( Aber Prisca hatte mir ja nicht erlaubt, sie weit weg zu wünschen)

"Du wirst sehen, dass er jetzt bessere Laune hat. Und alles wird gut"
Ich lächelte ihr zu. Prisca hatte verdient, dass sie eine gute Ehe führte. Nicht jedes Mädchen hätte einen verkrüppelten Veteranen geehelicht, selbst wenn der ein Kriegsheld war. Jetzt wurde er gesund. Für ihren Edelmut sollte die Große Mutter, die gütige Isis, sie kräftig belohnen. Ich beschloss auf der Stelle, Isis etwas Wertvolles zu opfern. Vielleicht mein goldenes Armband. Aber das sagte ich Prisca nicht. Es sollte ein Geheimnis bleiben. Wenn sie dann vor Glück strahlen würde, dann würde Claudia Sabina nur: So, so sagen....( Agamedes sagte mir einmal, es sei kein gutes Zeichen für die geistige Gesundheit, von sich in dritter Person zu reden...hmmmmm)

"Bestimmt wurde alles gerichtet wie es Brauch ist. Catos Sklave Nefertem ist für sein Alter ganz tüchtig", sagte ich: "Ich danke dir so sehr, liebe Prisca, dass du alles vorbereiten wirst, während wir anderen feiern. Ich werde anordnen, dass man dir die besten Leckereien zurücklegen lässt - sonst sind sie weg, wenn du wieder kommst - du kennst ja die Gäste.... einen guten Hausverwalter werdet ihr jedoch so oder so brauchen, auch wenn der Hausherr wieder gehen kann. Ich wüsste nicht, was ich hier ohne Claudianus Linos täte", mittlerweile waren alle Zöpfchen geflochten und hochgesteckt und ich fühlte mich steif wie eine Puppe. Ich konnte gar nicht anders als würdig dasitzen:

"Bietet ihm doch eine Gehaltserhöhung. Vielleicht bleibt er da", ich schob meinen Freundinnen die Silberplatte mit den Pastetchen herüber, bevor ich aus Nervosität alles futterte:

"Ich freue mich schon darauf, wenn wir alle Matronen sind und Kinder haben. Wir werden uns besuchen, und unsere Kinder werden miteinander spielen" ich schaute Serena und Prisca gerührt an:
"Bitte, bitte geht nie weg von mir! Ich würde vor Langeweile sterben!"

[Accia Prisca]

Es zerriss Prisca beinahe das Herz, dass Sabina sich so freute, und sie selbst ihren Schmerz nicht zeigen konnte. Aber sie wollte der Freundin nicht die Hochzeit verderben, also riss sie sich zusammen und spielte ihre Rolle, so gut das eben ging.
Aber über Corvus zu reden war dabei wirklich schwer. “Er ist schon gegangen, Sabina. Da ändert auch eine Gehaltserhöhung nichts daran, und Sabinius Merula war es wohl auch ganz recht“, sagte sie daher nur und bemühte sich, ihre Traurigkeit nicht an die Oberfläche dringen zu lassen.

Sabina spann unterdessen schon wieder Zukunftsbilder von ihnen allen als Matronen mit Kindern, und Prisca versuchte ein Lächeln, auch wenn sich ein dicker Klos in ihrem Hals bildete. Sie war ja schon schwanger, aber von Corvus, und ob Sabina auch dann noch mit ihr befreundet sein wollte, wenn sie das erfahren würde, da war sich Prisca nicht ganz so sicher. Sie hoffte es, aber sie wusste es einfach nicht. “Ich werde nicht weggehen, Sabina. Aber was ist mit dir? Wird dein Ehemann nicht wieder nach Rom zurückkehren, um weiter Karriere zu machen?“ Iulius Cato war ja senatorischer Tribun. Das war man nur eine begrenzte Zeit lang, ehe man weiter Karriere als Senator machte. Also war es durchaus nicht unwahrscheinlich, dass von ihnen drei Sabina am ehesten diejenige wäre, die von hier fortgehen würde.

[Furia Serena]

Die komplizierte Frisur war endlich fertig, das Haar mit der Lanze gekämmt und geteilt und alle Wollbänder verflochten und korrekt installiert. Sabina musste nur noch ihren Schleier anlegen und den Brautgürtel verknoten und sie war für die Zeremonie bereit. Erschöpft ließ ich mich auf eine der Liegen sinken und ruhte mich aus, während Sabina und Prisca ein wenig plauderten. 

Die Vorstellung, dass wir alle bald Kinder haben würden, die zusammen spielen würden, war wirklich entzückend. "Ich hoffe, dass wir alle viele Kinder haben werden. Ein ganzes Rudel wünsche ich jeder von uns" erwiderte ich lachend. "Und keine Sorge...ich gehe doch nirgends hin, liebe Sabina. Ich bin hier in Britannia geboren und gehöre hier hin" sagte ich mit einem Zwinkern. "Ein großer Garten zum Spielen zwischen unseren beiden Villen wäre etwas Schönes, wo wir die Kinder spielen lassen könnten" meinte ich ein wenig nachdenklich. Die Villa Furia und die Villa Iulia lagen nicht weit auseinander. 

Es waren noch einige Stunden bis zum Morgengrauen und Phoebe hatte bereits mein Gewand und meinen Schmuck für morgen vorbereitet. Ich hatte den Vorteil, dass ich nicht in meinen Sachen schlafen musste und mich in der Früh noch einmal frisch machen und umziehen konnte nach der schweißtreibenden Frisiererei. Ich hatte ein schlichtes pfirsichfarbenes Kleid und meinen hellroten Korallenschmuck sowie passende pfirsichfarbene Wollbänder für eine klassische Hochsteckfrisur ausgewählt. Sabina sollte im Mittelpunkt stehen...da war Herausputzen wie ein Pfau mit Gold und Edelsteinen und Seide eher geschmacklos als ihre Verwandte.

[Claudia Sabina]

Serena hatte mich so würdevoll zurecht gemacht. Auch wenn die Zöpfe und der Gürtel ganz schön stramm saßen. Cato hätte meine Taille mit seinen Händen umfassen können. Ich hatte gerade die unter Damen so begehrte Sanduhrfigur bekommen. Essen würde ich auf meiner Hochzeitsfeier sowieso nichts. Man erwartete von einer Braut in jeder Hinsicht jungfräuliche Zurückhaltung . Nur war ich nicht halb so diszipliniert wie Serena. Ich hatte mich leider den ganzen Abend vollgestopft. Jetzt wünschte ich mir, dass ich dies nicht getan hätte:

"So, und jetzt noch das Flammeum, den langen Schleier. Findet ihr, dass mir die Farbe steht? Ich finde, dass sie mich blass macht", kritisch beäugte ich mich im vorgehaltenen Spiegel. 

Priscas Einwand war übrigens sehr berechtigt. Bestimmt würde Iulius Cato als neuer Stern der Hoffnung ( aber besser nicht zu sternig. Prinz Domitian, der jüngere Kaisersohn, der sich etwa im gleichen Alter unserer Ehemänner befand, mochte so gar keine Konkurrenz) in wenigen Jahren nach Rom zurückkehren -  mit mir an seiner Seite. 
Ich schaute ganz betrübt drein. Ich konnte mir ein Leben ohne Serena und Prisca nicht vorstellen. Ich fasste schnell nach den Händen von beiden:

"Liebe Serena, liebe Prisca", sagte ich schnell: " Lasst uns hier und jetzt feierlich geloben, dass wir für ewig Freundinnen bleiben werden, ganz gleich wo es uns hin verschlägt und was geschieht! 
Und sollte ich irgendwann einmal nach Rom ziehen, so lade ich euch und die Kinder ein, mich in der Domus Iulia zu besuchen und mindestens ein Jahr zu bleiben. Denkt doch nur, was wir dort alles zusammen erleben könnten! Der Kaiser lässt gerade ein großes Amphitheater errichten, das größte der Welt. Und es gäbe Theater und Feste und all die Tempel und Feierlichkeiten, das wäre für unsere Kinder so lehrreich. Die guten Schulen sowieso!"

Ich drückte ihre Hände:
"Bei der Großen Mutter, der gütigen Isis, gelobe ich das", sagte ich aus tiefstem Herzen und:
"Wenn Männer ein Triumvirat begründen können, können wir das doch auch!"

[Accia Prisca]

Sabina wurde doch noch etwas sentimental und aufgeregt und fasste Prisca und Serena bei den Händen. Sie wollte einen Schwur von ihnen, dass sie immer Freundinnen bleiben würden. Prisca fühlte sich regelrecht gerührt und wollte das wirklich gerne. Sie hoffte nur, dass Sabina das nicht bereuen würde, wenn sie sich von ihrem Mann trennen und zu Corvus gehen würde.
Trotzdem schwor sie gerne das, was sie schwören konnte. “Ja, wir wollen auf ewig Freundinnen bleiben. Was auch passieren mag und wo auch immer wir sein werden“, stimmte sie also ein.

[Furia Serena]

Bei Sabinas überschwänglichem Schwur auf die Göttin Isis musste ich leise lachen. Meine Cousine war immer so dramatisch, als wäre sie die Heldin einer Geschichte voller Liebesschwüre, Götterzauber, Mord und Verrat. Trotzdem hielt ich die Hände der beiden anderen Frauen lachend fest und nickte bei dem Schwur. "Auf dass wir für immer Freundinnen sein werden! Auf das Frauentriumvirat!" 

Wer wusste schon, was die Zukunft brachte. Es stimmte schon, dass sowohl mein Gatte als auch Sabinas baldiger Ehemann durchaus nach Rom aus politischen oder der Karriere wegen zurückkehren könnten. Ich war noch nie in Rom gewesen, aber so wie Sabina das Angebot an Amüsement beschrieb, klang es schon sehr verlockend. "Sobald wir alle Kinder haben, sollten wir mal einen Herbst und Winter im Süden verbringen. Ich habe gehört, dass es weit im Süden sehr mild ist im Winter." Ob Sabina die Hitze Alexandrias wohl vermisste?

[Claudia Sabina]

" Ein Aufenthalt in Süden und einer in Rom. Und wenn Prisca nicht von ihrem Sabinius weg kann, so treffen wir uns eben alle in Londinium. Da soll es auch sehr hübsch sein", stimmte ich zu. 
Immer noch hielt ich meine liebsten Freundinnen an den Händen. Ich hatte sie beide so aufrichtig gern. Und ich dachte, dass das Leben schön war und immer, immer nur noch schöner werden würde, weil ich morgen meinen Xerxes heiratete.