10-28-2023, 04:54 PM,
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Chronist
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RE: Büro der Bürgermeister
Kaum sind sie römische Bürger, werden sie...so, dachte der Bürgermeister etwas betrübt, als er die Lohnvorstellung von fünf Denaren am Tag hörte. Dann ging Leander aber auf zwei hinunter. Numonius Pusinnus hätte drei bezahlt, doch da Plautius Leander selbst mit seinem Lohn herunterging, zeichnete sich ein befreites Lächeln im Gesicht des Bürgermeisters ab:
"Der Witz war gut" , sprach er: "In Rom wäre deine Forderung auch nicht unbillig gewesen, Plautius Leander.
Wir sind eben nur eine Provinzstadt und können mit römischen Salären kaum mithalten. Zwei Denare am Tag sind akzeptabel
Weil du selbst deine angestrebte Stellung benannt hast, sei es so:
Du bist ab dato der Leiter des Archivs der Stadt Iscalis. Die Organisation läge ganz in deinen Händen. Suche dir selbst unter den städtischen Sklaven zwei aus, die du für fähig hälst, dir zur Hand zu gehen. Und wenn du etwas für deine Amtsführung brauchst, zögere dich nicht, dich an mich, meinen Amtskollegen oder die Quästur zu wenden"
Er schaute Plautius Leander freundlich an:
" Drei Tage sagtest du. Auch damit sind sehr einverstanden" Er ging ohnehin davon aus, dass Leander in drei Tagen mehr oder genauso viel schaffen würde als mancher Angestellter, der die ganze Woche da war. Besonders diese Großsprecher von der Kooperative. Hoffentlich verdarben die den Mann nicht:
"Welche Tage wären dir genehm?"
Dann streckte er dem frischernannten Stadtarchivar die Hand hin. Auch ein Handschlag war etwas, was nur freie, rechtsfähige Männer untereinander machten:
"Da wir das Wesentliche geklärt haben - Willkommen an Bord, Plautius Leander"
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10-07-2024, 06:25 PM,
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RE: Büro der Bürgermeister
Direkt einen Tag nach seiner Begegnung mit Norbana orestilla hatte Leander bereits in der früh einen seiner untergebenen mit einer Terminanfrage zum Duumvir geschickt und hatte dann gewartet, bis der Duumvir dieses Monats auch Zeit für ihn erübrigen konnte.
Im Moment war dies Gaius Numonius Pusinnus, den Leander dann auch gleich freundlich grüßte. “Danke, dass du einen Augenblick Zeit für mich hast, Duumvir Numonius Pusinnus. Ich möchte auch nicht zu viel Zeit mit Nebensächlichkeiten und Kleinsprech verschwenden, da ich weiß, dass deine Zeit knapp bemessen ist und komme direkt zum Punkt.“
Leander ordnete noch einmal seine Gedanken und holte einmal Luft, eher er sein Anliegen vortrug: “Ich habe die Bekanntschaft einer gewissen Norbana Orestilla zufällig gemacht, die mir im Laufe eines Gespräches anvertraut hat, dass ihr Vater schon seit Wochen ohne jede Nachricht die stadt verlassen hat und sie ohne Benennung eines Vormundes oder auch nur verwandte in der Stadt allein zurückgelassen hat. Du wirst mir sicherlich zustimmen, dass dieses Verhalten schändlich war und eine junge Dame keinesfalls ganz allein auf sich gestellt bleiben kann. Auch wenn der Fall wohl nicht so schwerwiegend ist, der eine Entziehung sämtlicher väterlicher Rechte rechtfertigen würde“, etwas, bei dem römische Rechtsprechung sehr zögerlich war und üblicherweise nur nach einem ziemlich großen Prozess zustande kam. Die Patria Potestas war allumfassend und mächtig und man wollte an der natürlichen Ordnung der Dinge ungern rütteln. “… sollten doch die Duumvirn, wie es in einem Fall ohne männliche Verwandte einer jungen Dame brauch ist, die tutela mulierum der jungen Frau übernehmen, so dass sie zumindest eine rechtliche Vertretung in dieser Stadt hat und Rechtsgeschäfte tätigen kann.“
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10-07-2024, 06:55 PM,
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Chronist
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RE: Büro der Bürgermeister
Pussinus schätzte den gewissenhaften Plautius als Archivar sehr und sagte: "Für Dein Anliegen habe ich immer Zeit, werter Plautius Leander. Ich hörte bereits, dass jener Norbanus ein Gelehrter sein soll, dessen Forschungsreisen ihn in allerhand unerschlossene Gebiete führen. Vielleicht wollte er diesmal nicht lange weg bleiben. Ich hoffe natürlich, dass dem Bürger nichts Ernsthaftes zugestoßen ist.
Nichtsdestotrotz gebe ich Dir Recht: Das ist so kein Zustand für eine Römerin. Ich selbst werde als einer der Bürgermeister von Iscalis also Norbana Orestillas Vormundschaft übernehme wie es üblich ist, bis der Vater selbst oder ein anderer Berechtigter diesen Platz wieder einnehmen"
Ein wenig beugte sich Pussinus vor:
"Ich hoffe, dass die junge Dame wohlerzogen und umgänglich ist und keine Furie, die ständig damit droht, ihren Tutor Mulieris zu verklagen, wenn er ihr eine Unterschrift verweigert. Nun ja, ich werde gewiss noch Norbana Orestillas Bekanntschaft machen", sagte er scherzend, obwohl er Schlechtes eher nicht glaubte:
"Es ehrt Dich, werter Plautius Leander, dass Du dir Gedanken um eine junge Bürgerin gemacht hast, die ganz ohne Beistand leben musste. Wenn ich noch etwas für dich tun kann, dann lass es mich gerne wissen"
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10-09-2024, 02:06 PM,
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RE: Büro der Bürgermeister
Leander hatte zwar nicht wirklich mit viel Gegenwehr gerechnet, denn wogegen sollte der Duumvir sich da auch wehren, wo es doch seine Pflicht war, anstelle eines Prätors die kleineren, alltäglichen Dinge einer Stadt zu regeln, zu denen eben auch solche Aufgaben gehörten. Dass das Gespräch aber ganz so reibungslos und kurz werden würde, überraschte Leander dann doch ein bisschen und erwischte ihn einen Moment lang auf dem falschen Fuß. Dahin, die sorgfältig ausgearbeitete Argumentationskette, die einem Plädoyer auf die Werte der Gebräuche der Vorfahren gleichkam. Als Anwalt war es irgendwie ungewohnt, ohne Widerworte Recht zu bekommen.
Leander blinzelte also einmal und überlegte, ob er noch etwas anfügen musste, aber in der Tat, musste er eigentlich nicht. “Gut, ich werde die entsprechende Urkunde vorbereiten und mit dem Siegel der Stadt versehen. Im Moment habe ich sonst keine weiteren Anliegen. Ich danke dir für deine Zeit.“
Mit Fragen bezüglich möglicher Eheschließung würde Leander auf dem Duumvirn zukommen, sollte seine Bekanntschaft tatsächlich in diese Richtung gehen, aber nicht jetzt. Erst einmal musste er wissen, ob die junge Dame ein kompatibles Wesen hatte. Und wie viel sie aß.
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