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Die alte Schmiede am Dorfrand
11-19-2023, 06:58 PM,
Beitrag #121
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
In Saturninus kämpften immer noch Mitgefühl mit Kalkül. Aber das Mitgefühl überwand er rasch. Die Art, wie Licinianus Owen liebte, war in der Tat barbarisch. Damit meinte Saturninus nicht grob oder gewalttätig, sondern so sehr gefühlsbetont. Diese Art zu lieben war fatal für jede staatliche Ordnung, in der jeder seinen Platz hatte, ein Patrizier genauso wie eine Hetäre. Owen duldete nicht, dass Aglaia ihren Platz ausfüllte. Dafür musste er einen Preis bezahlen. Der Preis an Saturninus war vielleicht der Geringste. Und nein, er war nicht an noch mehr Statuen interessiert, denn die konnte er mit oder ohne ein Entgegenkommen von seiner Seite, beauftragen und bezahlen. Schließlich verdiente der Kunstschmied seinen Lebensunterhalt damit. 
Auch sein erotisches Interesse an Owain war kein guter Preis. Der Kelte war zweifellos attraktiv, doch er war für seinen Geschmack zu männlich. Die Rollenverteilung im Bett musste für den Furius klar geregelt sein. Er war es, der gab und der andere war es, der nahm. Ein Mann wie der Schmied hätte ihn in Verdacht gebracht, dass es ihm vielleicht auch gefiel, zu bekommen. 
"Gut, du bietest mir also einen Gefallen an", sagte Saturninus, sein Tonfall wurde sachlich: "Du bist wegen Rebellion in Sklaverei geraten? Du verstehst dich auf Töten, nicht? Wie viele Männer hast du bisher getötet und auf welche Weise hast du es vollbracht?"
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Honoratior von Iscalis
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11-20-2023, 10:37 AM,
Beitrag #122
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Endlich offenbarte er, was er im Gegenzug von mir erwartete. Nein, es waren keine zusätzlichen Arbeiten, die ich für ihn erledigen sollte. Es war auch nicht mein Körper, der ihn interessierte. Was er wollte, war viel subtiler!
"Wir haben lediglich unsere Heimat verteidigt, weil man uns von dort vertreiben wollte! Wenn du das als Rebellion bezeichnest, dann sei es so," antwortete ich auf seine erste Frage. Die Römer wollten uns in ihre neu errichtete Stadt zwingen, um uns dort besser kontrollieren zu können.
Seine folgenden Fragen ließen mich zunächst stutzen. "Im Krieg ist man gezwungen zu töten. Selbst dann, wenn man es eigentlich nicht will," wich ich seiner Frage aus. Ich war nie ein großer Krieger gewesen. Erst als die Bedrohung immer größer wurde, musste auch ich zur Waffe greifen.
"Ich wollte nie etwas anderes tun, als in meiner Schmiede zu arbeiten. Aber als sie kamen, habe ich meine Familie beschützt. Zwei oder drei habe ich getötet. Vielleicht waren es auch mehr. Hast du eine Vorstellung davon, wie es im Krieg zugeht? Man ist gezwungen, schnell zu handeln, ohne groß darüber nachzudenken. Ich habe nicht tatenlos zugesehen, als sie meinen Vater und meine Mutter töteten." Verbittert starrte ich eine Weile ins Leere. War er nur gekommen, um alte Wunden wieder aufzureißen?
"Ich beherrsche den Kampf mit dem Schwert, dem Dolch und dem Speer. Allerdings besitze ich keine Waffen mehr. Außer einem Messer zum Jagen," antwortete ich schließlich. "Du willst, dass ich jemanden für dich töte?" schlussfolgerte ich aus all seinen Fragen. "Um dann letztendlich am Kreuz zu enden? Ist das dein Wunsch?"
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11-21-2023, 01:12 PM,
Beitrag #123
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
"Wieso sollte Rom Interesse daran haben, friedliche Bauern zu vertreiben?", fragte Saturninus: "Dazu kommt es doch erst, wenn ihr keine Ruhe gebt! So wie du es beschreibst, könnte es sich aber auch um Sklavenfänger oder eine Räuberbande gehandelt haben. Dann ist es um so wichtiger, dass unsere Legionen das Land befrieden. Aber ich sehe schon, dass du noch länger mit uns leben musst, um das alles so recht zu begreifen. Ich weiß dich da bei Aglaia in guter Schule" Der junge Kunstschmied hatte eindeutig die Rebellion im Blut, und unter anderen Umständen hätte Saturninus ihn als "unzuverlässiges Subjekt" beschatten lassen. Doch hier verließ er sich auf Aglaia, dass sie ihn zähmte. Leider konnte man nicht jedem rebellischen Kelten eine hübsche Hetäre zur Seite stellen:

"Nein, ich war noch nicht im Krieg, Licinianus Owen. Doch wenn zu den Waffen gerufen werden würde, wäre ich für meine Patria bereit. Nahezu alle männlichen Furier sind im Bürgerkrieg des Vierkaiserjahres vor zehn Jahren gefallen: Mein Vater samt meiner Mutter und drei meiner Onkel. Ich weiß also genau wie es ist, Familie im Krieg zu verlieren! Und noch mehr weiß ich, wie es ist, wenn diejenigen, an deren Händen ihr Blut klebt, auf der Seite der Gwinner stehen" 

Das war im Bürgerkrieg des Vierkaiserjahres gewesen. Nur ein schon älterer Cousin in der Provinz Africa hatte sich ganz und gar rausgehalten aus dem Konflikt - und  prompt überlebt. Aber der letzte Satz war Saturninus heraus gerutscht. Ja, obgleich die Furier nicht auf Vespasians Seite gestanden hatten, hatte sich der Kaiser nie gerächt. Er war großzügig gewesen, und der junge Saturninus hatte das Familienvermögen behalten dürfen. Saturninus diente dem Kaiser, und er hätte ihn nie kritisiert. Aber was verstand ein Kelte davon?

"Schwert, Dolch und Speer sind gute Waffen. Es mag sein, Owen, dass ich dir eines Tages den Namen eines Mannes bezeichne, den du für mich töten sollst. Die Waffe würde ich dir besorgen. Es kann auch sein, dass dieser Tag nicht kommt. So oder so, du wärst auf dich allein gestellt. Ich würde dich nicht schützen. Das ist mein Preis, und du überlegst dir, ob du ihn für ein halbes Jahr mit deiner Aglaia bezahlen willst"
er taxierte den Schmied und verschränkte die Arme.
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Honoratior von Iscalis
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11-23-2023, 11:28 AM,
Beitrag #124
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Sklavenjäger oder eine Räuberbande! Ja, so konnte man die Legionen Roms auch bezeichnen! Der Furier verstand es, immer alles so zu drehen, dass es für ihn Sinn machte und in sein Weltbild passte. Er stelle mich wie einen dummen Jungen hin, der erst noch lernen musste, wie die Dinge liefen.
"Ich weiß sehr gut, wie die Dinge stehen! Aglaia hat niemals versucht, aus mir etwas zu machen, was ich nicht bin! Und sie hat mich keinen Tag spüren lassen, dass ich ihr Sklave war. Im Gegenteil, sie hat respektiert was ich bin und woher ich komme. Sie ist die wunderbarste Frau, die mir jemals begegnet ist! Denn sie liebt mich so, wie ich bin. Aus diesem Grund, liebe ich sie auch über alles!" Ob der Römer überhaut wusste, wie sich bedingungslose Liebe anfühlte? War er eigentlich fähig, zu lieben? Ich war mir da gar nicht so sicher. Schließlich konnte er sich mit all seiner Macht und seinem Geld alles kaufen, worauf er gerade Lust hatte.
Dass er selbst schon erlebt hatte, was Verlust hieß, glaubte ich ihm. Auch Aglaia hatte schon einige Male darüber gesprochen, dass in Rom ein Bürgerkrieg gewütet hatte, als sie noch ein Kind war. Auch dass er sich verteidigen würde, wenn er angegriffen würde. "Das liegt in der Natur des Menschen. Nichts anderes haben wir getan! Doch ihr seid die Sieger und ihr nennt es Rebellion." gab ich verbittert zur Antwort.

Mir widerstrebte sehr, was er von mir verlangte. Genauso wenig, wie ich zum Krieger getaugt hatte, taugte ich nun zum Mörder. Ganz gleich, welches Blut an meinen Händen kleben würde, ich würde damit leben müssen! Auch Aglaia und unser Kind würden damit leben müssen, wenn ich für meine Tat zur Rechenschaft gezogen würde. "Ich bin kein Mörder, Furius Saturninus! Der Preis, den du forderst, ist zu hoch! Verlange alles von mir, nur das nicht! Ich bitte dich!" um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, ging ich vor ihm auf die Knie, auch wenn es mich viel Überwindung gekostet hatte.
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11-24-2023, 01:49 PM,
Beitrag #125
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
"Erhebe dich, Licinianus! Nicht einmal meine Sklaven knien vor mir!", fuhr Saturninus den Kunstschmied an. Er selbst hatte noch nie um sein Leben oder das eines geliebten Menschen flehen müssen. Hätte Owen die Tat auf sich genommen, so hätte Saturninus Respekt vor ihm gehabt (was ihn nicht gehindert hätte, ihn zu benutzen und hinterher töten zu lassen) Doch - so?
"Du würdest für Aglaia also nicht töten? Weißt du was, Owen, du verdienst solch eine Frau gar nicht! Wenn es um Serena ginge, wäre ich bereit, jeden umzubringen, der ihr zu nahe kommt",

Saturninus verzog angewidert sein Gesicht. In diesem Moment flammte die Kälte, die durch seinen Vater und genährt durch eine ehrgeizige Mutter angelegt worden war, auf. Seine Eltern Aulus Saturninus und Paullina hatten sich aus keinem anderen Grund, als dass sie nicht herrschen konnten, selbst den Tod gegeben. 
Er, Tiberius, war ihnen immer gleichgültig gewesen, und wenn sie sich für ihn interessiert hatten, so nur weil er ein Sohn war - der Erbsohn. Was an ihm weich gewesen war, hatten sie verachtet, und nun wurde Licinianus Owain genau von dieser Verachtung heimgesucht:

" Unser Abkommen bezüglich deiner Frau ist hiermit hinfällig. Sobald Aglaia ihr Kind geboren hat, werde ich wieder um sie werben" Aglaia war keine Hure, die man rief; sie war eine Freundin, bei der man anfragte, ob ein Besuch genehm wäre:

"Und wenn ich dann bei ihr liege und du unser Stöhnen durch die geschlossene Tür hören kannst, Kelte, so wirst du wissen, dass du einfach nicht genug geliebt hast"
Saturninus merkte selbst, dass dieser Satz grausam war. Dann aber atmete er tief durch. Es war nicht richtig und auch nicht edelmütig , den Mann zu verspotten. Halb bereute er es schon. Doch es fiel ihm nicht ein, sich bei einem Kelten zu entschuldigen: 
"Sobald die Bronzestatue gegossen ist, lasse sie zur Villa Iulia schaffen. Vale bene", wechselte er das Thema, als wären die letzten Worte nie gefallen.
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Honoratior von Iscalis
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11-24-2023, 01:49 PM,
Beitrag #126
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
"Erhebe dich, Licinianus! Nicht einmal meine Sklaven knien vor mir!", fuhr Saturninus den Kunstschmied an. Er selbst hatte noch nie um sein Leben oder das eines geliebten Menschen flehen müssen. Hätte Owen die Tat auf sich genommen, so hätte Saturninus Respekt vor ihm gehabt (was ihn nicht gehindert hätte, ihn zu benutzen und hinterher töten zu lassen) Doch - so?
"Du würdest für Aglaia also nicht töten? Weißt du was, Owen, du verdienst solch eine Frau gar nicht! Wenn es um Serena ginge, wäre ich bereit, jeden umzubringen, der ihr zu nahe kommt",

Saturninus verzog angewidert sein Gesicht. In diesem Moment flammte die Kälte, die durch seinen Vater und genährt durch eine ehrgeizige Mutter angelegt worden war, auf. Seine Eltern Aulus Saturninus und Paullina hatten sich aus keinem anderen Grund, als dass sie nicht herrschen konnten, selbst den Tod gegeben. 
Er, Tiberius, war ihnen immer gleichgültig gewesen, und wenn sie sich für ihn interessiert hatten, so nur weil er ein Sohn war - der Erbsohn. Was an ihm weich gewesen war, hatten sie verachtet, und nun wurde Licinianus Owain genau von dieser Verachtung heimgesucht:

" Unser Abkommen bezüglich deiner Frau ist hiermit hinfällig. Sobald Aglaia ihr Kind geboren hat, werde ich wieder um sie werben" Aglaia war keine Hure, die man rief; sie war eine Freundin, bei der man anfragte, ob ein Besuch genehm wäre:

"Und wenn ich dann bei ihr liege und du unser Stöhnen durch die geschlossene Tür hören kannst, Kelte, so wirst du wissen, dass du einfach nicht genug geliebt hast"
Saturninus merkte selbst, dass dieser Satz grausam war. Dann aber atmete er tief durch. Es war nicht richtig und auch nicht edelmütig , den Mann zu verspotten. Halb bereute er es schon. Doch es fiel ihm nicht ein, sich bei einem Kelten zu entschuldigen: 
"Sobald die Bronzestatue gegossen ist, lasse sie zur Villa Iulia schaffen. Vale bene", wechselte er das Thema, als wären die letzten Worte nie gefallen.
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Honoratior von Iscalis
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11-26-2023, 07:40 AM,
Beitrag #127
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Langsam erhob ich mich, während der Furier auf mich herabdonnerte, dass nicht einmal seine Sklaven vor ihm knien würden. Dieser Mistkerl hatte es geschafft, dass ich meinen letzten Rest an Selbstachtung verlor. Als Dank dafür erntete ich nun Spott und Verachtung.

Natürlich war ich dazu bereit, jeden zu töten, der meiner Frau zu nahe kam. Doch genau da lag das Problem. Ich konnte nicht wissen, wen ich für den Furier töten sollte. Wenn es jemand war, mit dem ich keinen Streit hatte, oder noch schlimmer, mit dem ich ein gutes Verhältnis hatte, würde ich denjenigen wohl kaum töten können. Aber das verstand der Römer nicht. Stattdessen strafte er mich, indem er mich jeglicher Einflussnahme beraubte, etwas dagegen zu tun, dass er zukünftig seine schmutzigen Finger von meiner Frau ließ. Indem er dann noch mehr Salz in diese tiefe Wunde durch seinen Spott streute, schnaubte ich vor Wut. Oh, wie sehr juckte es mir gerade in den Fingern, mich mit ihm hier und jetzt zu prügeln, damit er endlich seine Überheblichkeit verlor! Aber damit würde ich wahrscheinlich noch alles viel schlimmer machen. Ich traute ihm sowieso zu, dass er über all das, was hier gerade vorgefallen war, sich köstlich in Aglaias Gegenwart amüsieren würde.

Als er dann plötzlich umschwenkte und so tat, als wäre das eben gerade überhaupt nicht passiert, ließ ich ihn wortlos gehen. In mir brodelte es vor Zorn. Angestrengt dachte ich darüber nach, was ich nun tun konnte, als der Römer endlich die Hütte verlassen hatte. Sollte ich ihm nachgehen und ihn angreifen, würde das schlimme Folgen für mich und vielleicht auch für Aglaia und das ganze Dorf haben. Außerdem würde es ein ungleicher Kampf werden, denn er hatte seinen Leibwächter dabei. Ich konnte auch nicht zu Aglaia nach Hause reiten, um ihr alles haarklein zu berichten. Nein, das war eine Sache, die ich mit mir ganz alleine ausmachen musste.

Als ich dann wieder hinaus trat, war mir die Lust an der Arbeit für heute gründlich vergangen. Ich schickte meine beiden Helfer nach Hause und erklärte ihnen, dass für heute Schluss sei. Einen Moment lang zauderte ich, ob ich  nicht doch die Nacht über hier bleiben sollte, statt zu meiner Frau nach Hause gehen sollte. Ich entschloss mich schließlich für das Letztere und ritt mit düsterer Miene nach Iscalis zurück.
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04-02-2024, 12:52 PM,
Beitrag #128
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Es war ein herrlicher Tag heute und ich war mit Rhea zusammen und den Kindern den nicht besonders langen Weg von meinem Haus bis zur Schmiede gelaufen. Die Zwillinge schlummerten friedlich in ihren Tragetüchern, während der kleine Aidan neben uns her stakste auf seinen kleinen Beinchen und man ihn davon abhalten musste, alles in den Mund zu stecken, was er greifen konnte. Es war eben dieses Alter für ihn, wo alles interessant war und gekostet werden musste. 

Auch ich war froh, wieder einmal aus meinem Haus zu kommen, auch wenn dann oftmals gerade die alten Weiber im Dorf über mich klatschten. Jeder wusste, dass ich drei Kinder ohne Ehemann hatte und nur mit einer Sklavin zusammen in meinem römischen Haus lebte. Ich hatte versucht mein Privatleben privat zu halten, aber die Besuche vom Vater meiner Zwillinge waren lange ein Thema im Dorf gewesen. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und das Getuschel der alten, einsamen Weiber zu ignorieren, während ich die Dorfschmiede betrat. 

Aidan quietschte voller Staunen, als er die Schmiede erblickte und die glühenden Kohlen und ich musste mich schnell strecken, damit er nicht direkt durchbrannte und irgendetwas gefährliches anfasste. Rhea und ich lachten leise, da wir beide gleichzeitig nach Aidan gelangt hatten und nun unsere Hände entwirren mussten. "Hallo..." rief ich den Handwerkern in der Schmiede zu, während wir den kleinen Racker nicht aus den Augen ließen.
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04-02-2024, 04:32 PM,
Beitrag #129
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Inzwischen waren schon etliche Wochen vergangen, seit sich Aglaia von mir getrennt hatte und mit unserem Kind nach Londinium entschwunden war. Schwierige Zeiten waren seitdem über mich hereingebrochen, die ich mit Hilfe der vielen Arbeit, die auf mich Tag für Tag wartete, zur Seite schieben wollte. Tagsüber gelang mir das sehr gut, denn ich hatte eine Menge Abwechslung. Doch abends und in der Nacht, wenn ich allein mit meinen Gedanken war, geriet ich oft ins Grübeln und versank in meinem Kummer.

Meine Gehilfen, Dylan vorneweg, versuchten mir einzureden, ich solle mir eine neue Frau suchen. Eine von hier, das hätte mehr Zukunft, meinten sie. Dabei war ich im Grunde hier auch nur ein Fremder, der hier gestrandet war. Zwar hatten mich die Leute in Cheddar freundlich aufgenommen, weil sie durch mich wieder einen Schmied hatten. Trotz allem war ich ein Silurer und nicht von ihrem Stamm.

Da ich keine Anstalten machte und mich nach einer Frau umsah, drohte mir Dylan damit, mich an Beltane mit zu Brigids Quelle zu nehmen, um mich dort mit einem der vielen Mädchen zu verkuppeln. Dabei stand mir gar nicht der Kopf danach, mir für Beltane ein Mädchen zu suchen. Mit diesem Fest verbanden mich besondere Erinnerungen. Erinnerungen an Aglaia. Gute und schlechte, so dass ich mir wünschte, ich könne die Zeit einfach zurückdrehen. Dann würde ich vielleicht manches anders machen. Oder vielleicht dafür andere dumme Fehler.

Nun, da die Tage wieder länger wurden, hatte endlich auch der Frühling wieder Einzug gehalten. Mit ihm kamen sonnige und wärmere Tage, an denen ich mich nicht mehr im Inneren meiner Schmiede verkriechen musste, sondern ich konnte draußen arbeiten. Da das Schmiedehandwerk eine schweißtreibende Angelegenheit war, trug ich meistens nur meine Hose zur Arbeit. Mein Haar hatte ich inzwischen auch wieder länger wachsen lassen. Es sah lange nicht mehr so gepflegt aus wie früher, als ich noch Aglaias Mann gewesen war. 
Ich war gerade dabei, auf ein Stück glühendes Eisen einzuhämmern, als mir Dylans Gelächter an mein Ohr drang. Der Grund dafür waren zwei junge Frauen, die zwei Säuglinge in Tragetüchern dabei hatten und einen etwa zweijährigen Jungen, der angesichts der Feuerstelle kaum noch zu halten war. Die rothaarige Frau grüßte meine Gehilfen, die hinter ihrem Rück dann seltsame Verrenkungen vollführten, die etwas Vulgäres an sich hatten als sie an ihnen vorbeigegangen war. Ich hatte keine Ahnung, weshalb sich diese blöden Kerle so benahmen, denn die junge Frau kannte ich auch nicht.
Ich ließ meine Werkzeuge sinken begrüßte die beiden Frauen. "Hallo! Wie kann ich euch helfen?"
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04-03-2024, 11:28 AM,
Beitrag #130
RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Rhea und ich plauderten gemütlich über Alltägliches, während wir darauf warteten, dass der Schmied oder seine Gehilfen zu uns kamen. Die jungen Gehilfen bemerkten uns zuerst und dachten, dass man ihr Gelächter und ihre obszönen Gesten nicht sehen würde, aber über so etwas stand ich drüber. Das war nichts Neues für mich und ich war so etwas von den jungen Kerlen gewohnt. Meistens war es mein Aussehen oder mein Ruf, der mir vorauseilte. Ich ließ mir durch so etwas nicht die Laune verderben. 

Der Schmied allerdings war ganz anders. Seine Augen waren freundlich und nicht voll Hohn und Spott. Dass er auch noch oben ohne mit offenem, wildem Haar rüberkam, war auch nicht unbedingt das Schlechteste. Selbst die sonst eher konservative Rhea konnte sich ein, zwei Sekunden Gaffen nicht verkneifen. Ich musste mich auch kurz räuspern, ehe ich weitersprechen konnte. "Äh, hallo. Ja, ich bin Deirdre und das ist Rhea."

Bevor ich noch meine Kinder vorstellen konnte, brüllte auch schon mein ältester Sohn voller Stolz: "Und ich Ai-dan! Ai-dan!" Ich musste mir ein Prusten verkneifen. "Und ja, das ist mein Sohn Aidan" setzte ich gut gelaunt hinterher. "Ich komme, weil ich Hilfe mit meinem Waschkessel benötige. Er ist zwar noch nicht so alt, aber trotzdem hat er schon ein Loch." Der Kessel war in einen gemauerten Sockel eingelassen mit einer Aussparung für das Feuer und durch das Loch im Kessel ging das Feuer immer aus. Sehr ärgerlich, wenn man warmes Wasser brauchte.

"Ich wohne in dem römischen Haus ein Stück die Straße runter. Falls du oder einer deiner Gesellen Zeit hat, wäre es freundlich, wenn ihr euch den Kessel demnächst ansehen könntet. Ich kann natürlich mit römischem Geld bezahlen." Hier im Dorf hatte nicht jeder römisches Geld. Viele handelten auch klassisch mit Waren als Tauschhandel oder wie früher mit Metallstücken statt den geprägten römischen Münzen. Ich hatte allerdings dank Furius Saturninus reichlich Haushaltsgeld und dies war bei den meisten Händlern in der Gegend gern gesehen.
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