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Die alte Schmiede am Dorfrand - Druckversion

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Die alte Schmiede am Dorfrand - Licinianus Owain - 04-23-2023

Bedran, der alte Schmied hatte den letzten Winter nicht überlebt. Das Fieber hatte ihn dahingerafft. Da er keine Angehörigen mehr hatte, war er erst nach einigen Tagen gefunden worden. Seit einigen Monaten war nun das kleine reetgedeckte steinerne Rundhaus unbewohnt gewesen. Naturgemäß hatte sich auf alles eine Staubschicht gelegt. Auch das Dach wies einige kleine undichte Stellen auf, durch die es bei starkem Regen im Inneren nass werden konnte.
Im Inneren befand sich eine Feuerstelle, die zum Kochen und backen genutzt werden konnte und die im Winter die nötige Wärme spendete, damit man nicht erfror. Um die Feuerstelle herum standen einige Hocker und eine Bank. Auf einem Holzstumpf befand sich ein Amboss. Unweit davon befanden sich noch einige Kisten mit Werkzeug im Haus, die der Schmied für seine Arbeit gebraucht hatte: verschieden große Zangen, kleine und große Hämmer und einige Meißel. Im hinteren Teil des Rundhauses befand sich ein Bettkasten, der mit Stroh und Fellen ausgelegt war.
Der eigentliche Schmelzofen, den der Schmied zu benutzen pflegte, befand sich draußen vor dem Haus, nahe eines offenen Unterstands.  Neben dem Rennofen aus Lehm befand sich noch eine Arbeitsgrube, in der sich noch immer etwas Schlacke befand. Unter dem Unterstand befand sich ein Blasebalg aus Holz und Leder, der zur Belüftung des Rennofens benötigt wurde.
So wartete die kleine Schmiede darauf, dass der Zahn der Zeit weiter an ihr nagte oder sie eine neue Bestimmung fand.


RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - Liciniana Aglaia - 04-23-2023

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Wir hatten uns tatsächlich bei einem alten Kelten namens Alan ein Pferd geliehen, nachdem ich Owain wohl mit allem ausgestattet hatte, was sein Herz begehrte. Er war nun Besitzer von zwei Paar Beinlingen, die ich immer noch seltsam fand, aber gut, solange er sie schnell ausziehen konnte, war es mir egal. Er sollte sich wohlfühlen. Dazu noch eine feine und zwei etwas gröbere Tuniken – letztere für seine Arbeit – einen neuen Ledergürtel und Schuhe, die einigermaßen passten. Ich hatte aber beim Schuster auch gleich seine Maße nehmen lassen, auch wenn das ewig gedauert hatte, aber er sollte wirklich vernünftige Stiefel haben, die gut passten.
Das Pferd hatte er bis vor die Stadtmauern geführt, und erst, als ich sicher war, dass uns keiner sah, hatte ich zugestimmt, aufzusitzen, wobei er mich hochheben musste. So riesig war das Pferd zwar nicht, aber ich hatte keine Ahnung, wie man auf die Tiere kletterte, und ich saß auch natürlich im Damensitz mit beiden Beinen zu einer Seite und hatte daher ungefähr so viel Halt wie eine Bretterbude in der Subura. Zum Glück hielt Owain mich fest, denn geheuer war mir mein erster Ritt nicht so ganz. Und ich war mir ziemlich sicher, dass mein Hintern von dem Gehopse und Geschaukel auch nicht ganz überzeugt war.

Wir waren dann also mit zwar anfänglicher Verspätung doch recht bald in Cheddar angelangt und ich dirigierte Owain zu dem Haus, das mir schon empfohlen worden war, nachdem in Iscalis das alles etwas schwieriger war.
Wir hielten vor der Steinhütte, die auf mich seltsam wirkte. Ungefähr so seltsam wie das ganze Dorf. Die Häuser waren rund. Und hatten Zweige statt Ziegeln auf dem Dach. Wenn das mal nicht herrlich brannte. Ich schaute etwas skeptisch und fühlte mich fast ein wenig beschämt, Owain sowas vorzuschlagen. “Also ich kann mich auch weiter nach etwas besserem umhören...“, meinte ich als ehrliches Friedensangebot mit Blick auf das mir so ungewohnt erscheinende Haus. Es war wirklich kein Vergleich zu unserem Stadthaus.


RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - Licinianus Owain - 04-23-2023

Auch wenn Aglaia mir sehr deutlich zu verstehen gegeben hatte, wie vorteilhaft das Fehlen einer Hose sein konnte, ließ ich mich trotzdem nicht davon beirren, mir eine solche zu wünschen. Bevor wir Iscalis verlassen hatten, war ich nahezu von Kopf bis Fuß neu ausgestattet worden. Zwei Hosen hatte sie mir gekauft und neue Tuniken und Schuhe. Die Hose ließ ich gleich an, denn am Stadtausgang mietete sie ein Pferd, welches ich zunächst führte. Erst als die Lufr rein war, sprich als wir außerhalb der Stadt waren und sie niemand sehen konnte, hob ich sie auf das Pferd und hielt sie gut fest, als ich los ritt. Für sie musste es tatsächlich das Erste mal sein, dass sie auf einem Pferd saß. Man konnte ihr auch ansehen, dass ihr das sehr suspekt sein musste, diese Wackelparade. Erst Recht als das Pferd ein wenig schneller lief. "Alles gut?" erkundigte ich mich bei ihr, denn sie war so ungewohnt still und schien sich kaum zu bewegen. 
Mit dem Pferd hatten wir die Strecke recht schnell geschafft. Vor uns sah man bereits die ersten Rundhäuser, die charakteristisch waren für unsere Dörfer. Einige waren aus Stein gebaut, andere wiederum aus Lehm. Für mich war das ein vertrauter Anblick und er stimmte mich ein wenig melancholisch, als ich an mein eigenes Heimatdorf denken musste. Aus manchen Häusern stieg der Rauch der Feuerstellen auf. Sie alle waren mit einer dicken Schicht Reet gedeckt und es schien fast so, als reiche das Dach bis hinunter zum Boden. 
Im Dorf angekommen, folgte ich Aglaias Anweisungen, so dass wir auch bald die Schmiede erreichten. Es war ein Haus aus Stein, zwar nicht besonders groß aber auch nicht wirklich winzig. Mir viel sofort der Rennofen auf, der sich vor dem Haus befand. Mein Herz vollführte bereits jetzt schob Sprünge und meine Augen begannen wieder zu glänzen. 
Vorsichtig ließ ich Aglaia vom Pferd gleiten, dann steig auch ich ab und betrachtete mir staunend die Schmiede. Aglaia aber schien ganz und gar nicht zu gefallen, was sie da sah. Sie redete sogar davon, sich nach etwas Besserem umsehen zu wollen.
"Aber es ist doch perfekt! Komm, lass uns von innen schauen!" Ich nahm sie bei der Hand und zog sie mit mir. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Dann trat ich mit ihr ein. Alles sah so aus, als hätte bis vor kurzem hier noch jemand gelebt. Wahrscheinlich war dem auch so gewesen. Ich trat in die Mitte des Hauses und sah nach oben, um mir das Dach anzuschauen. Der Lehmboden war an manchen Stellen etwas feucht, was darauf schließen ließ, dass es mein letzten Schauer hereingeregnet hatte. Eigentlich sah es noch ganz gut aus. Aber dann stellte ich fest, dass es an manchen Stellen ausgebessert werden musste. "Da, Dach ist ein bisschen undicht. Aber nicht schlimm! Ich kann reparieren."  
Als nächstes warf ich einen Blick in die Kisten, die mit Werkzeug gefüllt waren und zog einige Zangen, und einen Hammer heraus. Die Schmiede war gut bestückt und das Werkzeug war noch gut und würde sicher noch einige Jahre gute Dienste leisten. Dann ließ ich meine Hand über den Amboss gleiten und sah mich weiter um. Alles war noch in gutem Zustand. Ich nickte zufrieden und sah dann zu Aglaia, für die dieses Haus sehr befremdlich wirken musste. "Haus ist sehr gut!  Viel Werkzeug, viel Platz und es gibt sogar Bett!" Ich zeigte auf den Bettkasten im hinteren Teil und zog sie mit mir dorthin. Natürlich war das nicht mit ihrem Bett in ihrem Haus zu vergleichen. Der Bettkasten war mit Stroh gefüllt und darüber waren einige Felle von Schafen und Ziegen ausgebreitet. Ich hingegen fühlte mich einfach nur heimisch. "Das ist wie in mein Haus," versicherte ich ihr. Das Haus, in dem ich mit Bryn gelebt hatte, unterschied sich kaum von dem, in dem wir uns gerade befanden.


RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - Liciniana Aglaia - 04-24-2023

Ob alles gut war, konnte ich nicht sagen. Dass es aber seltsam war, stand außer Frage. Aber ich war Profi, ich biss mich durch alles lächelnd durch, so auch hier. Trotzdem war ich dann doch froh, als ich festen Boden unter den Füßen hatte und das Pferd aufhörte, zu versuchen, meinem Hintern blaue Flecke zu verpassen. Nicht, dass es damit Erfolg hätte haben können, aber trotzdem.

Im Gegensatz zu mir schien Owain sich… zu freuen? Ich beobachtete, wie er alles anschaute und seine Augen immer strahlender wurden. Er nahm mich bei der Hand und führte mich nach drinnen, wo es, nunja, auch nicht so viel besser aussah. Der Boden war einfach nur gestampft und noch nicht mal mit Steinen oder irgendwas gepflastert. Es war nicht so, als ob es sowas nicht auch in Rom gäbe, aber eben nicht in den Häusern, die ich üblicherweise aufsuchte. Wie sollte man sowas denn sauber halten? Nur mit gestreuten Binsen? Dass Owain meinte, er müsse erst das Dach reparieren, macht die Sache nicht wirklich besser.
Aber er strahlte und meinte schließlich geradezu enthusiastisch, dass das Haus sehr gut sei und sogar ein Bett hätte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht testen wollte, ob Flöhe und Wanzen darin heimisch wären. “Dann gefällt es dir?“ fragte ich vorsichtig nach und vermied tunlichst, dass mein Gesicht meine Meinung äußerte, nachdem ich es schon so erfolgreich geschafft hatte, dass meine Zunge die für sich behielt. Na gut, leichte Zweifel waren wohl nicht zu übersehen, aber selbst von einer geübten Hetäre konnte man nur ein begrenztes Maß an Schauspielerei erwarten. Und außerdem war ich ja grade nicht im Dienst und wollte es bei Owain auch gar nicht sein!

Ich schaute mich nochmal etwas zweifelnd um. “Also, wenn es dir gefällt, es ist günstig und ich kann es lange pachten. Wenn es gut läuft, können wir es später vielleicht auch kaufen. Aber es ist halt schon ein gutes Stück bis nach Hause, und…“ Ich zuckte kurz mit den Schultern. Ich wollte nicht wie eine klammernde Geliebte rüberkommen, aber dass Owain so weit von mir weg sein würde, gefiel mir aus irgendeinem Grund jetzt nur bedingt.
Ich bemühte mich um ein Lächeln und sah ihn noch einmal an. Er schien das hier wirklich zu wollen. Vielleicht sogar mehr als unser schönes Haus mit dem glänzenden Terrazzoboden, der Heizung, dem Garten und meinem weichen Bett mit den vielen Kissen. “Würde dich das glücklich machen?“ fragte ich noch einmal. Denn auch, wenn mir so viel daran nicht gefiel, war das die eigentlich entscheidende Frage, die alles andere aufwog. Wenn es ihn glücklich machte, dann würde ich es tun. Ich wollte so sehr, dass er glücklich war.


RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - Licinianus Owain - 04-24-2023

Der Funke meiner Begeisterung schien auf Aglaia nicht wirklich überspringen zu wollen. Auch wenn sie nichts Gegenteiliges sagte, hielt sie sich in ihren Kommentaren stark zurück. Normalerweise plapperte sie drauf los. Hier aber hielt sie sich dezent zurück. Das hier war eben das krasse Gegenteil von dem, wie sie lebte. Hier gab es keine Heizung oder Mosaikböden. Auch ein Balneum oder ein Triclinium suchte man hier vergebens. Und das Bett, welches ich ihr gezeigt hatte, ließ sie auch nicht in laute Jubelschreie ausbrechen.
"Ja, mir gefällt!" antwortete ich voller Enthusiasmus und strahlte wohl über beide Ohren. Aber es musste auch ihr gefallen, denn letztendlich würde sie dafür bezahlen müssen. Sie schaute sich noch einmal um. Diesmal aber konnte sie ihren Zweifel nicht mehr ganz verbergen. Meine Augen klebten förmlich an ihr, während ich auf ihre Entscheidung wartete. Ich machte mir keine besonders große Hoffnungen. Doch dann überrschste sie mich doch, als sie ihre Zweifel beiseite schob und einen Kompromiss fand. Sie wollte die Schmiede erst pachten und dann eventuell später kaufen, wenn sich das Geschäft gut entwickelte. Aber ja, der Heimweg war etwas lang.
"Und im Notfall kann man hier übernachten." Bestenfalls mit ihr zusammen. Ein Bett war ja vorhanden. "Du kannst kommen mit Wagen," fügte ich noch hinzu, damit sie nicht dachte, ich wollte hier alleine schlafen. 
Sie legte ein gequältes Lächeln auf. Das alles schien ihr so gar nicht zu gefallen. Dabei war dieses Haus ein Traum! Mehr konnte man sich nicht wünschen... wenn man ein keltischer Kunstschmied war. Eine römische Hetäre dachte da sicher ganz anders. Aber sie war in dieser Hinsicht ganz anders und so fragte sie mich, ob mich das hier glücklich machen würde. Ich sah sie mit meinen strahlenden Augen an und nickte. "Ja, das macht mich glücklich! Du machst mich glücklich!"
Ich nahm sie in meine Arme und küsste sie leidenschaftlich. Meine Finger strichen durch ihr Haar und wanderten dann bis zu ihrn Hüften hinunter. Dann hob ich sie hoch und setzte sie vorsichtig auf das Bett. Mit einem geübten Griff öffnete ich meine Hose und streifte meine Tunika ab. "Ich will dich!" raunte ich ihr zu und küsste sie wieder.


RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - Liciniana Aglaia - 04-25-2023

Er war wirklich süß begeistert und zog mich schließlich an sich, um mich zu küssen. Da sagte ich natürlich nicht nein. Ich mochte so sehr, wie er küsste, und wenn er lächelte und lachte und seine Augen leuchteten. Da nahm ich auch in Kauf, in einem seltsamen Haus mit undichtem Dach und Lehm statt vernünftigem Boden zu stehen. “Oh nein, ich hol mir keinen wagen, aber vielleicht für dich einen netten Esel oder ein geduldiges Maultier, und wir bauen dann neben dem Haus einen Unterstand dafür“, machte ich einen Gegenvorschlag, denn ich hatte sicher nicht vor, mein warmes, gemütliches Bett in einem beheizten Haus gegen ein wanzenverseuchtes Ding in einer zugigen Hütte zu tauschen.
Aber er schien mich da vom Gegenteil überzeugen zu wollen, denn seine Hände wanderten weiter, seine Küsse wurden noch intensiver und schließlich hob er mich einfach hoch und trug mich zu eben jenem erwähnten Bett mit ungewissen Bewohnern und setzte mich darauf ab, während er sich auch schon seiner Kleidung entledigte.
“Owen, wir können doch nicht hier in diesem flohverseuchten… Wow, du magst die Hütte wirklich“, unterbrach ich mich selbst, als er dann bereit und offensichtlich sehr erregt vor mir stand und ich einen perfekten Blick auf gewisse, vorstechende Teile seiner Anatomie hatte. Einen Moment war ich so etwas perplex, als er mich auch schon wieder küsste und nach hinten drängte. Ich protestierte in seinen Kuss und zierte mich, wollte mich nicht zurücklehnen, aber er war dann doch sehr überzeugend und ließ meinen Protest nicht zu, und irgendwie landete ich doch auf den Fellen. Oh, ich würde sowas von Baden müssen später. Sehr viel baden. Aber erst einmal überzeugte er mich davon, wie sehr ihm diese Schmiede gefiel.

Irgendwann lag ich auf ihm – immerhin das hatte ich dann irgendwann durchgesetzt, oder es war eben einfach so passiert – und schaute mich nach meinem Kleid um, das traurig auf dem Boden neben uns lag. Ich seufzte mit einem leisen Lächeln und holte mir noch einen Kuss. “Das ist wirklich schlimm, wie leicht du mich verführen kannst", neckte ich ihn leicht, kuschelte mich aber trotzdem noch einmal an ihn und atmete seinen erdigen Duft ein. Aber ja, es stimmte. Er wickelte mich um seine Finger. Ich wusste das. Und das schlimme war, es gefiel mir. Er war nicht mein Sklave und ich seine Herrin. Er war auch kein Kunde und ich seine Dienstleisterin. Ich wusste noch nicht, was es war, das wir beide hier hatten, und es gab so viele Dinge, die die Sache verkomplizierten, aber es fühlte sich einfach gut an.


RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - Licinianus Owain - 04-25-2023

Ich würde es wahrscheinlich nicht schaffen, sie dazu zu überreden, hier freiwillig zu nächtigen und ganz sicher würde sie auch niemals zulassen, dass ich es tat. Lieber wollte sie mir einen Esel oder ein Maultier anschaffen. Nicht dass ich diese Tiere nicht mochte, aber als Reittiere waren sie sicher nicht das, wovon man träumte. Ich lächelte nur und hoffte, sie mit anderen Argumenten doch noch davon zu überzeugen. Ich wollte sie jetzt hier in diesem flohverseuchten Bett, wie sei es genannt hatte. Auch wenn sie sich zuerst sträubte, hatte sie doch keine Chance. Denn ich schob sie hinunter auf die Felle, so wie ich sie haben wollte. Dann begann ich mir zu nehmen, was ich begehrte. Ja, ich war hungrig nach ihr und ich verzehrte sie voll und ganz. In diesem Moment war ich wohl der glücklichste Mann weit und breit. In diesem Moment war ich frei und sie mein Weib. Ich war hier in meiner Schmiede und die ganze Welt stand uns offen.
Letztendlich lag sie auf mir. Irgendwie hatte sie es geschafft, mich auf die Felle zu drängen und wieder die Oberhand zu gewinnen. Aber auch das gefiel mir und so ließ ich mich von ihr leiten und ergab mich ihr. Ich lächelte voller Glück, als sie mich noch einmal küsste. Ich merkte schon, sie wollte nicht länger als nötig in diesem Bett bleiben und meinte, ich habe sie verführt. Da musste ich lachen. "Ich lerne nur von den Besten!" gab ich zurück und strich ihr eine Strähne ihres dunklen Haares aus dem Gesicht. sie sah so bübsch aus! Auch wenn sie heute auf das ganze Tamtam verzichtet hatte. Manchmal wünschte ich mir, ich könne mit ihr einfach fort von hier gehen. Sie und ich, in einem Haus wie diesem und mit unseren Kindern, weit weg von all ihren Freiern und weit weg von allem Römischen. "Fy nghariad," sagte ich nachdenklich zu ihr. Ja, das war sie inzwischen für mich. Mein Liebling. 
"In ein paar Tagen, wir feiern große Fest - Beltane." begann ich plötzlich. Scheinbar völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Ich fragte mich, ob sie es zulassen würde, meine Religion auszuleben. Manche Römer fürchteten sich davor. Wahrscheinlich hatten sie deshalb damals auch fast alle unsere Druiden getötet.


RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - Liciniana Aglaia - 04-26-2023

Ich hatte keine Ahnung, was er gesagt hatte, aber es klang geradezu liebevoll und mein Herz machte einige sehr unangebrachte Hüpfer und noch andere seltsame Dinge, die es schier zum Platzen bringen wollten. Ich sah auf ihn hinunter und mit einem Mal fühlte sich meine Brust so eng und so weit gleichzeitig an. Nein, ich fühlte mich nicht so, wie Owain mir Liebe beschrieben hatte. Aber ich wusste, dass das hier nicht einfach nru die Freude an einem guten Sexpartner war, sondern irgend etwas mehr, das ich nicht kannte, und dessen Größe und Bedeutung mir auch angst machte. Aber um nichts in der Welt wollte ich es verlieren.
“Ich möchte gar nicht, dass du von mir lernst“, sagte ich, und das meinte ich tatsächlich so, auch wenn ich es sanft und neckisch gesagt hatte. Aber ich wollte Owain so weit weg von meiner Arbeit haben, wie es nur ging. Er sollte das nicht lernen und nicht anwenden. Ich wollte, dass er so blieb, wie er war. Nein, mehr, er sollte so sein, wie er wirklich war, so wild und leidenschaftlich und frei und… keine Ahnung was alles. All die dinge, die ich von ihm erst noch kennen lernen wollte. “Ich mag dich nämlich so, wie du bist“ fügte ich so unendlich zärtlich an, dass ich mich selber doof fand.

Zum Glück wechselte er das Thema. Ich rutschte mal langsam zumindest so weit von ihm herunter, dass wir nicht mehr verbunden waren und ich nach meinem Kleid fischen konnte, denn hier drin war es so ohne Feuer und bei dem guten, britannischen Wetter doch ein wenig frisch. Und ich wollte wirklich nicht in das Bett liegen, um mich an ihn zu kuscheln.
“Und was passiert da?“ fragte ich nach, als er ein Fest erwähnte. Ohne Zweifel ein sehr keltisches Fest, von dem ich keine Ahnung hatte und nur wusste, was die Geschichten so sagten. Wann immer ein Römer etwas über keltische Religion erzählte, endete es darin, dass irgendein Mensch geopfert wurde. Etwas, das im römischen Reich streng verboten war. Und deshalb war ich da durchaus etwas vorsichtig und wollte wissen, was Owain vorhatte.


RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - Licinianus Owain - 04-26-2023

Sie mochte mich so, wie ich war! Das rührte mich fast ein bisschen, denn seitdem die Römer in unsere Land gekommen waren, taten sie nichts anderes, als aus uns andere Menschen zu machen. Wir sollten so sein, wie sie und denken wie sie. Am besten auch noch aussehen, wie sie. Indem sie das taten, stahlen sie uns gleichzeitig unsere Identität. Unsere Verbindung zu den Göttern hatten sie ja schon zu kappen versucht. Nun versuchten sie es in allen anderen Lebensbereichen. Dabei stellten sie geschickt an, indem sie versuchten, uns es leicht zu machen indem sie unsere Götter ihren zuordneten.Aber ich wusste auch inzwischen, dass Aglaia nicht wie andere Römer war. Sie war ganz anders und dafür liebte ich sie und deshalb glaubte ich es ihr auch, als sie mir das gesagt hatte. "Vielleicht gefällt dir nicht immer alles, wie ich bin", gab ich ihr zu bedenken, Sie war an sich schon mutig gewesen, einen wie mich so nah an sich heranzulassen. Wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich sie bereits am ersten Tag töten können. Aber das wollte ich nicht, denn sie hatte mir von Anfang an Vertrauen geschenkt.

Nach einer Weile schien es ihr kalt zu werden, denn sie rutschte von mir, um ihr Kleid zu greifen und es überzuziehen. Kurz kam mir der Gedanke, dass ich hätte Feuer machen können. Dann wäre es hier ganz schnell ganz warm geworden und wir hätten noch ewig weiter kuscheln können. Doch wir hatten uns draußen noch nicht den Rennofen angeschaut, der ja essentiell war für eine Schmiede. Zuvor aber wollte sie mehr über Beltane wissen, was ich zuvor angesprochen hatte. Wie sie mich nun schon fragte, was bei diesem Fest so alles passierte, belustigte mich das schon etwas. Denn die meisten Römer glaubten, wir würden füurchtbare Dinge an unseren Festen vollführen, wie etwa kleine Kinder töten und essen. Was natürlich völliger Unfug war! Gut, in Kriegszeiten gingen wir mit unseren Gefangenen nicht immer zimperlich um. So konnte durchaus auch der Kopf eines Anführers am Sattel eines Kriegers landen, der ihn zuvor besiegt hatte und durchaus war es auch Sitte, Gefangene den Göttern zu opfern.
"Es ist Beginn von warme Jahreszeit. Wir bitten Götter um Fruchtbarkeit und machen Opfer.  Oh und wir machen auch große Feuer und tanzen und sind fröhlich. Gott und Göttin vereinen sich um neues Leben zu schenken." Besser ich erzähltre ihr nichts vom Gehörnten. Das würde sie nur verstören.


RE: Die alte Schmiede am Dorfrand - Liciniana Aglaia - 04-26-2023

“Bis jetzt schon. Und wenn nicht, kann ich dir immer noch einen Schuh an den Kopf werfen“, neckte ich ihn fröhlich, während ich mich anzog und versuchte, abzuschätzen, wie schlimm meine Frisur wohl zerstört war. Owain war wirklich ziemlich leidenschaftlich gewesen und ich glaubte nicht daran, dass alle Haarsträhnen unser kleines Intermezzo überlebt hatten. Dass ich mir eine Locke um den Finger wickeln konnte, bestätigte es mir. Ich seufzte leicht und öffnete das Haarband, um auch den Rest freizugeben. Das war vielleicht wild und unziemlich, sah aber sicher besser aus, als halb zerzupft.

Er fing dann also an, von diesem Beltane zu erzählen. Bei dem Wort Opfer konnte ich nicht anders, als kurz etwas zusammenzuzucken. Ich glaubte nicht, dass er mir hier jetzt von Menschenopfern erzählen wollen würde, aber er hatte auch eben gesagt, dass mir vielleicht nicht alles gefiel, was er so war und was er tat, also war da schon eine gewisse Unsicherheit. “Was opfert ihr denn?“ fragte ich daher dann doch nach. Ich glaubte nicht, dass er mich anlügen würde, aber ich wollte es wissen. Es gab viel, was ich nicht wusste, wurde mir wieder einmal bewusst. Ich hatte Owain immer noch nicht wirklich über seine Vergangenheit ausgefragt. Das einzige, was ich bislang gefragt hatte, war, ob er schon einmal verliebt gewesen war, und ob er Kinder gehabt hatte.
Owain erzählte weiter von einer Vereinigung eines Gottes und einer Göttin, und einem Feuer und Tanzen. Letzteres klang ein wenig wie die Parilia, die erst kürzlich gewesen waren, auch wenn wir sie nicht mitgefeiert hatten. Und das andere klang wie… “Eine heilige Hochzeit? Wie bei Kybele?“ fragte ich ihn und merkte dann, dass er natürlich keine Ahnung hatte, wovon ich sprach. “Der Priester und die Priesterin der Kybele vereinigen sich einmal im Jahr vor Zeugen.“ Als ich Owains zweifelnden Blick bemerkte, übersetzte ich es etwas weniger fein: “Sie tun so, als würden sie miteinander ficken.“ Dass sie das in Wirklichkeit gar nicht konnten, göttliche Kraft hin oder her, musste ich jetzt nicht erklären. Aber der oberste Priester des Attis war natürlich wie alle seine Priester ein Mann, der sich selbst kastriert hatte. Und das ziemlich blutig und ziemlich komplett, so dass ich bei aller Liebe nicht glaubte, dass da tatsächlich irgendwas stattfand, was sehenswert wäre.