RE: Der Empfang des Gnaeus Vergilius Capito
"Warum behalten? Es ist noch lange hin, doch du solltest für dein Alter versorgen. Sie sind mindestens einen gebildeten Sklaven wert", erwiderte Saturninus.
Dryantilla hatte sie in ein kleines Zimmer geführt, dass mit Prunk völlig überladen war. Capito musste in Londinium alles, was er nur irgendwie für orientalisch hielt, zusammengekauft haben: Weiche Kissen, bunte Decken, metallene Beistelltischchen und eine große, weiche Kline. Die Tänzerin zündete in einem Gefäß, das auf einem Dreifuß stand, Opiumbröckchen an und wedelte sich genießerisch die aufsteigenden Schwaden zu. Das Zimmer hatte keine Fenster, sofort breitete sich ein süßlicher Geruch aus.
"Danke. Jetzt lass uns alleine", sagte Narcissus. Dryantilla machte ein langes Gesicht.
Auch Saturninus machte eine Handbewegung. Bestimmt erzählte die Frau aus Gades nun draußen, dass er so gar nicht auf Frauen stehen würde, was natürlich nicht stimmte. Doch wer stand auf eine Dryantilla wenn er einen Narcissus haben konnte?
Sie verschwand. Saturninus zog die Metallschale zu sich her und atmete tief ein. Es entspannte ihn tatsächlich. Seine Augen waren groß und schwarz wie die eines Unterweltdämons, als er sich Narcissus zuwandte:
"Das tut gut", sagte er:
"Weißt du, Narcissus, nimm auch einen Zug. Hast du wirklich was mit Iulius?", er schaute ihn prüfend an und nun sagte er es doch:
"Davor will ich dich warnen. Er ist nicht so gutmütig wie ich. Und du bist jetzt alleine, nicht? Aglaia geht fort und kann dich nicht mehr beschützen. Ja, das weiß ich, da staunst du. Dreimal darfst du raten, von wem?"
|