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Normale Version: Der Empfang des Gnaeus Vergilius Capito
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In Anbetracht der jüngsten Ereignisse mochte man sich nicht zu Unrecht die Frage stellen: Warum ausgerechnet jetzt eine Feier ausrichten? Immerhin gingen Gebäude spontan in Flammen auf, die Ökonomie von Iscalis hatte sich unter tausend Tonnen Gestein (und Leichen) verabschiedet und Horden entflohener Krimineller und Sklaven terrorisierten die Wälder. Das Volk hatte Angst, der Statthalter stand sicher kurz davor, dem Laden endgültig den Saft abzudrehen und zu allem Überfluss regnete es auch noch.
Gerade diese Unsicherheit - so hatte der ehrenwerte Bürgermeister Vergilius Capito argumentiert - war der Grund, weshalb die Führung signailisieren musste, dass alles in Ordnung war und dass man sich keine Sorgen machte. Und so lautete die Begründung, prunkvolle Parties zu feiern - das, und die Tatsache, dass Vergilius' Frau darauf bestanden hatte, mal etwas Kultur in diesem Kuhkaff zu erleben. Was will man machen.
Sie bekam also ihre Party und er die Gelegenheit, hemmungslos mit Hetären und Sklavinnen zu flirten. Damit gewannen alle.

Narcissus hatte sich inzwischen einen PLatz als Dauergast bei diesen Empfängen verdient. Das lag nicht zuletzt an Owains Statue, die bei dem letzten Empfang des Furiers ausgestellt worden war. Nun wollten die Leute mit ihm gesehen werden. Er bezweifelte, dass er in Rom je so bekannt gewesen war. Etwa eine Stunde später hatte Narcissus aufgehört, sich den Wein zu verdünnen und bereits einige Gespräche hinter sich. Ein paar der Mädchen vom Roten Mond waren hier, aber natürlich mussten die ihre eigenen Begleiter unterhalten, während er von Gespräch zu Gespräch eilte, Komplimente machte und derlei mehr.
Saturninus hatte vor, sich zumindest blicken lassen. Auch wenn ihm auf Grund der Umstände nicht nach Feiern zu Mute war. Doch sein Fehlen wäre aufgefallen, und man hätte sich gefragt, ob die ewige Konkurrenz zwischen Zivil- und Stadtverwaltung in eine "heiße Phase" getreten war. Dabei hatte Saturninus nichts gegen den Bürgermeister Vergilius Capito (eher gegen seinen Kollegen, dessen hochmütiger Sohn Kiki den Hof machte)

Die Sänfte hatte Saturninus seidene Tunika vor Wasserflecken bewahrt, als er ausstieg und sich unter einem Baldachin ins Trockene führen ließ. Dort zogen ihm Sklaven die Straßenschuhe aus, und sie wurden gegen bequemes Schuhwerk gewechselt, zwei hübsche rotlockige Knaben übergossen ihm die Hände mit Rosenwasser und ein dritter, der Haare bis zum Po hatte, forderte ihn auf, sich an eben jenem Haar die Hände zu trocknen. Das alles war vor etwa fünfzehn Jahre in Rom modern gewesen. Man passte sich immer dem Kaiser an, und Vespasian mochte im Gegensatz zum exaltierten Vorgänger Nero keinen Schnickschnack.

" Wirklich sehr schön bei dir, werter Vergilius Capito", bemerkte Saturninus dem Gastgeber gegenüber. Er vermisste jemanden, mit dem er hätte ironische Blicke austauschen können. Vielleicht war Kiki auch hier. Es gab viele freizügig gekleidete Sklavinnen, offensichtliche Prostituierte, die man an ihren hohen Absätzen erkannte  und einige Hetären beiderlei Geschlechts, auch das ein Zeichen dafür, dass das eher ein Fest werden sollte, bei dem die Ehefrauen nicht mitkamen.
"Ich freue mich darüber, dich in meinem bescheidenen Heim begrüßen zu dürfen, edler Furius Saturninus. Später sollst du meine Tänzerinnen aus Gades (Cadiz) erleben. Die bewegen die Hüften, dass es mir schon vom Anschauen schwindelig wird", begrüßte ihn Capito und winkte zwei junge Frauen her, die mit kurzen Chitons und falschen Löwenfellen über den bloßen Schultern wohl Bacchantinnen darstellen sollten:
" Bernsteinfarbener Falerner gefällig? Oder lieber dieses süffige Weinchen aus der Heimat der Albaner Berge, so rot wie Rubin?", er gab einer der Dienerinnen einen Kuss auf die Schulter:
"Diese Grazien hier habe ich auch aus Gades mitgebracht. Wenn sie dir gefallen - ich bin weder pedantisch noch geizig"
Ein Junge mit einer gewissen schläfrigen Schönheit gesegnet  trat zu ihm hin. Er trug eine Silberplatte mit Speisen, die man aus der Hand naschen konnte, darunter Datteln und Feigen. Saturninus wollte zugreifen, da fing der Junge an, zu singen:
"Nunc est bibendum, nunc pede libero...."
"Das ist mein kleiner Kallon. Singt er nicht herrlich?", sagte der Bürgermeister und tätschelte dem Jüngling die Wange.
Saturninus nickte, obgleich ihm vor Schreck fast eine Dattel aus der Hand gefallen war: "Ein wirkliches Talent" , bemerkte er.  
Dann kamen weitere Gäste, die ihn begrüßten und mit denen er einige Worte wechselte.  So bewegte er sich durch den Raum, bis er ein Grüppchen von Herren bemerkte, das sich um einen goldhaarigen Hetären gescharrt hatte und in Gelächter ausbrach. Narcissus, denn das war Narcissus aus dem Hause des Roten Mondes,  hatte offensichtlich etwas Spaßiges gesagt.  Der hatte ihm zu seinem Glück gerade noch gefehlt; Saturninus war nicht gut auf den jungen Mann zu sprechen.
Capito, das war allen Anwesenden klar, mochte es extravagant und wollte auffallen. Wirklich Sinn für Geschmack bewies er selten. Für Narcissus war das hier alles etwas zu pompös. Die Jungen, die als lebende Handtücher mit ihren Mähnen fungierten, waren für ihn jedenfalls nicht besonders ansehnlich. Doch er war hier als Unterhalter und daher entfuhr ihm hierzu nichts.
Er brachte gerade eine Gruppe feiernder mit seiner Impression des berühmten römischen Schauspielers Vergilius zum Lachen. Vergilius, der nämlich eher wegen seiner grausigen Darbietungen berühmt - wohl eher berüchtigt - gewesen war, war nämlich mitwehenden Röcken, die zudem in Flammen gestanden hatten, nachdem ein Zuschauer ihn mit einer Fackel beworfen hatte, aus dem Theater geflohen. Den Gerüchten nach hatte er überlebt, sich jedoch empfindlich die Weichteile angesengt, ehe er jauchzend in den Tiber gesprungen war.
"Der da drüben hätte auch nen guten Vergilius abgegeben", meinte er eben, als er den Jungen am anderen Ende des Raumes 'Jetzt lasst uns Trinken' plärren hörte. Die Umstehenden lachten erneut, woraufhin er sich lächelnd aus der Menge löste.

"Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, Freunde, ich brauche Wein. Sehr, sehr starken Wein auf den Schreck", verabschiedete er sich, während die Männer, um ihn zu necken, ein lautes und misstönendes "Nunc est bibendum..." anstimmten.
Sein Blick blieb jedoch nicht so schalkhaft, als er dem Blick eines Bekannten begegnete, dessen Anwesenheit er hier bereits erwartet und gefürchtet hatte. Denn mit Saturninus hatte er seit seinem erbosten Abgang aus dessen Schlafzimmer kein Wort mehr gewechselt. Als er sich geistesabwesend einen Becher vom Tablett eines der Burschen nahm, waren die beiden die einzigen in mehreren Metern Umkreis und da von ihm eine gewisse Professionalität erwartet wurde, biss Narcissus in den sauren Apfel.
"Salve und guten Abend, werter Furius Saturninus", sagte er mit wohlklingender Stimme und nahm direkt den ersten Schluck Wein. Das vertrug er sicher nicht lange nüchtern.
"Salve - ob der Abend gut wird, weiß ich noch nicht", sagte Saturninus ohne ein Lächeln. Vielleicht kam eines der Gades- Mädchen wirklich später noch in Frage, sie waren ganz hübsch.

"Dir ist bestimmt bekannt, dass ich mit eurem Haus gebrochen habe, Narcissus" Der Geruch des nahezu unverdünnten Weines drang ihm in die Nase. Er selbst hatte die Mischung Zwei zu Drei gewählt, was auch schon stark war.
 Nun hatte der junge Hetär ihn angesprochen. 

Das Narcissus gekränkt gewesen und abgehauen war, hätte Saturninus ihm unter anderen Umständen verziehen. Solch ein schöner Jüngling durfte seine Launen haben. Da hätte er ihn mit Worten und Geschenken und Bitten gerne wieder versöhnt.
Aber Narcissus hatte darauf hingearbeitet, dass sich auch Aglaia von ihm abwendete. Er und Licinianus. 

Illoyalität war für Saturninus die schlimmste aller Verhaltensweisen:
"Wenn das dein Ziel war, ist es dir gelungen"
"Oh, aber ich hoffe doch, dass er gut wird", sagte Narcissus, der sich zunächst nichts anmerken ließ. Nun, zumindest bis Saturninus es zuerst ansprach und damit ein Tabu brach. Der Jüngling nickte gemessen und stellte den Wein ab.
"Das war natürlich nicht mein Ziel", stellte er klar. Er hatte zwar gehört, was vorgefallen war - und dabei große Schadenfreude gespürt -, doch es war natürlich keine große Intrige gewesen. "Ich habe einer Freundin erzählt, wie du zu mir gewesen bist und ihr auch erzählt, wie du ihren Mann behandelt hast. Ich habe nichts ausgeschmückt und auch nichts dazu erfunden. Sie hat sich das angehört und ihre eigenen Gedanken dazu gemacht. Pfähle nicht den Boten. Es waren deine Taten, die Aglaia verärgert haben. Du warst nur wütend, dass sie es erfahren hat. Was hast du denn geglaubt, wie sie reagiert? Dass sie Freudensprünge macht? Dachtest du, ich freue mich über die Art, in der du mich behandelt hast? Nicht einmal jetzt siehst du ein Unrecht ein. Weißt du, ich hatte immer Spaß mit dir, aber ich kann mich an keinen halten, der mich in einer Sekunde für ein Dummchen hält und im nächsten anpackt wie einen Hund. Ich mag hartes Spiel, aber nicht so. Wie auch immer... Ich will dir meine Gesellschaft nicht aufzwingen. Hier gibt es sehr hübsche Unterhalter. Ich werde dich nicht weiter belästigen."
Saturninus trank einen Schluck. Der Wein war mithin das Beste an der ganzen Veranstaltung: "Wie bin ich zu dir gewesen, Narcissus? Ich habe dich für deine Dienste stets gerecht entlohnt. Wie bin ich zu Licinianus Owen gewesen? Berühmt habe ich ihn gemacht, dem Statthalter und den oberen Hundert von Iscalis habe ich ihn präsentiert. Auch hier ist vermutlich fürchterliches Unrecht geschehen. Mea culpa",das 
war keine Entschuldigung, sondern Ironie:
" Es ist deine Stärke, Narcissus, dass du andere zum vertraulichen Reden bringst. Auch ich habe geredet. Deine Schwäche ist aber, dass du mit der gewonnenen Information nichts anderes anzufangen weißt als andere zu denunzieren und Unfrieden zu stiften", er lächelte, doch sein Lächeln milderte seinen finsteren Blick nicht:
" Ein Dummchen sagst du? Nun ja, wärst du klüger, so hättest du mich erst einmal gefragt, WARUM ich dir die Frage nach deiner Jugend stelle anstatt eingeschnappt zu sein wie...wie ein Knabe und weinend davon zu rennen, um mich bei der Aglaia anzuschwärzen.", 
er schüttelte hochmütig den Kopf:
"Du belästigst mich nicht. Wäre es der Fall, hätte ich Capito gebeten, dich durch zwei kräftige Sklaven entfernen zu lassen"
"Es stimmt, du hast mich stets entlohnt und auch Owain berühmt gemacht", sagte Narcissus mit einem zustimmenden Nicken. "Aber du verdrehst die Dinge und vergiss auch etwas. Denn du hast ja auch etwas dafür bekommen, nicht wahr? Du hast all das nur getan, um ihm und Aglaia zu zeigen, wie viel besser du bist. Du genießt es, dich als Mäzen und Gönner zu präsentieren und die Macht, die dir das verschafft. Und bitte verzeih - aber für eine Leistung zu bezahlen ist nicht gerade der Beweis für menschliche Größe, nur schlichter Anstand.
Und bitte unterstell mir nicht, dass ich vertrauliche Informationen herausposaune. Ich habe nichts, was du mir unter vier Augen erzählt hast, weitergetragen, sofern es nicht mich selbst betraf. Ich laufe nicht herum und nutze das, was man mir erzählt, für meine Zwecke. Und ich habe auch nicht geweint. Ich habe Aglaia davon unterrichtet, was mir widerfahren ist, wie Menschen es zu tun pflegen, die misshandelt werden. Und sie hat sich ihre Meinung daraus gebildet. Mir ist klar, dass du darin einen großen Verrat sehen willst. Tatsache ist jedoch, dass ich lediglich auf dein Missbetragen reagiert habe. Du hast mir nicht nur eine Frage nach meiner Jugend gestellt, Saturninus. Du hast mich gepackt wie einen Hund und mir befohlen, meine Vergangenheit vor dir offenzulegen.
Ich habe nichts gegen härtere Spielarten, bei weitem nicht. Aber ich bin es gewohnt, vorher gefragt zu werden. Das ist der Deal mit einem wie mir. Ich bin keine Hure, die du benutzen kannst, wie es dir beliebt. Es tut mir leid, wenn uns das davon abhalten wird, wieder miteinander zu tun zu haben. Es war eine gute Zeit. Aber ich lasse mich nicht in einen Käfig sperren."
Ebenso hochmütig wie der gute Saturninus, verschränkte Narcissus die Arme und zeigte dadurch die Armreife vor, die er trug. Nicht die goldenen Schlangen, die ihm Saturninus geschenkt hatte. Sie waren kleiner, doch geschmückt mit grünen Steinen und Geschenke anderer Interessenten, um seine Gunst zu erwerben. Jedenfalls würde er das erzählen, wenn er gefragt würde.
"Und diesen Streit nutzt du, mich als doppelzüngige Schlange hinzustellen, vermutlich noch vor anderen wie ich vermute. Wer ist es, der hier andere denunziert?"
Narcissus funkelte Saturninus böse an, sich mühend, zu verbergen, wie sehr ihn das verletzte.
Jetzt lachte Saturninus kurz auf: "Ich musste Aglaia nicht zeigen, dass ich besser bin", sagte er ein wenig amüsiert: " Ich bin es" Seine Vorväter waren quasi bei der Gründung Roms anwesend gewesen; er, der Adelige musste sich wohl kaum mit einem Freigelassenen messen:
"Ich habe Licinianus nur geholfen, weil ich wollte, dass Aglaia stolz auf ihren Mann sein kann", antwortete er, aber Narcissus nächste Beschuldigung ließ ihn zögerlich werden:
"Du meintest, es ging mir um harten Sex?", das erstaunte den Furius jetzt doch, der nicht den härteren Spielarten zuneigte. Seine Aggressionen konnte er anders ausleben:
"Nein, Narcissus, natürlich war es das nicht. Ich hatte dir etwas über meine Jugend erzählt, und dann dachte ich daran, dass du mich verraten könntest. Du bist nicht der erste Denunziant, der mich verleiten wollte, politisch zu werden. Das war unter Vitellius in Rom gang und gäbe. Und dann wollte ich einfach nur etwas von dir von gleichem Wert hören. Irgendetwas, was mich beruhigt  hätte, dass wir uns nur vertraulich unterhalten", es war Saturninus anzumerken, wie unangenehm es ihm nun war, dem Hetären damals sein Herz geöffnet zu haben:
"Vielleicht bist du ja ein Spion und ein Denunziant, geschickt von meinen Feinden. Ich musste es in diesem Moment wissen, und bei den Göttern, am liebsten hätte ich es aus dir herausgeprügelt. Aber ich ließ dich gehen", er atrmete durch und sah auf Narcissus verschränkte bloße Arme. Er trug zwei neue Armspangen - nicht die Schlangen, die er ihm geschenkt hatte, diese waren kleiner und mit grünen Steinen geschmückt. Narcissus Arme waren weich geschwungen und gleichzeitig muskulös, und die makellose Haut schimmerte im Kerzenschein golden. 
Saturninus merkte, wie sein altes Begehren wieder erwachte. Er konnte nichts dafür:
"Diese Spangen stehen dir nicht. Deine Schönheit sollte nicht verwässert werden, nicht einmal durch Edelsteine. Du verdienst etwas im griechischen Stil wie die Schlangen, die ich in Athen gekauft hatte. Von wem hast du diese? Etwa von Capito?"
Narcissus schnaubte, als sich Saturninus als besser darstellte als Owain. Die Arroganz der Patrizier. Doch andere hatten wenigstens den Anstand, so zu tun als ob.
Dann jedoch überraschte ihn der Furier, denn Saturninus hatte offenbar keine Ahnung, wo sein Problem lag. Und er selbst hatte offensichtlich nicht geahnt, worauf es dem anderen angekommen war.
"Du wolltest... was?", fragte er, während Saturninus erklärte, weshalb er das alles so abgezogen hatte. Wie eine Art Vertrauenstest. Eine Prüfung. Oder der Versuch, Druck auf ihn auszuüben.
"Mich zu prügeln hast du dir also überlegt", schloss Narcissus kühl und machte dadurch klar, wie wenig er von dieser Art, Dienstleister zu behandeln, hielt. "Du denkst wirklich... Du dachtest... argh!"
Entschlossen trat er auf den Furier zu und hielt knapp vor ihm an. Er sprach leise.
"Und? Haben, seit wir uns nicht mehr sehen, sensible Informationen den Weg zu deinen zahlreichen verborgenen Feinden gefunden? Hat man deine politische Karriere dadurch bereits ins Wanken gebracht? Oder ist es möglich, dass ich vielleicht mit diesem schrecklichen Wissen nicht hausieren gegangen bin wie ein kleiner Speichellecker? Ich bin Profi. Ich habe besseres zu tun, als herauszuposaunen, was du mir erzählst. Unterstell mir das nie wieder!"
Er schnaubte. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, das eindeutig von Verlegenheit getragen wurde. Schließlich fand Saturninus jedoch seine Worte wieder und kritisierte die Spangen. Narcissus hätte am liebsten laut gelacht, weil der Furier immer noch dachte, er hätte ihm was zu sagen. Doch andererseits schmeichelte ihm die Eifersucht des Älteren. Prüfend hob er den Arm und betrachtete den Stein in dem Armreif.
"Ach, ich habe dasselbe gesagt. Sie scheinen was viel. Aber Cato meinte, sie schmeicheln meinen Augen, daher..." Er zuckte mit den Schultern.
Das, dachte er diebisch, war der härteste Schlag, zu dem er fähig war.
Der Iulier und der Furier waren seit Kindertagen Rivalen gewesen. Auch wenn sie jetzt durch ihre Frauen, die Cousinen waren, mehr miteinander zu tun hatten. Das wurde durch beider Familien befeuert, die meinten, das härte ab. Anstatt zu Freunden wurden sie also zu Gegnern. Mal lag der eine vorne, mal der andere. Saturninus, der wusste, dass Cato der hübsche Narzissus gefiel, hatte ihm zur Hochzeit die zweite Statue desselben geschenkt. Jetzt hatte der anscheinend das Original ergattert.
"Iulius hatte noch nie Geschmack, was Schmuck angeht", erwiderte Saturninus kühl. Er ärgerte sich mehr über Catos Sieg, als dass er eifersüchtig war. Er hatte mit Narcissus keinen Exklusivvertrag geschlossen; der Junge hatte viele Kunden:

"Ich habe dir nichts gesagt, was mir wirklich schaden könnte. Es ist nur sehr persönlich gewesen. Du hast niemandem davon erzählt, das halte ich dir zu gute. obwohl: Aglaia hast du mir absichtlich entfremdet. Du wusstest doch wie sie reagieren wird,  und dir ist es recht gewesen"
Saturninus war auf sich selbst ärgerlich, dass er so arglos zu ihr gegangen war.  Und sie hatte ihn behandelt wie er einen lästigen Klienten behandelt hätte:
"Wenn du Misshandlung fürchtest, solltest du dir deine Gönner gut aussuchen. Nicht alle sind so geduldig wie ich", schon gar nicht Patrizier, bei denen das menschliche Wesen sowieso erst ab den römischen Bürgern begann.
 
Der Furius wandte sich ab. Der Abend war ihm verdorben, aber er wollte ihn nicht als verdorben durchgehen lassen. Mittlerweile waren die Tänzerinnen aus Gades eingetroffen und zeigten ihre Kunst. Ihre Vortänzerin war eine Frau, die ihren Haarschopf leuchtend rot gefärbt hatte. Sie sah weder Narcissus noch Aglaia ähnlich. Aber sie war willig, nach dem sie getanzt hatte, und ihr der Schweiß auf der Stirn perlte. Als er sie ansah, kam sie sofort zu ihm. Ihr Parfüm war schwer: "Magst du die kleine Dryantilla?", gurrte sie und legte die Arme um seinen Hals....
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