RE: [Innengarten] Grüne Zuflucht
Saturninus begrüßte mich und führte mich durch das Gebäude in den Innenhof, der üppig bepflanzt war. Wäre nicht das britannische Wetter, es hätte schon fast wirklich römisch hier sein können. Ich hakte mich bei ihm ein und schlenderte mit ihm durch das Grün vorbei an diversen Blümchen und blühenden Bäumen. Ich war nicht sehr gut darin, das zu erkennen, aber ich fragte mich, welches Obst es wohl war. Ich würde ja für Kirschen morden, aber das asiatische Gewächs war hier wahrscheinlich noch gänzlich unbekannt. Rom selbst kannte es ja gerade mal seit Lucius Licinius Lucullus und seinen seinen sehr schmackhaften Feldzügen, wenn man es so nennen wollte.
Aber ich riss mich von der Frage los und hörte Saturninus zu, der anfing, zu erklären, warum er nicht mehr einfach zu uns kommen wollte. Ich ließ ihn reden und dachte mir meinen Teil dazu, denn er machte schon ziemlich viel Drama um Dinge, die ich mir so nicht vorstellen konnte. Wahrscheinlich hatte er irgendwas in den falschen Hals bekommen. Saturninus war ziemlich empfindlich, das hatte ich schon auch mitbekommen. Aber das würde ich ihm so natürlich nicht sagen!
Stattdessen bemühte ich mich um einen entspannten Gesichtsausdruck und grübelte nur am Ende, als er mich um eine Entscheidung bat.
“Natürlich bin ich Aglaia verpflichtet“, stellte ich erstmal fröhlich fest, auch wenn Saturninus das wohl nicht so fröhlich fand. Aber ein leichtes Lächeln in der Stimme nahm vielen Dingen ein wenig die Schärfe, fand ich. “Aber für mich schließt sich das nicht gegenseitig aus, dass ich mich auch weiterhin mit dir treffe. Die Frage ist eher, ob das für dich eine Frage des entweder oder ist, oder ob für dich ein und auch vorstellbar ist.“
Klar würde ich weiterhin gerne das Geld von ihm nehmen, und wenn er mir öfter Leon vorbeischickte, würde ich sicher nicht nein sagen. Ganz sicher nicht. Aber ich verdankte Aglaia viel mehr, als er wohl je erfahren würde und würde nicht einfach mit ihr brechen, nur weil Saturninus gerade schlecht auf sie zu sprechen war. “Das wär wohl auch nicht sehr loyal von mir, wenn ich anderes sagen würde, oder?“ gab ich auch noch zu bedenken. Denn wie könnte er von mir Loyalität erfahren, wenn ich den Menschen gegenüber, die ich wesentlich länger als ihn kannte, nicht loyal war? Das war paradox.
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