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Normale Version: [Innengarten] Grüne Zuflucht
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[Bild: Hortus-eckersberg-cw-klostergarden-i-s-l...e-mura.jpg]

>>> Da man Saturninus kannte, ließen ihn die Wachposten durch. Er befahl, wenn es Flüchtende vor dem Feuer geben sollte, ihnen den Garten zu öffnen und für Ordnung zu sorgen. Wenn Hilfsgüter ankamen, sollten sie sie gerecht verteilen und römische Bürger bevorzugen. Dann machte er sich mit seinen beiden Sklaven auf ins Zentrum >>>>
Etwa eine Stunde nachdem der Furier wieder in Richtung des Brandes aufgebrochen war, hielt ein großer offener Wagen vor dem Gebäude der Provinzialverwaltung und einige Sklaven sprangen herunter und begannen die Hilfsgüter abzuladen, die Furia Serena in aller Eile zusammengestellt hatte. Die Gattin des Princeps Officii selbst war in der Villa zurückgeblieben um sicherzustellen, dass der Villa nichts geschah, aber ihre Leibdienerin Phoebe kam an der Spitze der Schar der Sklaven mit.

Die Furiersklaven luden Decken, Strohmatratzen und Eimer ab, Bündel mit alten Tuniken, die noch zu gebrauchen waren und auch solche, die es nicht mehr waren. Der Stoff konnte trotzdem noch für Bandagen oder zum Verbinden oder Flicken benutzt werden. Darüber hinaus waren zwei riesige Weidenkörbe mit allem an Essen, was zu entbehren war, auf dem Wagen wie Brot, Käse und Früchte, die man einfach so essen konnte. 

In dem Garten saßen bereits einige rußverschmierte Frauen und plärrende Kinder. Phoebe machte sich schnell daran, die Sklaven zu dirigieren, damit es ein wenig mehr Ordnung gab. Die mitgebrachten leeren Eimer wurden am nächsten Brunnen mit frischem Wasser befüllt und einige Eimer wurden mit Lappen als Waschgelegenheiten und einige wurden mit einer Kelle als Trinkstation benutzt. Auch die Decken und die dünnen Strohmatratzen ließ Phoebe direkt austeilen, damit die Frauen mit ihren Kindern nicht auf dem nackten Boden saßen. Es war nicht sonderlich bequem, aber zumindest ein bisschen besser.

Phoebe selbst machte sich daran, die alten Fetzen in brauchbare Bandagen zu verwandeln, da einige der Mütter und Kinder sichtbare Blessuren davongetragen hatten, während die anderen Sklaven des Haushalts Essen und Gewänder verteilten an die Bedürftigen. Nicht alle hatten Brandwunden - einige wurden auch von Ziegeln oder Holzstücken getroffen im Zuge der Explosion. Ein Kind hatte ein Auge verloren, weil es von einem Ziegelstück ins Gesicht getroffen wurde, aber es war kein Medicus anwesend im Moment, der hätte helfen können.
Die nahe Explosion hatte auch Nefertem wahrgenommen und das beben der Erde gespürt. Als auch schon die Hölle auf Erden losbrach und alle wie wild durcheinander stürmten. Manche stürzten, andere fielen übereinander auf ihrer wilden Flucht. Auch Nefertem hatte es nicht mehr auf seinem Sitz gehalten, während sein gehetzter Blick nach seinem Herrn Ausschau hielt. Doch den Iulier konnte der Sklave nirgends erblicken und so spürte Nefertem wie sein Herz vor Aufregung und Panik hastiger in seiner Brust pochte. Hoffentlich war seinem Herrn nichts geschehen. Hoffentlich hatte er sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Doch in welche Richtung sollte sich der junge Aegypter wenden?  In Richtung der Castra oder in Richtung der iulischen Villa? Für einen kurzen Augenblick spürte Nefertem wie pure Verzweiflung in ihm empor stieg und seine Unterlippe verräterisch zu zittern begann.

Rasch biss sich der Dunkelhaarige auf die Unterlippe und schluckte vernehmlich, um sich wieder in der Gewalt zu haben. Er würde doch hier nicht einfach so losheulen. Nachdem Nefertem einige male tief durchgeatmet hatte, wischte er sich kurz mit dem Ärmel über die Augen und schüttelte daraufhin seinen Kopf. Das nervtötende piepsen in seinen Ohren wollte einfach nicht verschwinden. So schloss sich der Dunkelhaarige der Zahl der flüchtenden Personen an. Unbemerkt wurde er daraufhin in Richtung der Provinzverwaltung gespült. Vielleicht würde er dort seinen Herrn finden. Oder aber er könnte dort nach dem Iulier fragen. Bei diesem Gedanken hellte sich Nefertems Gesicht für einen kurzen Augenblick auf, als er den Innengarten betrat und sein Blick sogleich auf einige der Flüchtenden fiel. Darunter befanden sich auch Frauen und Kinder, sowie einige Verletzte. Augenblicklich spürte Nefertem Mitgefühl für die Verletzten und so näherte sich Nefertem einer jungen Frau, welche alte Fetzen in brauchbare Binden zu verwandeln schien. Zumindest machte dies auf den Aegypter den Eindruck. Bei der jungen Frau angekommen, atmete Nefertem tief durch und erhob anschließend seine leise Stimme.

“Salve. Ich würde gerne helfen. Mein Name ist Nefertem.“

Irgendwie hatte Nefertem das Bedürfnis sich hier nützlich machen zu wollen. Hoffentlich würde ihm dieser Wunsch auch gewährt.
>>> Mein Verlobter eilte zu seinen Pflichten. Und auch ich hatte eine Pflicht als Bürgerin: Den Notleidenden zu helfen. Auf dem Weg sagte man mir, dass die Gärten der Zivilverwaltung für die Obdachlosen geöffnet worden waren. Ich ließ in der Villa Körbe mit Leintüchern, Posca, Brot und leeren Schalen und Schüsseln packen und kam mit den Sklaven auf einem Umweg dorthin. Das Forum vermied ich, denn das Fest war merkwürdig gewesen, und ich fürchtete um meine Sicherheit. 
Ich selbst hatte mich etwas abenteuerlich mit einer einfachen Tunika, einem grobem Kittel und einem Haarband, das mir die Strähnen aus dem Gesicht hielt, ausstaffiert, denn das war die Vorstellung, die ich von einem Hilfseinsatz hatte. 
Als ich eintraf, waren schon meine Cousine Serena und Catos Sklave Nefertem anwesend. Serena wirkte enorm tüchtig und tatkräftig, wie sie das Ganze organisierte. Ich war sofort stolz auf meine Cousine. Ich ging direkt zu ihr hin:
"Salve liebe Serena, was und wie kann ich helfen? Ich habe noch mehr Laken, Brot, Posca, Schüsseln und Sklaven mitgebracht" 
Ich war etwa eine halbe Stunde nach Phoebe und dem Bulk der furischen Sklaven in Begleitung eines einzelnen Leibwächters eingetroffen. Die verbliebenen Sklaven der Villa hatte ich angewiesen das Dach der Villa zu wässern und Wasser, Asche und Sand bereit zu stellen, falls das Feuer sich auf das Wohnviertel ausbreiten sollte. Das konnte schnell geschehen und auch Villen aus Stein waren nicht immun gegen Stadtbrände. 

Auf den Straßen herrschte immer noch das pure Chaos, aber zumindest hatte uns auf dem Weg hierher niemand behelligt. Nachdem ich angekommen war, übernahm ich schnell das Kommando über die Verteilung der verfügbaren Hilfsgüter und ich hätte vor Erleichterung am liebsten geweint, als ich Sabina erspähte, die ebenfalls mit Vorräten, Hilfsgütern und mehr Sklaven erschien. Der Anblick der Versehrten und Verletzten hatte Spuren hinterlassen, auch wenn ich versuchte so eisern und rational wie es mir möglich war zu sein. 

"Salve Sabina, dich schicken die Götter. Wir brauchen auch noch Wasser, also schick bitte deine Sklaven viel Wasser holen." Ich war in der Tat selten so froh gewesen meine Base zu sehen. Auch wenn sie manchmal ein wenig kindlich war, so sah ich doch den gleichen harten römischen Kern in ihren Augen. Wir waren Patrizierinnen und die Leute sahen zu uns auf. Diese Erwartung konnte man nicht abschütteln, sondern nur erfüllen oder daran zerbrechen. Ich zog Sabina mit mir zu einer Ecke mit Verletzten, deren Wunden noch nicht verbunden und gesäubert waren. "Sobald wir das Wasser haben, können wir uns um diese Leute hier kümmern." Ich griff mir eines der Laken und begann es routiniert zu zerteilen, damit wir Bandagen bereit hatten.
Ich klatschte in die Hände: "Ihr habt Domina Serena gehört! Nehmt alle verfügbaren Krüge und holt an den öffentlichen Brunnen soviel Wasser, wie ihr tragen könnt!" Die Claudiersklaven gingen los, doch anstatt dass ich mich auf den Rasen setzen und Luft holen konnte, hatte meine Cousine noch mehr Arbeit.
Ich sah die Leute mit ihren Brandwunden, und wie Serena auch zögerte ich nicht, ihnen beizustehen. Wir waren römische Bürgerinnen und Patrizierinnen, und ganz gleich, was es auch war, wir stellten uns dem Problem - und sahen dabei immer noch selbstverständlich gesittet und anmutig aus.  
Bis die ersten Sklaven von den Brunnen zurück kamen, zerriss ich also Leintücher. Und ich versuchte mich im Trösten. Es gab einige Kinder, die im Getümmel ihre Eltern verloren hatten. Drei kleine Schwestern drängten sich zusammen, und die Kleinste weinte, während die Älteste zumindest versuchte, tapfer zu gucken.
Eine der Frauen folgte meinem Blick: "Das sind die Töchter von Vistilius. Der hat einen Balken auf den Kopf bekommen und nun...ja. Er ist futsch. Ich bin nur eine Nachbarin. Ich nehme sie auf, aber ihr Brot müssen sie sich selber verdienen, ich kann keine unnützen Fresser durchfüttern", sagte sie.
Der Blick der Frau wurde gierig: "Wenn die edlen Damen mir jedoch vielleicht eine kleine Unterstützung gewähren!", fuhr sie fort und hielt die Hand auf. 
Geld hatte ich aber gar keines dabei. Hilfesuchend schaute ich zu Serena.
Die claudischen Sklaven rückten sofort aus auf Anweisung von Sabina und beschafften das dringend notwendige Wasser, damit die Wunden der Verletzten ordentlich versorgt werden konnten. Währenddessen hatten Sabina und ich schon einen Haufen Leinenstreifen für Bandage vorbereitet, damit die Wunden gleich verbunden werden konnten. 

Als die Sklaven die Wunden wuschen, konnten Sabina und ich kurz verschnaufen und uns ein Bild der Lage machen. Als dann so eine Vettel mit gierigen Blick an uns herantrat und um Geld bettelte, musste ich mich schwer beherrschen, damit mein Gesicht nicht meine Angewidertheit zur Schau trug. Ich nickte Phoebe zu, dass sie der Frau einige Münzen geben sollte und eine Idee formte sich in meinen Gedanken. "Wir könnten wirklich ein Orphanotrophium in Iscalis gebrauchen..." murmelte ich vor mich hin, ehe unsere Pause wieder vorbei war und es ans Verbinden der frischgewaschenen Wunden ging.
Unwillkürlich hatte sich Nefertem den claudischen Sklaven angeschlossen, als diese geschlossen in Richtung der Brunnen davon trabten. Einen Eimer hielt nun auch der Dunkelhaarige in den Händen, während er versuchte das pfeifende Geräusch in seinem linken Ohr zu ignorieren. Irgendwann würde dieses pfeifen verschwinden, dessen war sich der Dunkelhaarige bewusst. Auch wenn er liebend gerne seinen Kopf geschüttelt hätte, um jenes Geräusch zu vertreiben, welches sich wie das brummen einer dicklichen Hummel anhörte. Eifrig schleppten die Sklaven die Eimer mit frischem Brunnenwasser herbei, damit die Wunden der Verletzten damit versorgt werden konnten. Nefertem beobachtete mit großen Augen, wie die Sklaven die Wunden der Verletzten mit dem Wasser auswuschen. Und nachdem der Dunkelhaarige bei einigen Sklaven zugesehen hatte, begann er nun selbst mit dem Wasser die Wunden der Verwundeten zu säubern. Dabei ging der iulische Sklave äußerst behutsam zu Werke. Während sein Blick mitfühlend auf den Gesichtern der Verletzten ruhte und er insgeheim ein Stoßgebet an seine Göttin sandte, dass sie ihn mit Verletzungen verschont hatte.

Als das Weinen einiger Kinder erklang, zuckte Nefertem leicht zusammen und ließ seinen Blick suchend über die Gesichter der Verletzten gleiten. Als sich Nefertem den weinenden Kindern nähern wollte, bemerkte er, wie sich Claudia Sabina bereits den Kindern annahm und so widmete sich Nefertem abermals seiner Tätigkeit, die Wunden der Verletzten zu säubern.
Auch mir taten die Waisenkinder Leid. Die Alte schaute so gierig drein, gewiss würde sie versuchen, die Mädchen zu versklaven. Wenn sie keinen Vormund hatten, der ihre Rechte vertrat, so ging es ihnen schlecht. 
"Vistilius -äh? Und wie weiter? Und wie ist dein Name? Du kannst die Mädchen vorläufig in Pflege nehmen, aber wenn man später Angehörige ausfindig macht, so werden sie ihnen übergeben", sagte ich so streng wie möglich.
Die Alte ließ sich nicht sonderlich beeindrucken: 
" Ich weiß nur, dass er Vistilius hieß. Mich ruft man Tita", behauptete sie: "Und wer will sich schon Mädchen aufhalsen? Dazu gleich drei Stück. Ein Irrtum, sie alle aufgezogen zu haben.  Lass sie nur bei mir, edle Dame" , ihre Stimme klang überhaupt nicht ehrerbietig.

Ich schüttelte unwillig den Kopf. Aber mehr konnte ich nicht tun. Da sagte Serena jedoch etwas von einem Orphanotrophium . Das klang wie ein Ort, an dem Waisen lebten, aber ich wusste nicht, was das sein sollte.  Fragend schaute ich meine Cousine an:
"Was können wir in Iscalis gebrauchen?", fragte ich.
Phoebe reichte auf meine Anweisung dieser "Tita" einige kleine Münzen und ich schaute noch einmal zu den drei Mädchen, die sich aneinander drückten, während die Gier in den Augen des Weibes vor mir nur so glänzte. "Die Mädchen brauchst du nicht mitnehmen, Tita...ich werde sie mit in die Villa Furia nehmen. Bitte kümmere dich um sie, Phoebe." Wortlos wandte ich mich von der gierigen Vettel ab, während Phoebe meinen Worten folgte und die drei Mädchen beruhigend ansprach und mit zu ihrem kleinen Außenposten mit Körben von Bandagen und Eimern voll Wasser brachte. 

"Ein Ort für Waisen, ganz genau" antwortete ich Sabina, als wir bereits bei der nächsten Gruppe an hilfsbedürftigen Menschen waren. "Nur weil man arm oder unglücklich ist, sollte man nicht von so gierigen Weibern wie der dort aufgezogen werden." Ich musste mich bemühen, dass meine Stimme nicht vor Ekel troff. Gier fand ich besonders abstoßend. In meinem Kopf allerdings kristallisierte sich eine Idee heraus, je länger ich darüber nachdachte. "Ich werde ein Haus für Waisen stiften, in dem sie aufwachsen und römisch erzogen werden. Ich werde dafür sorgen, dass diese hoffnungslosen Geschöpfe noch ein der Gesellschaft dienliches Leben führen werden" sagte ich nachdenklich, während ich die nächste Wunde verband.
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