RE: Der Empfang des Gnaeus Vergilius Capito
Der Iulier und der Furier waren seit Kindertagen Rivalen gewesen. Auch wenn sie jetzt durch ihre Frauen, die Cousinen waren, mehr miteinander zu tun hatten. Das wurde durch beider Familien befeuert, die meinten, das härte ab. Anstatt zu Freunden wurden sie also zu Gegnern. Mal lag der eine vorne, mal der andere. Saturninus, der wusste, dass Cato der hübsche Narzissus gefiel, hatte ihm zur Hochzeit die zweite Statue desselben geschenkt. Jetzt hatte der anscheinend das Original ergattert.
"Iulius hatte noch nie Geschmack, was Schmuck angeht", erwiderte Saturninus kühl. Er ärgerte sich mehr über Catos Sieg, als dass er eifersüchtig war. Er hatte mit Narcissus keinen Exklusivvertrag geschlossen; der Junge hatte viele Kunden:
"Ich habe dir nichts gesagt, was mir wirklich schaden könnte. Es ist nur sehr persönlich gewesen. Du hast niemandem davon erzählt, das halte ich dir zu gute. obwohl: Aglaia hast du mir absichtlich entfremdet. Du wusstest doch wie sie reagieren wird, und dir ist es recht gewesen"
Saturninus war auf sich selbst ärgerlich, dass er so arglos zu ihr gegangen war. Und sie hatte ihn behandelt wie er einen lästigen Klienten behandelt hätte:
"Wenn du Misshandlung fürchtest, solltest du dir deine Gönner gut aussuchen. Nicht alle sind so geduldig wie ich", schon gar nicht Patrizier, bei denen das menschliche Wesen sowieso erst ab den römischen Bürgern begann.
Der Furius wandte sich ab. Der Abend war ihm verdorben, aber er wollte ihn nicht als verdorben durchgehen lassen. Mittlerweile waren die Tänzerinnen aus Gades eingetroffen und zeigten ihre Kunst. Ihre Vortänzerin war eine Frau, die ihren Haarschopf leuchtend rot gefärbt hatte. Sie sah weder Narcissus noch Aglaia ähnlich. Aber sie war willig, nach dem sie getanzt hatte, und ihr der Schweiß auf der Stirn perlte. Als er sie ansah, kam sie sofort zu ihm. Ihr Parfüm war schwer: "Magst du die kleine Dryantilla?", gurrte sie und legte die Arme um seinen Hals....
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