RE: Hortus
Nachdem Nefertems Domina gegangen war, kehrte eine angenehme Ruhe in die Laube zurück. Ich spürte die Aufregung in der Luft, während Nefertem und ich uns wieder unserer Arbeit zuwandten. Mit einem sanften Lächeln lud ich ihn ein, näher zu treten, und mit geschmeidigen Schritten bewegte er sich an das kleine Tischchen heran. Er schlug vor mit Melpomene zu beginnen und deutete auf ihre Abbildung. Ein Spiel der Sinne, verhüllte Gesichter durch Masken, unter denen die wahren Gefühle verborgen blieben, meinte er. Seine Worte trafen mich wie ein Hauch von Geheimnis. Ich konnte nicht anders, als über ihre Bedeutung nachzudenken. Es war ein interessanter Vorschlag, einer, der eine gewisse Tiefe und Intrige in unsere Arbeit bringen würde. Die Vorstellung von verhüllten Gesichtern und verborgenen Emotionen weckte mein Interesse.
"Nefertem, das ist eine faszinierende Idee", sagte ich ruhig, während ich darüber nachdachte, wie wir sie umsetzen könnten. Schließlich legte ich meine Hand auf seine Schulter.
"Stell dich einfach so, wie du dich wohl fühlst. Wir werden gemeinsam die richtige Pose finden." Ich trat einige Schritte zurück und schaute ihn mir nachdenklich aus dieser kleinen Entfernung an. "Ein wenig nach links gedreht... ja, genau", flüsterte ich, während ich mich ihm wieder näherte und ihn behutsam in die gewünschte Position dirigierte. "Hebe den Kopf leicht an... perfekt." Seine Bewegungen waren fließend und anmutig, und ich konnte sehen, wie er sich langsam in die Rolle der Muse hineinversetzte. Die Spannung in der Luft löste sich langsam, und ich spürte, wie Nefertem sich entspannte, als er sich seiner Rolle immer mehr bewusst wurde.
"Das ist es", sagte ich schließlich zufrieden und trat wieder einen Schritt zurück, um das Gesamtbild zu betrachten. Nefertem stand da wie ein lebendiges Kunstwerk, seine Gestalt von einem sanften Licht umspielt, und ich glaubte, dass dies der perfekte Anfang für unser Vorhaben war.
Immer wieder musste ich zu ihm hinüber schauen. Ich konnte dabei den Drang kaum unterdrücken, ihn näher zu betrachten, jeden feinen Zug seines Gesichts zu erforschen. Denn ich spürte, wie sich eine seltsame Erregung in mir ausbreitete und mich durchströmte. Ich konnte nicht anders, als fasziniert von Nefertems Anmut und Ausstrahlung zu sein. Mit einem leichten Zittern in den Händen griff ich nach meinem Zeichenstift und begann, die Konturen seines Gesichts auf das Papier zu bringen. Jeder Strich war ein Ausdruck meiner bewegten Gedanken und meiner Emotionen, die ich gerade empfand.
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