Hortus - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9) +----- Forum: Wohnviertel (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=54) +------ Forum: Villa Iulia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=16) +------ Thema: Hortus (/showthread.php?tid=505) Seiten:
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Hortus - Nefertem - 08-05-2023 Dies ist der Hortus der Villa Iulia.
RE: Hortus - Nefertem - 02-19-2024 >>> Und während Domina Claudia Sabina mit dem Kunstschmied die Modalitäten verhandelte, verweilte Nefertem weiterhin vollkommen regungslos. So das er tatsächlich wie eine leblose Statue wirkte, auch wenn sein Blick wachsam war und seine Ohren gespitzt. So dass er ein jedes Wort seiner Domina vernahm. “Natürlich Domina.“ Erwiederte Nefertem auf Claudia Sabinas gesprochene Worte und verankerte diese Worte in seinem Gedächtnis. Er würde diese Utensilien für den Künstler Owain besorgen. Einen Platz im Garten hatte der iulische Sklave auch schon vor Augen. Es gab eine wind- und wettergeschützte Laube im hinteren Teil des Hortus. Obwohl er den Platz zum Modelstehen eigentlich dem Künstler überlassen müsste, aber vorschlagen konnte er es ihm. Schließlich verneigte sich Nefertem vor seiner Domina und deren Gästen und verließ rückwärts gehend das Tablinum. Es gab noch viel zu erledigen. Seine eigentlichen Verpflichtungen als iulischer Maiordomus würde Nefertem natürlich nicht vernachlässigen. Und dennoch gelang es ihm im Handelshaus Salvia zwei bunte Kreidestifte aus Aegyptus im Namen seiner Domina zu erstehen. Nefertem hatte sich für einen bräunlich angehauchten Farbton, sowie für einen cremeweißen Farbton entschieden. Im Hortus gab es nämlich tatsächlich einen Laubengang, an deren Ende sich dieser Laubengang in einem kleinen Rund wiederfand. Dieser runde Platz war tatsächlich wind- und wettergeschützt. In eben dieser Ecke stellte nun Nefertem einen Tisch, sowie zwei Stühle. Kohlestifte und Griffel lagen in einem eigenen Behältnis auf dem Tisch. Während die Papyribögen mit einem Stein beschwert waren, damit sie nicht bei einem kleinen Lufthauch davon flatterten. Die beiden bunten Kreidestücke hatte Nefertem sorgfältig in ein Tuch einschlagen lassen, welches sich ebenfalls auf dem Tisch, nahe der Kohlestifte und des Griffels befand. Die Köchin der iulischen Culina hatte auf einem Tablett einen Krug Posca und einen Krug Wein. Sowie eine Karaffe Wasser und einen Becher gestellt. Jenes Tablett befand sich auf einem weiteren kleineren Tischchen in unmittelbarer Nähe. Über die Stühle hatte Nefertem einen fließenden Stoff in einem karmesinroten Farbton gebreitet. RE: Hortus - Licinianus Owain - 03-02-2024 Wenige Tage, nachdem ich die Statue geliefert hatte, kehrte ich an einem Nachmittag wieder zur Villa Iulia zurück, so wie ich es versprochen hatte. In der Schmiede hatte ich früher Schluss gemacht, so dass ich noch genügend Zeit mitbringen konnte, ehe der Abend herein brechen würde und sich die Lichtverhältnisse sich verschlechterten, so dass ich nicht mehr zeichnen konnte. Ein Sklave ließ mich ein und ein weiterer führte mich hinaus in den Garten. Inzwischen hatte ich schon einige römische Gärten gesehen und es erschreckte mich immer wieder, wie man die Natur in solch gradlinige Muster hineinzwingen konnte, wie es die Römer taten. Ja, sie hatten alles unterworfen, selbst die Bäume, Sträucher und Blumen. Der Sklave führte mich zu einer Laube. Dort stand bereits ein Tisch und der Ort war ansonsten auch bereits hergerichtet worden, damit ich hier sofort anfangen konnte. Ein roter Stoff war über den Stühlen ausgebreitet worden. Wie die Claudia angekündigt hatte, war mein Arbeitsmaterial beschafft worden. Selbst an Getränke war gedacht worden! Es fehlte nun nur noch der junge, dunkelhäutige Sklave, der als Modell von seiner Herrin auserkoren worden war. Die Zeit des Wartens nutzte ich einfach, in dem ich etwas trinken wollte. Dabei bediente ich mich selbst. Ich brauchte keinen Sklaven, der mir den Wein in den Becher goss. Das schaffte ich gerade noch selbst! Wie üblich gab es nur Wein, Wasser und dieses widerliche Zeug, das die Römer tranken und Posca nannten. Ich bediente mich schließlich beim Wein, den ich, wenn ich ihn schon trinken musste, unverdünnt trank. RE: Hortus - Nefertem - 03-02-2024 Wann der keltische Schmied die Villa Iulia abermals betreten würde, war Nefertem nicht bekannt. Woher sollte er dies auch wissen? Als Sklave sollte er doch lediglich Model stehen und diese Anweisung würde ihm womöglich schon bald an sein Gehör dringen. Doch zuerst würde sich Nefertem davon überzeugen, das auch alles in der Villa seine Richtigkeit hatte und alles seinen geregelten Gang ging. Gerade saß Nefertem in seinem Arbeitszimmer über einige Pergamente versunken, als er das leise pochen an der Türe vernahm und seine ruhige Stimme erklingen ließ, die der Person vor der Türe sagte, sein Arbeitszimmer zu betreten. Einer der Sklaven erklärte Nefertem, dass sich der keltische Schmied im Haus befand und man ihn sogleich in den Garten geführt hatte. Nach diesen Worten spürte Nefertem wie sein Herz vor Aufregung in seiner Brust sogleich einige Takte rascher zu pochen begann. Oh ja. Der iulische Sklave war tatsächlich aufgeregt. Um nicht allzu aufgeregt dem Kelten gegenüber zu treten, probierte sich Nefertem an einigen Atemübungen, die er in einem der Bücher in der iulischen Bibliothek gelesen hatte. Und tatsächlich gelang es Nefertem ruhiger zu werden. Nachdem sein Herz nicht mehr allzu schnell in seiner Brust pochte, verließ Nefertem sein Arbeitszimmer und trat hinaus auf den Gang der Villa. Zielsicher führten ihn seine Schritte auch schon in den prächtigen Garten der Villa. Die Sonne stand noch am Himmel und nichts kündete davon, dass diese in den nächsten Minuten unterzugehen gedachte. Denn sonst hätte Nefertem einen anderen Termin veranschlagen müssen. Bei Dunkelheit zeichnete es sich nun einmal nicht gut. Je näher Nefertem der Laube kam, desto vermehrt kehrte seine Nervosität zurück. Und als der Dunkelhaarige schließlich in die Laube trat und den Blonden mit einem Kelch in der Hand erblickte, blieb Nefertem wie angewurzelt stehen und sog jenes Bild in sich auf. Im Licht der Sonne sah der Blonde wie einer der Gottheiten aus. “Salve. Entschuldige das ich dich soeben angestarrt habe. Du sahst gerade wie eine Gottheit aus.“ RE: Hortus - Licinianus Owain - 03-06-2024 Ich stand da und ließ meinen Blick über den Garten schweifen, während ich wartete. Den Becher in meiner Hand hatte ich bereits zur Hälfte geleert. Der Wein hatte überraschenderweise doch ganz gut geschmeckt. Doch ich wartete geduldig, bis der dunkelhäutige Sklave kommen würde. Dann, nach einer Weile hörte ich endlich nahende Schritte und wandte mich um. Da war er! Nefertem betrat die Laube. Sein Blick traf mich und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Seine Worte hallten in meinen Ohren nach. Eine Gottheit? Ich? Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. "Salve, Nefertem", antwortete ich. Meine war Stimme ruhig, obwohl sein Kompliment mich überrascht hatte. "Oh, es ist keine Entschuldigung nötig. Es ist nicht jeden Tag, dass man mit einer Gottheit verglichen wird", antwortete ich und stellte meinen Becher ab. "Ich hoffe, ich kann den Erwartungen deiner Domina heute gerecht werden. Womit wollen wir anfangen?" Ich nahm an, Claudia Sabina hatte dem Sklaven entsprechende Anweisungen gegeben, in welchen Posen ich in zeichnen sollte. Ich wartete zunächst ab und schaute mir währenddessen das Arbeitsmaterial an, das Nefertem besorgt hatte. Ich nahm mir einen der Kohlestifte und ein Papyrus. Dann nahm ich auf einem der Stühle Platz, und schaute dann nach Nefertem, ob er inzwischen so weit war und sich in seiner ersten Pose präsentierte. RE: Hortus - Nefertem - 03-07-2024 Noch immer verharrte Nefertem wie angewurzelt, während er das Bild schweigend in sich aufnahm. Der Kunstschmied sah wahrlich wie eine der strahlenden Gottheiten aus. Wie er dort stand, mit dem Kelch in der Hand. Bei jenem Anblick spürte Nefertem wie sich seine Lippen zu einem freudigen Lächeln verzogen. Und auch die Lippen des Blonden wurden von einem Lächeln umspielt, wie Nefertem beobachten konnte. Ob sich der Kunstschmied auf seine bevorstehende Aufgabe freute? Oder tat er es nur, weil ihn Domina Claudia Sabina darum gebeten hatte und weil es wohl einige Münzen in seinen Beutel spülen würde? Nachdem Nefertem noch einmal tief durchgeatmet hatte, trat er näher auf den Blonden zu und sprach Owain im nächsten Moment auch an. “Ich.. ähm.. ich dachte das Domina Claudia Sabina dir gesagt hätte, in welcher Positur sie ihre Statuen haben möchte.“ Denn tatsächlich hatte Domina Claudia Sabina kein Sterbenswörtchen an Nefertems Gehör dringen lassen. Und Nefertem hatte natürlich auch nicht nachgefragt. Wofür er sich innerlich einen Dummkopf schimpfte. Wieso hatte er nicht nachgefragt? Erneut atmete der Dunkelhaarige tief durch und biss sich hart auf seine Unterlippe. Während er aus dem Augenwinkel beobachtete, wie der Künstler die Kohlestifte und die Papyri überprüfte. Das leise rascheln von Kleidung kündete davon, dass sich der Kunstschmied auf einem der Stühle niedergelassen hatte und offensichtlich auf den iulischen Sklaven wartete. Schließlich sprang Nefertem über seinen Schatten und trat etwas in den Hintergrund, während er sich seitlich zu Owain stellte und seinen Blick in die Sonne richtete. Dabei hatte sich ein melancholischer Glanz auf sein Gesicht geschlichen. RE: Hortus - Claudia Sabina - 03-07-2024 Die Domina Sabina hatte nichts im Vorfeld zu den anzufertigenden Statuen gesagt, weil ich Esel heute verschlafen hatte. Jetzt hatte ich aber in fliegender Eile aus meiner Bibliothek ein schönes Bild ausgesucht. Als ich nun hörte, dass Kunstschmied Owen bereits angekommen war, wollte ich sofort in den Garten laufen. Ich hatte aber nicht mit meiner Sklavin Anaxarete gerechnet. Sie fing mich ab, setzte mich auf einen Stuhl, zog mir andere Schuhe an meine Füße, kleidete mich in eine Stola, kämmte mir das Haar zu einer schlichten, jedoch würdigen Hochsteckfrisur und kniff mir kräftig in die Wangen, damit diese in sanftem Rot leuchteten. "Wie schön du bist, mein Herzchen", sagte sie: "Du wirst doch nicht wie ein Sklavenmädchen vor Fremden erscheinen wollen? hier die Ohrringe... Das geht wirklich nicht, Kyria. Ich würde mich in Grund und Boden schämen, nicht auf dich geachtet zu haben... hier eine Kette und Armreifen." Vor Ungeduld biss ich mir auf meine Lippen. Dann war ich gebügelt und gestriegelt und durfte endlich los. In meinem Alter lief man nicht mehr, man "begab sich" in den Garten. "Salvete. Es freut mich, dass du jetzt schon Zeit für meinen Auftrag gefunden hast, Meister Owen", grüßte ich fröhlich und schaute von dem Blonden zu dem Dunklen, also von Meister Owen zu Nefertem: "Nefertem, ich hatte ganz vergessen, dir gestern diese Zeichnung, damit du weißt, wie du posieren musst, hinzulegen", sagte ich mit einem entschuldigenden Unterton zu dem Sklaven. Es konnte der beste Sklave nicht gut arbeiten, wenn seine Domina versäumte, ihm Anweisungen zu geben: Ich legte also die mitgebrachte Papyrusrolle auf den Tisch, rollte sie auf und strich sie glatt: * Und dann sagte ich noch das Gedicht auf, welches oft Schulkindern beigebracht wurde, um sich die Namen der neun Olympischen Musen zu merken: " Klio lehrt die Geschichte der Völker; tragische Spiele Sind der Melpomene heilig, komische liebet Thalia: Schlachtgesänge tönt der Kalliope stolze Drommete; Tänzer beschützt Terpsichore, Flötenspieler Euterpe Erato singet der Liebenden Glück; Urania wandelt Unter den Sternen; Polyhymnia herrscht im Reiche der Redner",** Ich wandte mich um: " Habt ihr alles, was ihr braucht? Dann will ich nicht länger stören, sondern euch den schönen Musen überlassen" So hob ich die Hand und ging wieder. Später würde ich mir die getane Arbeit aber gerne ansehen. Nur jetzt wartete Agamedes, denn meine Studien sollte ich nicht vernachlässigen. Sim off: *Bildnachweis: Samuel Griswold Goodrich, Public domain, via Wikimedia Commons, Gedicht: Johann Konrad Friederich: Universal-Mythologie, Frankfurt a. Main 1839 (VIII, 533) RE: Hortus - Licinianus Owain - 03-09-2024 Ich bemerkte Nefertems zögernden Blick und sein unsicheres Lächeln. Es war nicht das erste Mal, dass ich eine solche Unsicherheit bei Sklaven sah. Zumindest bei denen, die nichts anders kannten, als die Unfreiheit. Nefertem schien da keine Ausnahme zu sein. Ich wusste, dass sie Anweisungen brauchten, aber scheinbar hatte es seine Domina versäumt, ihm welche zu geben. Ich konnte die stille Bitte um Führung in seinen Augen sehen, auch wenn er keine Worte fand. "Tja, tut mir leid. Sie hat mir leider nichts gesagt, was ihr so vorschwebt." begann ich und hielt meine Stimme ruhig und bedauernd. Es war ja schließlich nicht seine Schuld. "Aber weißt du, manchmal ist es die Aufgabe des Künstlers, die Vision zu sehen, wo andere nur Leere erblicken. Deine Domina hat mir zwar ihre Wünsche nicht mitgeteilt, aber ich würde gerne deine Gedanken hören. Was siehst du, wenn du an Statuen für ein Theater denkst?" fragte ich und nickte ihm ermutigend zu. Ich legte den Kohlestift und das Papyrus beiseite und schenkte Nefertem meine volle Aufmerksamkeit. Ich wollte, dass er verstand, dass seine Meinung zählte, dass seine Vision wichtig war. Vielleicht würde dies ihm helfen, über seinen Schatten zu springen und das Vertrauen zu finden, das er brauchte. Tatsächlich nahm er all seinen Mut zusammen und nahm eine Pose an, bei der sein Gesicht zur Sonne gerichtet war. "Komm, lass mich dir helfen," sagte ich und stand auf, um neben ihn heranzutreten. "Lass uns gemeinsam eine Pose erschaffen, die deiner Domina gefallen wird." Vorsichtig legte ich Hand an ihn an und korrigierte etwas seine Haltung. Zwar hatte ich keine Ahnung von römischem Theater. Doch nun wirkte der junge Sklave, als habe er gerade die Inspiration aus göttlicher Hand erhalten. Zufrieden ruhte einen Moment mein Blick auf ihm. In seinem Gesicht spiegelte sich etwas Melancholie. Ihr Götter, ich sah ein hübsches junges Mädchen, wenn ich in sein Gesicht blickte! Das plötzliche Erscheinen der jungen Claudia entschärfte glücklicherweise diesen einen Moment. Sofort trat ich einige Schritte zur Seite und begrüßte sie freundlich. "Salve, verehrte Claudia Sabina. Nun ja, ich konnte es heute gut einrichten. Wir waren gerade dabei, schon etwas zu improvisieren," versuchte ich lächelnd zu erklären und deutete auf den jungen Sklaven, ohne ihn dabei anzuschauen. Sie hatte mehrere Papyrusrollen dabei, die sie nun entschuldigend auf den Tisch legte. Dann begann sie auch noch ein Gedicht aufzusagen, dessen Inhalt allerding für mich wie sieben Siegel klang. Aber ich dachte mir nichts dabei. Römer waren eben hin und wieder etwas anders. Schließlich fragte sie noch, ob wir alles hätten, was wir bräuchten. Diese Frage konnte ich nun mit einem lächelnden Nicken beantworten. "Ich denke schon, verehrte Claudia Sabina!" sagte ich und schaute ihr noch nach, wie sie wieder entschwand. RE: Hortus - Nefertem - 03-09-2024 Für einen kurzen Augenblick herrschte vollkommene Stille in der kleinen Laube. Sogar die Vögel hatten ihr zwitschern eingestellt. Auch der Wind rauschte nicht mehr durch das Blattwerk. Und so konnte Nefertem seine hastigen Atemzüge und sein viel zu stark pochendes Herz übernatürlich laut vernehmen. Hoffentlich blieb dies dem Blonden verborgen, denn in eine peinliche Situation wollte weder er sich selbst, noch den Kunstschmied bringen. “Ich hätte meine Domina fragen sollen. Es ist meine Schuld, dass dieses Missgeschick geschehen ist.“ Fühlte sich Nefertem bemüßigt sich bei dem Kunstschmied zu entschuldigen. Das er nicht selbst daran gedacht hatte, seine Domina nach den gewünschten Posituren zu fragen. Doch bevor sich Nefertem weiter Selbstvorwürfen unterwarf, erklang erneut die Stimme des Blonden und Nefertem wandte sich Owain entgegen. Die darauffolgende Frage irritierte Nefertem dann doch, was man auch an seinem Gesichtsausdruck deutlich erkennen konnte. “Ich denke, dass den Statuen ein entrückter Gesichtsausdruck anhaftet. Ihre Blicke sind in die Ferne gerichtet. Als würden die Statuen am weit entfernten Horizont etwas äußerst interessantes erblicken.“ Am Ende seiner Worte wurde Nefertems Stimme immer leiser, bis der Dunkelhaarige schließlich verstummte und sich etwas unsicher durch seine dunklen Strähnen strich. Nachdem noch einige weitere Wimpernschläge vergangen waren, ohne das sich Nefertem nennenswert bewegt hätte, atmete der Sklave tief durch und tat einige Schritte, bis das Licht der Sonne auf sein Gesicht fiel. Eben jenem Licht reckte Nefertem sein Gesicht entgegen. Die allmählich verlöschenden Sonnenstrahlen wärmten seine Haut und ließen Nefertem sanft lächeln. Als sich der Kunstschmied schließlich näherte, linste Nefertem aus dem Augenwinkel in Owains Richtung. Die Berührung des Künstlers ließ Nefertem geschehen, als er sich von Owain in die für ihn richtige Position drängen ließ. Nun strahlte die Sonne regelrecht auf Nefertem hernieder und verlieh seiner Erscheinung einen gar göttlichen Glanz. Jener sinnliche Tanz wurde jedoch durch das erscheinen seiner Domina unterbrochen. “Salve Domina.“ Begrüßte Nefertem die junge Claudia, nachdem er sich in ihre Richtung gedreht hatte und die Sonnenstrahlen nun auf seine dunklen Strähnen fielen. Bei der sanften Stimme seiner Domina spitzte Nefertem unwillkürlich seine Ohren und lauschte dem Gedicht. Es handelte sich dabei um die neun Musen der griechischen Mythologie. “Möchte meine Domina, dass die Statuen später aussehen wie die neun Musen der griechischen Mythologie?“ Stellte Nefertem die Frage an den blonden Kunstschmied. RE: Hortus - Licinianus Owain - 03-13-2024 Mein Blick ruhte auf dem jungen Sklaven, der sich entschuldigend für das ungewollte Missgeschick äußerte. Ein Hauch von Mitleid und Verständnis zeigte sich in meinen Augen, als er sich nun in Selbstvorwürfen grämte. Ich schätzte seine Aufrichtigkeit und versuchte, die aufkeimende Unbehaglichkeit zu mildern. "Es ist alles in Ordnung, Nefertem. Keine Sorge, das kriegen wir schon irgendwie hin", antwortete ich beruhigend und zwinkerte ihm aufmunternd zu. Als Nefertem hörte, dass ich nach seinen Gedanken fragte, wie er sich die Statuen vorstellte, spiegelte sich leichte Verwirrung auf seinem Gesicht wider. Meine Worte hatten ihn offensichtlich überrascht. Ich setzte einen nachdenklichen Ausdruck auf und begann leicht zu nicken. "Ich denke, dieser entrückte Gesichtsausdruck verleiht den Statuen eine gewisse zeitlose Eleganz. Es fängt die Schönheit des Moments ein und gibt den Skulpturen eine mystische Ausstrahlung." Nefertems Blick schien während meiner Erklärung zu wandern, und ich konnte die Unsicherheit in seinen Augen erkennen. Doch plötzlich, als die Sonne ihre Strahlen auf sein Gesicht warf, verwandelte sich seine Unsicherheit in ein sanftes Lächeln. Das warme Licht verlieh ihm eine beinahe göttliche Aura, die mich beeindruckte. Als ich mich näherte, um ihn in die richtige Position zu bringen, ließ Nefertem die Berührung geschehen, und wir beide schienen eine künstlerische Symbiose einzugehen. Die Szene wirkte fast wie ein Gemälde, das die Harmonie zwischen Modell und Künstler einfing. Doch plötzlich wurde der magische Moment durch die Ankunft von Nefertems Domina unterbrochen. Der Sklave grüßte sie respektvoll. Ich hatte mir indessen die Papyrusrollen genauer angeschaut. Auch wenn ich den Text nicht lesen konnte, nahm ich an, dass es sich bei den Abbildungen um eben jene neun Musen handelte. Ich nickte auf Nefertems Frage, denn er hatte aus dem Gedicht seiner Domina richtig gefolgert. Auf den Abbildungen hatten diese Musen eher eine starre Haltung. Zusammen mit dem Sklaven und einer Prise künstlerischer Freiheit wollte ich ihnen Leben einhauchen. Ich winkte ihn her zu mir, damit auch er die Abbildungen sah. "Deine Idee mit den entrückten Gesichtsausdruck werden wir beibehalten! Mit welcher der Musen wollen wir beginnen?" fragte ich ihn. Er sollte entscheiden! |