RE: Der Empfang des Gnaeus Vergilius Capito
Capito, das war allen Anwesenden klar, mochte es extravagant und wollte auffallen. Wirklich Sinn für Geschmack bewies er selten. Für Narcissus war das hier alles etwas zu pompös. Die Jungen, die als lebende Handtücher mit ihren Mähnen fungierten, waren für ihn jedenfalls nicht besonders ansehnlich. Doch er war hier als Unterhalter und daher entfuhr ihm hierzu nichts.
Er brachte gerade eine Gruppe feiernder mit seiner Impression des berühmten römischen Schauspielers Vergilius zum Lachen. Vergilius, der nämlich eher wegen seiner grausigen Darbietungen berühmt - wohl eher berüchtigt - gewesen war, war nämlich mitwehenden Röcken, die zudem in Flammen gestanden hatten, nachdem ein Zuschauer ihn mit einer Fackel beworfen hatte, aus dem Theater geflohen. Den Gerüchten nach hatte er überlebt, sich jedoch empfindlich die Weichteile angesengt, ehe er jauchzend in den Tiber gesprungen war.
"Der da drüben hätte auch nen guten Vergilius abgegeben", meinte er eben, als er den Jungen am anderen Ende des Raumes 'Jetzt lasst uns Trinken' plärren hörte. Die Umstehenden lachten erneut, woraufhin er sich lächelnd aus der Menge löste.
"Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, Freunde, ich brauche Wein. Sehr, sehr starken Wein auf den Schreck", verabschiedete er sich, während die Männer, um ihn zu necken, ein lautes und misstönendes "Nunc est bibendum..." anstimmten.
Sein Blick blieb jedoch nicht so schalkhaft, als er dem Blick eines Bekannten begegnete, dessen Anwesenheit er hier bereits erwartet und gefürchtet hatte. Denn mit Saturninus hatte er seit seinem erbosten Abgang aus dessen Schlafzimmer kein Wort mehr gewechselt. Als er sich geistesabwesend einen Becher vom Tablett eines der Burschen nahm, waren die beiden die einzigen in mehreren Metern Umkreis und da von ihm eine gewisse Professionalität erwartet wurde, biss Narcissus in den sauren Apfel.
"Salve und guten Abend, werter Furius Saturninus", sagte er mit wohlklingender Stimme und nahm direkt den ersten Schluck Wein. Das vertrug er sicher nicht lange nüchtern.
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