RE: Hortus
Für einen kurzen Augenblick herrschte vollkommene Stille in der kleinen Laube. Sogar die Vögel hatten ihr zwitschern eingestellt. Auch der Wind rauschte nicht mehr durch das Blattwerk. Und so konnte Nefertem seine hastigen Atemzüge und sein viel zu stark pochendes Herz übernatürlich laut vernehmen. Hoffentlich blieb dies dem Blonden verborgen, denn in eine peinliche Situation wollte weder er sich selbst, noch den Kunstschmied bringen.
“Ich hätte meine Domina fragen sollen. Es ist meine Schuld, dass dieses Missgeschick geschehen ist.“
Fühlte sich Nefertem bemüßigt sich bei dem Kunstschmied zu entschuldigen. Das er nicht selbst daran gedacht hatte, seine Domina nach den gewünschten Posituren zu fragen. Doch bevor sich Nefertem weiter Selbstvorwürfen unterwarf, erklang erneut die Stimme des Blonden und Nefertem wandte sich Owain entgegen. Die darauffolgende Frage irritierte Nefertem dann doch, was man auch an seinem Gesichtsausdruck deutlich erkennen konnte.
“Ich denke, dass den Statuen ein entrückter Gesichtsausdruck anhaftet. Ihre Blicke sind in die Ferne gerichtet. Als würden die Statuen am weit entfernten Horizont etwas äußerst interessantes erblicken.“
Am Ende seiner Worte wurde Nefertems Stimme immer leiser, bis der Dunkelhaarige schließlich verstummte und sich etwas unsicher durch seine dunklen Strähnen strich. Nachdem noch einige weitere Wimpernschläge vergangen waren, ohne das sich Nefertem nennenswert bewegt hätte, atmete der Sklave tief durch und tat einige Schritte, bis das Licht der Sonne auf sein Gesicht fiel. Eben jenem Licht reckte Nefertem sein Gesicht entgegen. Die allmählich verlöschenden Sonnenstrahlen wärmten seine Haut und ließen Nefertem sanft lächeln. Als sich der Kunstschmied schließlich näherte, linste Nefertem aus dem Augenwinkel in Owains Richtung. Die Berührung des Künstlers ließ Nefertem geschehen, als er sich von Owain in die für ihn richtige Position drängen ließ. Nun strahlte die Sonne regelrecht auf Nefertem hernieder und verlieh seiner Erscheinung einen gar göttlichen Glanz.
Jener sinnliche Tanz wurde jedoch durch das erscheinen seiner Domina unterbrochen.
“Salve Domina.“
Begrüßte Nefertem die junge Claudia, nachdem er sich in ihre Richtung gedreht hatte und die Sonnenstrahlen nun auf seine dunklen Strähnen fielen. Bei der sanften Stimme seiner Domina spitzte Nefertem unwillkürlich seine Ohren und lauschte dem Gedicht. Es handelte sich dabei um die neun Musen der griechischen Mythologie.
“Möchte meine Domina, dass die Statuen später aussehen wie die neun Musen der griechischen Mythologie?“
Stellte Nefertem die Frage an den blonden Kunstschmied.
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