RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Wenn ich dachte, es könnte schwerer nicht werden, wurde ich eines besseren belehrt. Ich wünschte mir, er wäre einfach gegangen, so dass ich mich um meinen verletzten Stolz und mein wundes Herz hätte kümmern können, aber nein. Er blieb und ging jetzt vor mir auf die Knie.
“Nein, es tut dir nicht leid. Du hast mir immer wieder gesagt und gezeigt, dass du uns Römer verachtest, dass du lieber im Dreck unter Kelten, die mich hassen, wohnen willst, statt mit mir in einem schönen Haus mit ordentlichem Bad. Du hast es mir immer wieder gesagt und gezeigt, aber ich hab nicht zugehört. Ich hab gedacht, wenn du lang genug bei mir bist, dass du lernst, dass nicht alle Römer so sind wie die Legionäre. Dass du siehst, wie viel besser das Leben sein kann, in einem starken Haus, mit schönen Bädern und Tempeln, mit Philosophie und Festen… Dass du es verstehen würdest, wenn du darin deinen Platz finden würdest. Wenn du erfolgreich wärst und mit uns Römern arbeiten würdest.“
Ich sah ihn nicht ein einziges Mal an, während ich sprach. Ich hatte ihn so oft angesehen und immer gehofft, dass er doch Teil meiner Welt werden würde, dass es etwas in mir zerbrach, dass er das nie wollte. Überhaupt hatte er in den letzten Tagen sehr viel bei mir zerbrochen, und ich wusste nicht, ob das jemals wieder ganz werden würde. Ich hatte ihm vertraut, so sehr, dass ich mich für ihn gegen alles und jeden gestellt hatte. Und er hatte dieses Vertrauen jetzt zwei Mal innerhalb von wenigen Tagen missbraucht. Und das war mindestens ein mal zu viel. Wie sagte man so schön? Schande über dich, wenn du mich einmal betrügst. Schande über mich, wenn du mich zweimal betrügst.
“Ich weiß jetzt, dass das alles nur meine Wünsche waren und Dinge, die ich sehen wollte. Aber du wirst es niemals so sehen. Du wirst nie mit mir wirklich mein Leben teilen wollen und nie Rom anders als als Feind sehen. Deshalb willst du auch nicht, dass deine Tochter und ich römische Bürger werden.“
Ich schüttelte den Kopf und atmete tief durch. “Ich habe genug davon, dass wir uns immer wieder gegenseitig verletzen. Ich kann und will nicht Teil von deiner Welt sein, und du kannst und willst nicht Teil meiner Welt sein. Und ich bin müde davon, mir einzureden, dass es anders wäre.“
|