Saturninus fiel ein, dass der schon längst verstorbene Kaiser Claudius, der Eroberer von Britannien, eine Hetäre namens
Calpurnia zur Freundin gehabt hatte. Nur diese Calpurnia durfte es wagen, ihm den Verrat der Kaiserin Messalina zu beichten. Denn der Kaiser glaubte ihr: weil sie nämlich treu und weil sie eine loyale Freundin war.
Aglaia war jedoch, und Saturninus tadelte sich selbst, mehr in ihr gesehen zu haben, nur einem einzigen Menschen gegenüber loyal: Das war sie selbst. Vielleicht noch dem Narcissus. Der war ihr männliches Spiegelbild.
Die Gabe für das kleine Mädchen, war das nicht ein Geschenk, welches ein römischer Verwandter geschenkt hätte? Es war wahr, dass er sich wie ihr Familienoberhaupt gefühlt hatte. Saturninus schalt sich dumm, weil er völlig arglos hergekommen war und gehofft hatte, dass Aglaia ihm mehr Vertrauen schenken würde als denen, die gegen ihn sprachen.
Was hatte sie noch wollen? Er hatte ihr bereits gesagt, dass er nicht stolz darauf war, dem Licinianus mit Grausamkeit gegenüber getreten zu sein. Er hatte ihr auch gesagt, dass er dem Narcissus hatte ein anderes Leben ermöglichen wollen. Er hatte ihrem Mann Aufträge besorgt, alle Rechnungen bezahlt, und er hatte, wozu er nicht gekommen war, es zu erzählen, mit dafür gesorgt, dass Tribun Ovidius in Iscalis nie wieder eine Rolle spielen würde. Cheddar stand überhaupt nur unter seinem Patronat, weil
sie dort ihre verdammte Schmiede betrieb.
Was noch hätte er ihr geben sollen?
Das Haus des Roten Mondes war vielleicht auch nur ein Vipernnest, seine Bewohner anmaßend und gierig....
Saturninus würde es nicht wieder betreten.
Kiki ist keine Viper, fiel ihm ein, ich werde mit ihr reden und ihr einen Vorschlag machen. Sie war unschuldig an den Entwicklung, und doch würde sie sich entscheiden müssen. Wie die Entscheidung auch ausfiele, sie wäre gut.
Tabula rasa.
Der Furius schaute Liciniana Aglaia noch einmal an, als wolle er sich ihr Bild einprägen.
Sie hatte sich erhoben. Normalerweise hätte er ihr gesagt, dass sie im Kindbett nicht aufstehen sollte... ach was, sie wollte keine Fürsorge und schon gar nicht von ihm. Sie wollte hart und unabhängig sein. Außerdem hatte sie ihren Owen. Der Furier wünschte ihr viel Freude mit ihm.
Auf ihre letzten Worte hin schwieg er. Er ließ ihr die Wucht ihres Abschiedes. Sie waren keine Freunde mehr.
Aglaia würde nur hören, dass die Tür ging. Dann war er
gegangen.