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Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
03-04-2024, 10:20 PM,
Beitrag #122
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich erstarrte förmlich, als ich Aglaias Antwort hörte. Offenbar hatte sie niemals vor, unserem Kind die Möglichkeit zu geben, ihr britannisches Erbe zu erkunden. Sie sollte als römische Bürgerin aufwachsen, fernab von unserem Leben, unseren Werten und unserer Kultur. Selbst einen britannischen Namen hielt sie für vollkommen unnütz. Dies traf mich tief und ich brauchte einige Atemzüge, um überhaupt nach Worten zu suchen. Denn ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich wollte uns nicht noch weiter auseinanderbringen. Ich war hergekommen, um wieder Frieden mit ihr zu schließen, ihr Zugeständnisse zu machen und einen Kompromiss zu finden, mit dem wir beide leben konnten. Doch das Gesagte konnte ich so nicht stehen lassen. Es hatte mich verletzt, ein Stich ins Herz.

Ich versuchte ruhig zu bleiben und nicht laut zu werden. "Meinst du etwa, ich gebe meine Vergangenheit und meine Traditionen für Theater, Bäder und Feste auf? Oder für ein schönes Haus? Ich bin stolz darauf, wer ich bin und was ich bin, und werde dafür nicht zum Verräter an meinem Volk werden. Ich weiß, wofür Rom steht. Eure Legionen haben uns das sehr deutlich gezeigt. Ich bin mit weitaus weniger zufrieden und habe kein Problem damit, in einer kalten Lehmhütte zu hausen – die übrigens im Winter sehr warm und heimelig sein kann. Aber gut!  Gib unserer Tochter einen römischen Namen und wenn sie alt genug dafür ist, erzähle ihr irgendeine Geschichte, damit sie sich für ihren barbarischen Vater nicht schämen muss. Und falls du unserer Tochter doch noch überdrüssig werden solltest, dann schick sie zu mir. Ich werde ihr immer ein guter Vater sein, wenn sie mich braucht."
Mir versagte fast die Stimme und meine Augen wurden feucht. Denn gerade zersplitterte mein Leben. Ich erhob mich von ihrem Bett und mein Blick fiel noch einmal auf unser schlafendes Kind. Ich fühlte mich so elend, dass ich am liebsten laut losgeheult hätte. Das, worauf ich mich die letzten neun Monate so gefreut hatte, entglitt mir gerade. Die Frau, die ich so sehr liebte und das Kind, das ich noch nicht einmal in Händen gehalten hatte. Alles war ein Trugschluss gewesen, dass wir eins sein könnten. 

"Wenn dir noch etwas an mir liegt, findest du mich in der kalten Lehmhütte in Cheddar. Wenn nicht, dann werde ich dir keinen Vorwurf machen! Leb wohl!" Ich wandte mich um, damit sie meine Tränen nicht sah und ging zur Tür.
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