RE: Saturninus für Aglaia - Besuch der jungen Mutter
Wenigstens gab er es zu, auch wenn ich nicht heraushören konnte, ob es ihm wirklich leid tat. Naja, ein bisschen vielleicht. Je höher der rang eines Mannes war, umso schwerer tat er sich mit einer Entschuldigung, das kannte ich schon. Daher war die rede von Saturninus da schon sehr dicht an einer Entschuldigung dran. Aber trotzdem stießen mir einige Dinge sehr auf, vor allen Dingen der anklagende Ton mir gegenüber, als würde ich mir Dinge herausnehmen, die mir nicht zustanden und als wäre er hier das bloße Opfer einer Intrige, was bei weitem nicht so war. Und besonders übel stieß mir auf, dass er mich der Lüge bezichtigte.
“Ich habe dich nie angelogen, Furius Saturninus“, wechselte ich auf die etwas distanziertere Anrede, da mir eine zu vertraute Ansprache seiner Person unpassend erschien. Nicht, wenn er sich selbst so distanzierte. “Wahrscheinlich bin ich eine der wenigen Personen in dieser Provinz, die dir überhaupt die Wahrheit sagen. Nur hörst du nicht immer wirklich zu.“
Dass er mich als eine Matrone sah, war irgendwie eine Beleidigung, aber andererseits auch nicht. Dass er mich als solche sah, hatte er ja schon lange zuvor begonnen, mit meiner Schwangerschaft und seiner Ablehnung weiterer Gesellschaft deshalb unter recht fadenscheinigen Gründen irgendeines Aberglaubens seiner Familiengeschichte. Also überraschte es mich nicht besonders. Aber er formulierte es so, als wäre das eine Anklage. Und das nagte etwas an mir.
“Wenn du denkst, dass ich Owain nicht auch gesagt habe, dass sein Verhalten da nicht tolerierbar war, dann irrst du dich. Ich habe sehr genau klar gestellt, dass es nicht an ihm ist, solche Angebote zu machen oder Bitten zu unterbreiten. Aber ihr beide, ihr streitet euch um mich wie zwei Hunde um einen Knochen! Und jeder ist beleidigt und versucht, den anderen zu besiegen. Aber um das klar zu stellen: Auch wenn ihr euch wie Hunde benehmt, bin ich kein Knochen. Und ich entscheide selbst, mit wem ich wie viel Zeit verbringe, und auch, womit ich sie verbringe. Weder kannst du entscheiden, ob du mit mir schläfst, noch er. Das entscheide alleine ich. Und das habt ihr beide vergessen.
Und das werfe ich dir da auch vor. Egal, ob Owain da unangemessen auf dich zutritt, hättest du ihm sagen können, dass er das mit mir klären soll, nicht mit dir. Und es stand dir da auch nicht zu, ihn vorzuführen, als wäre er dein Sklave. Wir sind nicht deine Sklaven. Wir sind auch nicht deine Klienten. Wenn du mein Freund sein willst, Furius Saturninus, dann behandle mich auch so, mit Respekt, und nicht von oben herab.“
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