RE: Saturninus für Aglaia - Besuch der jungen Mutter
Saturninus zählte an seinen Fingern ab: "Drei Anklagepunkte also, werte Aglaia. Zu allen dreien werde ich mich äußern", sagte er so ruhig, wie er nur konnte, obwohl er Aglaia am liebsten gepackt und geschüttelt hätte. Aber sie waren, wie sie so treffend gesagt hatte, nicht bei den Wilden, und seine dignitas gebot ihm, sich zu beherrschen:
"Obwohl das hier eher letzte Worte vor der Hinrichtung zu werden scheinen, werde ich sie als Moment der Verteidigung nehmen. Oder nein, nicht Verteidigung: Erklärung trifft es besser.
Zuerst dein Mann. Siehst du nicht, dass alles nur gekommen ist, weil du nicht aufrichtig mir gegenüber gewesen bist? Du selbst sagtest mir: Ich heirate meinen Freigelassenen. Denn der kann mir nichts befehlen, selbst wenn er mein Ehemann ist, da die Ehe nur pro forma besteht. Genauso habe ich Owain behandelt: Als deinen Freigelassenen, mit dem du pro forma verheiratet bist"
Er sah nun zur Wand, als studiere er intensiv die erotischen Wandmalereien:
"Ich habe es dir nicht erzählen wollen, um deine Gefühle zu schonen. Doch ich sehe, dass Owain selbst es dir erzählt hat. Ich war in Cheddar, als er sich vor mir hingekniet hat, um mich anzuflehen, nicht mehr mit dir zu schlafen.
Erst da erfuhr ich überhaupt erst, dass er dich liebte wie ein Mann eine Frau liebt.
Und ja, hier bin ich tatsächlich schuldig. Denn da er so flehte, wurde ich grausam und schlug ihm vor, er solle jemanden für mich töten, dann würde ich seinem Wunsch widerfahren und jeden Kontakt zu dir abbrechen", es war Saturninus anzumerken, dass er das als unwürdiges und kriecherisches Verhalten empfand. Nicht einmal seine Sklaven knieten vor ihm:
"Licinianus wollte jedoch niemanden töten. Da sagte ich ihm, dass er wohl nicht genug lieben würde. Das war böse, und ich bin nicht stolz darauf.
Nun dann aber, beim Fest des Statthalters, änderte Licinianus seine Meinung wieder: Wenn ich Tribun Ovidius töten lassen wolle, würde er das gerne für mich tun.
Diesmal lehnte ich ab. Ich dachte damals noch, dass Owain dich nicht begriffen hatte. Er war der Ehemann einer Hetäre, die gewiss nicht auf das da....",
Saturninus wies auf die schöne, kostspielige Zimmereinrichtung: "...verzichten will und mit ihm in Cheddar in seiner Schmiede leben würde", nun lächelte der Furius, doch sein Lächeln reichte nicht zu seinen dunklen Augen. Er stand in Begriff, etwas zu verlieren, was ihn zwar nicht mit Haut und Haaren erobert - er hielt nichts von Liebeswahnsinn - aber doch mehr berührt hatte, als ihm bewusst gewesen war. Es war nicht einfach, eine Liebe so radikal zu beschneiden wie man einen Obstbaum beschnitt, nicht einmal für Saturninus war es das:
"Du hast mich überrascht, werter Wind aus Arkadien. Viele Frauen der Gesellschaft täuschen vor, etwas zu sein, was sie nicht sind. Die meisten von ihnen tun so, als seien sie sittenstrenge Matronen, aber in Wirklichkeit sind sie Hetären. Du aber hast mir vorgetäuscht, eine Hetäre zu sein, aber in deinem Herzen warst du schon längst eine Matrona"
Saturninus wartete, ob Aglaia nun etwas erwidern würde. Wenn nicht, würde er zu Punkt zwei übergehen: Narcissus.
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