RE: Saturninus für Aglaia - Besuch der jungen Mutter
Ich hatte angenommen, dass er ein schlechtes Gewissen haben würde, aber weit gefehlt. Nein, er war wütend auf mich. Doch dazu hatte er kein Recht, und ich ließ es mir jetzt auch nicht nehmen, dass er den Spieß hier einfach umdrehte, obwohl er derjenige war, der sich mehrfach daneben benommen hatte.
“Nun, üblicherweise darf der Angeklagte sich vor einem Urteilsspruch verteidigen. Wir sind ja nicht bei den Wilden“, meinte ich also nicht weniger kühl als er. Wenn er unbedingt eskalieren wollte, konnte ich ihn davon nicht abhalten, aber ich würde ganz sicher jetzt nicht klein beigeben, nur weil er verschnupft die Augenbrauen hob. “Wobei mich schon die Verteidigung interessieren würde, was einen Mann dazu bringt, den Ehemann seiner Freundin zu schmähen und zu verspotten. Oder den besten Freund seiner Freundin anzugreifen und mit Gewalt zwingen zu wollen. Ihn wie einen Sklaven zu behandeln. MICH wie seinen Besitz zu behandeln. In der Tat würde ich da gerne hören, was du zu deiner Verteidigung zu diesen Dingen zu sagen hast.“
Es gab eine feine Grenze, auf der eine Hetäre entlangtanzte. Zwischen dem, was gesellschaftlich akzeptabel war, und dem, was unschicklich war. Wir spielten unsere Rolle darin, wie es eben ging, und natürlich hatten wir dabei nicht den Stand einer ehrbaren Ehefrau. Aber wir waren keine Prostituierten, die man sich einfach nahm und die man zwingen konnte. Wir waren keine Sklaven, denen man Befehle erteilen konnte. Man musste sich unsere Gunst verdienen. Man konnte uns nicht einfach kaufen. Und das schien Furius Saturninus gerade vollkommen vergessen zu haben.
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