RE: Saturninus für Aglaia - Besuch der jungen Mutter
"Es freut mich, dass dir meine kleine Gabe gefällt. Ich kann mir schon denken, dass Licinianus nicht viele römische Namen kennt", er grinste. Dennoch stellte sich die alte Vertrautheit mit Aglaia wieder nicht ein. Da war etwas im Busch.
Er hätte sie fragen sollen, was sie hatte. Aber noch rechnete er mit nichts Gravierendem. Sie schien zu schmollen, das kam bei Frauen vor, und schöne Hetären bildeten keine Ausnahme. Vielleicht erwartete sie ein größeres Geschenk?
Als aber nun Aglaia eine Andeutung machte, dass er, Saturninus sich nicht als Freund verhalten hätte, traf ihn das. Er zog eine Augenbraue hoch. Für ihn war ihre Bemerkung kein Scherz. Sie klang eher nach düsteren Erinnerungen.
Rom war in seiner Jugend ein Vipernnest gewesen. Mit jedem Schritt konnte man fehlgehen und gebissen werden.
Verrat war alltäglich wie der Tod, und Saturninus konnte sich noch erinnern, wie froh er gewesen war, die Hauptstadt hinter sich zu lassen, um in diese weit entfernte Provinz zu kommen. Aber so anhänglich der Furius gegenüber seinen Freunden sein konnte, so schlecht ertrug er tatsächliche oder auch nur gefühlte Illoyalität. Kaum etwas kränkte ihn mehr:
"Es gab wohl Ankläger, denn die finden sich immer", sprach er und etwas bitter:
"Und das Urteil ist auch bereits gefällt, Liciniana Aglaia?"
Nun war Aglaia am Zug. Und sie bewegte sich auf ganz dünnem Eis.
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