RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich musste mich beherrschen, nicht die Augen zu verdrehen, als er meinte, er würde damit klar kommen müssen, dass ich mit anderen Kerlen ins Bett ging. Ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht verstanden hätte, dass ich keine kleine Prostituierte war, deren Geschäft darin bestand, mit Männern zu schlafen, sondern eine Hetäre, deren Aufgabe es war, sie zu erfreuen, und dass das nicht unbedingt bedeutete, auch Sex mit ihnen zu haben. Klar, am Anfang, als ich hier Fuß fassen musste, hatte ich häufiger mit Männern geschlafen, um sie auf mich aufmerksam zu machen und an mich zu binden. Aber inzwischen war ich bekannt genug, dass das so gar nicht mehr so oft nötig war. Jetzt ging es viel mehr darum, dass ich an ihrer Seite war, dort lachte, über ihre Witze lachte, sie lobte, mit ihnen über Philosophie diskutierte, Brettspiele spielte… in Rom war ich meistens mit ihnen zu Circusspielen und Theateraufführungen gegangen. Es ging nicht um Sex. Den konnten sie billiger bei einer Lupa haben, mit weniger Aufwand und genau nach ihren Wünschen. Es ging um Gesellschaft. Aber das Owain erklären zu wollen, wäre wahrscheinlich zu kompliziert.
Ich hörte mir also seinen Vorschlag einfach in Ruhe an und seufzte nur ganz leicht am Ende. “Sie braucht einen richtigen Namen. In einem Jahr wird sie eine richtige, römische Bürgerin sein, Owain. Und wir auch. Sie kann dann keinen Namen haben, der wie Delicata klingt.“ Da er vermutlich nicht wusste, was das war, erklärte ich ihm: “Ich bin eine Delicata. Das ist eine Wort für eine Geliebte. Ich kann mein Kind nicht so nennen.“ Das würde er hoffentlich verstehen, warum das ein Problem war.
Dann fuhr ich mir nochmal durch die Haare und atmete einmal tief durch. “Aber einen Tag in der Woche für uns klingt gut. Hier gibt es ja leider nicht so viel, was man dann machen könnte, es gibt ja keine Theater oder Gärten oder so. Aber einfach ein wenig Zeit für uns klingt gut.“
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