RE: Aillte an Ual
Nachdem ich die Klippen rund um Cheddar abgesucht hatte, war der Abend hereingebrochen, und ich war im Grunde so weit wie am Anfang. Keine Spur von Calum, was ja eigentlich gut war, aber trotzdem die Frage aufwarf, was ich jetzt machen sollte. Erst einmal aber konnte ich nicht weitersuchen, da in der Dunkelheit nur wahlweise ich oder der Braune sich was brechen würden und es außerdem arschkalt war. Ich überlegte, zurück nach Iscalis zu reiten, aber im Endeffekt würde mir das ja auch nichts bringen. Ich suchte mir also eine windgeschützte Stelle, um ein Feuer anzuzünden, versorgte ordentlich mein Pferd und gab ihm auch eine Decke gegen die Kelte, ehe ich mich auch dick einmummelte und in die Flammen vor mir starrte und überlegte, wie ich jetzt weiter vorgehen sollte.
Calum hatte diesen Tribun töten wollen, aber bislang war der nicht tot. Allerdings war weder etwas über einen Angriff auf ihn bekannt geworden, noch wusste ich, wie und wo Calum das hatte tun wollen, oder ob das überhaupt irgendwas damit zu tun hatte. Aber was nutzte mir das? Ich konnte mich bei der Legion unmöglich umsehen. Ich konnte mich da noch nicht einmal einschleichen versuchen, weil ich sofort auffallen würde. Und selbst, wenn ich in das Lager reinkäme, hätte ich doch keine Ahnung, wo ich dann suchen sollte. Ich wusste nicht, wie so ein Lager von innen aussah und ob Calum auch überhaupt dort war.
“Scheiße...“ fasste ich nach einer langen Weile meine Situation höchst umfassend zusammen. Ich wusste wirklich nicht, wo ich weiter suchen sollte.
Ich schaute nach oben, wo Wolken die Sterne verdeckten und nur die Funken von meinem Feuer wie kleine Lichtblitze nach oben stiegen. Ich hatte wirklich keinen Plan, was ich tun sollte. Vielleicht…
Ich stocherte mit einem Ast ein wenig im Feuer, so dass mehr Funken nach oben stoben und es ein wenig heller aufflackerte. Wenn ich meine Gabe nutzte, um Calum zu finden, vielleicht…
Aber ich hatte keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Es war ja nicht so, als ob ich dabei irgendwas bewusst machen würde, oder als ob ich nur den Hauch einer Ahnung hätte, wie es funktionierte. Allerdings hatte es schon einmal funktioniert. Bei Niamh. Ich hatte an sie gedacht, und dann… irgendwann hatte ich von ihr geträumt, und sie in dem Haus gesehen, wo sie auch war. Also musste es irgendwie gehen. Ich hatte es schon einmal geschafft.
Ich schaute vor mich hin in die Flammen und versuchte, es irgendwie hinzukriegen. “Streng dich an, du unnützer Idiot“ murmelte ich zu mir selber und hörte darin Cathbads Echo, der mich auch immer angetrieben hatte, doch endlich mal etwas brauchbares zustande zu bringen. Und so versuchte ich es, versuchte meinen Geist zu leeren, ihn mit Bildern von Calum zu füllen, starrte in die Flammen, schloss meine Augen, starrte in den Himmel, alles. Kurz erwog ich es, nackt ums Feuer zu tanzen, wenn es denn helfen würde. Allerdings würden mir dann wohl nur mir sehr liebgewordene Einzelteile abfrieren.
Entnervt lehnte ich mich schließlich irgendwann gegen den Fels und versuchte, wenigstens ein bisschen zu dösen, bis der Morgen graute. Nicht, dass ich eine Ahnung hätte, was ich denn dann tun sollte. Aber mehr konnte ich jetzt wirklich nicht tun.
Falke
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