RE: Aillte an Ual
Nach dem Gespräch mit Flavianus Pü war ich erst einmal zu der Schmiede gegangen, in der Calum arbeitete. Aber auch dort war er schon seit Wochen nicht mehr aufgekreuzt, was ein verdammt schlechtes Anzeichen war. Nach einigem hin und her durfte ich mich umsehen, ob er vielleicht etwas zurückgelassen hatte, und so wühlte ich mich durch die Reste seines Schlafplatzes. Aber außer einigen Wanzen und einer dünnen decke war hier nichts. Nichts, das auch nur den Hauch eines Anhaltspunktes hätte geben können, wo er hingegangen sein könnte. Aber wichtiger: Keine Briefe, keine Botschaften – auch keine versteckten. Ein klein wenig Hoffnung hatte ich also noch, und an die klammerte ich mcih auch.
Aber dennoch musste ich Gewissheit haben. Also hatte ich meinen Braunen gesattelt, mich gegen die winterlichen Temperaturen warm eingepackt und war dann aus der Stadt hinausgeritten. Calum mochte Klippen, weshalb mich mein erster Weg zu der nächstgelegenen Klippe auch führte. In der Nähe von Iscalis gab es einen Steilhang, von dem aus man über das Land sehen konnte. Dort gingen nur wenige hinauf, weil es da außer der Aussicht und der Gefahr des Absturzes sonst nichts gab. Kein guter Jagdplatz, keine Bodenschätze, auch kein gutes Ackerland, nur eben schroffer Stein und ein paar dornige Büsche. Aber das war die Art Platz, zu der es Calum hinzog. Mehr noch, wenn es Meeresklippen waren, aber die waren weiter weg, und, ach, keine Ahnung, ich hatte einfach das Gefühl, dass er eher diese hier nehmen würde, um nah bei dem Menschen zu sein, den er liebte. Oder so. Ich konnte es nicht logisch begründen, aber mein Herz sagte mir, dass es so stimmte.
Also hatte ich mein Pferd dorthin gelenkt, erst einmal zum Fuß der Klippe. Ich stieg ab und schaute mich um. Die Kälte hatte ihre Spuren hinterlassen, auf dem Geröll hier lag Raureif und vereinzelt auch etwas Schnee. Was ziemlich bescheiden für mich war, weil es schwer machte, etwas zu erkennen, das anders war. Und das Herz wurde mir zusätzlich schwer, weil mich dieses Geröllfeld so sehr an die Mine und Dunduvan erinnerte, dass es mir beinahe mein Herz zerriss. Calum durfte nicht tot sein und hier irgendwo liegen. Er durfte einfach nicht.
Aber trotzdem suchte ich den Fuß der Klippe ab, wendete Steine und starb mehrmals innerlich, wenn ich glaubte, ihn gefunden zu haben, aber dann war es doch nur ein Stein oder ein wenig Müll oder ein totes Reh. Aber ihn fand ich nicht.
Falke
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