Der Sklavenhändler überließ es nicht dem Zufall, ob seine Ware verstehen würde, was sie erwartete. Einer seiner Diener, ein sommersprossiger Mann, war sein Dolmetscher. Erst einmal schaute er sich die junge Keltin, die ihm von
einem Militärtribunen unentgeltlich überlassen worden war, genau an. Sie war gefesselt und musste ertragen, nackt vor ihm zu stehen.
Sie roch nach Pferd. Ein paar Eimer Wasser und eine Bürste behoben diesen Umstand. Jetzt erst fasste Mallius Mango die junge Frau an. Allerdings war sein Interesse nicht sexueller, sondern rein geschäftlicher Natur. Er beugte ihren Nacken und besah sich den Halsansatz. Er betastete ihren Körper, ihre Hinterbacken genauso wie ihre Knöchel. Er zwang sie mit einem Griff den Mund zu öffnen. Er testete ihren Atem und die Festigkeit ihrer Zähne, blickte ihr in die Augen und schaute ihr in die Ohren.
Dann sagte er, und sein Übersetzer übersetzte:
"Keltin, ich bin Mallius Mango, ein Sklavenhändler. Deinem letzten Herren hast du nichts als Ärger bereitet, sagte er mir. Er teilte mir mit, dass du zwar unsere Sprache ein wenig verstehst, jedoch einen schwachen Verstand hast. Hat er Recht?
Wie heißt du? Weißt du wie alt du bist? Kannst du irgend etwas, was dich vor einem Schicksal im Bergwerkbordell bewahren könnte? Beantworte meine Fragen."
Das Bergwerk war geschlossen. Die Eröffnung der neuen Mine nicht in Sicht. Mallius Mango hatte nicht vor, die Sklavin solange auf Lager zu halten, bis sich da etwas tat.
Einem anderen Sklaven diktierte er:
"Junge Frau, gesund an allen Gliedern, hübsch, ansprechendes kupferrotes Haar. Allerdings halb verhungert, sie müsste erst einmal wieder ordentlich rausgefüttert werden, damit sie jemand ins Bett nimmt. Und dieser Halsring - Fangus, nimm ihn ihr ab. Was für ein hässliches Ding. Was macht das für einen Eindruck!"
Der so gerufene Sklave kam mit Schmiedewerkzeug und es gelang ihm, den Halsring zu entfernen. Darunter war die Haut der Sklavin abgeschürft und rau, Risse hatten sich geöffnet, geblutet und waren wieder verheilt und verschorft.
Mallius Mango knirschte vor Wut mit den Zähnen:
"So eine Scheiße mindert den Wert! Aber das kriegen wir repariert" , höchstpersönlich rührte er eine Paste aus Mastix, mit Zink und Blei an. Sie würde auf der Haut brennen, aber wenn man sie in die Wunden einarbeitete, würden die Verletzungen nicht ganz so auffällig wirken. Er trug sie dann mit einem Spatel auf und verteilte sie, bis der Hautton fast dem restlichen Körper glich. Mallius Mango kannte sich damit aus, Sklaven verkaufsfördernd zu präsentieren.
Danach wurde Niamh in eine einfache, kurze Tunika gekleidet und in eine Gruppe Mädchen getrieben, auch Keltinnen wie sie, aber alle bereits älter. Erst würde Mango ein paar Burschen verkaufen. Heute war eher ein Tag fürs Alltagsgeschäft, Luxussklaven hatte er keine dabei.
Freilich ragte die junge Sklavin aus der Castra durch Jugend und Schönheit zwischen den anderen heraus wie ein weißer Schwan in einer Gruppe Graugänse.
Sim off: reserviert