RE: Das Waisenhaus "Sereneum"
Frowin betrachtete entgeistert, wie sein Herr die Apfelkuchen auspackte. Mehr denn je dachte er an jenen Abend zurück und fragte sich, ob auch dies hier eine Prüfung war. Es musste so sein. Zittrig nahm er das Bündel entgegen und senkte den Blick.
"D-Danke, Dominus", sagte er. "Du... Du bist zu gütig."
Es stimmte schon, dass er darüber nicht zu entscheiden hatte. Und sein Herr hatte ihm einen Befehl gegeben. Wenn er kaputt ging, ging das Eigentum seines Dominus kaputt. Das verstand er. Langsam und zurückhaltend hob er den verführerisch duftenden Teig an die Lippen und biss ein winziges Stück ab.
"Das ist gut", murmelte er, während ihm der Furier seinen Leibwächter vorstellte, ehe er zum eigentlichen Anliegen kam. Frowin hatte für Urbicus ein freundliches wenn auch eingeschüchtertes Nicken übrig, ehe er wie gebannt den Worten seines Herrn zuhörte, den er darin gar nicht wiedererkannte. Wenn er an jenen Abend zurückdachte, konnten sie sich kaum mehr voneinander unterscheiden. Sein Herr war heute so liebenswürdig, dass er dem Frieden kaum traute. Er entschuldigte sich praktisch sogar und wollte ihn zurück in sein Amt setzen.
Frowins Augen wurden vor Rührung feucht. Er mochte es hier inzwischen, aber sein Herz hing immer noch an seinen geliebten Pferden Marinel und Malachit. Dem Hof, dem Training und dem Fahrtwind. Der Respekt und die Liebe seines Dominus waren ihm sicher gewesen und die Herzen so vieler Leute. Es war schön gewesen. Allerdings...
"Aber... Aber was, wenn ich wieder versage?", fragte er leise und kleinlaut. "Was, wenn ich nicht gewinnen kann? Weil ich ein schlechter Fahrer bin? Was, wenn ich dich wieder enttäusche?"
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