RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Der Tag hatte aus Windelwechseln, Stillen und Tränen bestanden. Vielen Tränen. Ich wusste nicht mal, warum ich weinte, zumindest nicht immer. Manchmal weinte ich, weil das alles so ungerecht war und so ausweglos schien. Manchmal, weil ich diesen Mist hier alleine machen musste und auch noch selber schuld daran war. Manchmal, weil ich nicht wollte, dass meine Mutter auch nur in die Nähe dieses Kindes kam. Dann, weil Owain ihr einen so schrecklichen Namen geben wollte. Dann, weil das Stillen ganz schön weh tat. Und schließlich einfach so.
In jedem Fall konnte ich ncihts magisches daran finden und war mir sehr sicher, dass ich das nicht nochmal wollte. Ich hoffte nur, dass Narcissus schnell eine Amme auftrieb, ansonsten würde ich entgegen jeglicher Anordnung der Hebamme und aller Gebräuche selber in die Stadt gehen und eine Amme holen. Das hatte sowas von oberste Priorität!
Irgendwann zwischen all diesen Gedanken und dem Heulen war ich dann wohl eingeschlafen. Ich wachte auf jeden Fall auf und fühlte die Anwesenheit einer weiteren Person, was mich ziemlich unrühmlich zusammenzucken ließ, während ich mich erschrocken herumdrehte. Im ersten Augenblick und noch halb im Schlaf sah ich nur blondes Haar und erschreckte mich halb zu Tode, da ich aus irgend einem unerfindlichen Grund eine Sekunde angenommen hatte, der Tribun aus Cheddar wäre hier eingedrungen. Erst, als ich mich hochrappelte mit einem halben Herzinfarkt, erkannte ich im Flackerlicht, dass es Owain war, und atmete zittrig aus. Dieses Wochenbett machte mich echt noch fertig. Und apropos, so wie es sich anfühlte, hatte ich erneut sämtliche Binden durchgeblutet. Es hätte einem echt mal jemand sagen können, dass man für neun Monate ohne Blutung damit bestraft wurde, dass alles dort gesparte Blut nach der Geburt auf einmal rauszuwollen schien.
“Oh, Owain“, sagte ich etwas perplex und stand auf, um die Sauerei zu beseitigen und mich frisch auszupolstern, so gut das eben ging. “Wie spät ist es?“ fragte ich und ja, wahrscheinlich vermied ich ein wenig den Elefanten im Raum, der nach seinem letzten Abgang hier unsichtbar herumstand.
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