Es war also nichts weiter als reines Interesse, was ich im Privaten tat, da Furius ein wenig seiner dahinwelkenden Jugend nachtrauerte. Er selbst frönte dem Wagenrennsport, auch wenn dies nicht so recht seinem Stand entsprechen wollte. Gleichzeitig bot er mir an, ihn bei der Organisation solcher Rennen zu unterstützen, da er meinte, die Kelten seien gute Wagenlenker, was durchaus auch stimmte. Ich selbst hatte leider noch nie ein
Essedum, einen kletischen Streitwagen im Einsatz gesehen, doch in den Geschichten vergangener Schlachten hatte das Essedum stets seinen festen Platz gehabt.
"Oh, das wäre eine große Ehre für mich, dich auch hier zu unterstützen. Und ja, im Keltischen bedeutet Wagen Car. Mein Großvater erzählte mir in meiner Kindheit oft von den zweirädrigen Streitwagen, den Esseda. Nur die Krieger von hohem Stand besaßen einen. In alten Zeiten wurden sie sogar damit beigesetzt." Selbstverständlich war es nicht mein Großvater gewesen, der mir das erzählt hatte, sondern Cathbad. Seine Beschreibungen von Boudiccas Streitwagen im Einsatz gegen die römischen Legionäre waren sehr bildhaft gewesen.
Furius wollte mit den Rennen auch die Einheimischen ansprechen und deren Begeisterung dafür entfachen. Er war bestrebt, uns alle zu kleinen Römern zu machen. Zwar besaßen wir dadurch nicht automatisch das Bürgerrecht, doch solange wir Treu zu Rom sehen würden, war in seinen Augen doch alles gut. Doch dabei machte er einen entscheidenden Fehler! Wir waren keine Römer und dachten auch nicht so. Wir waren keineswegs so oberflächlich und so dekadent, wie unsere Besatzer!
Ich sollte ihm dabei helfen, keltische Wagenlenker anzuwerben. Nun fragte er mich, wie man solche Leute motivieren konnte. Ich dachte kurz nach.
"Ich glaube nicht, dass es alleine die Aussicht auf die Siegerprämie ist, die einen Wagenlenker motiviert. Wie gesagt, die einstigen Wagenlenker waren Männer und Frauen von Stand. Das Essedum war ein Zeichen ihrer Macht und ihrer Größe. Je mehr ein Stamm Esseda aufbringen konnte, umso stärker und angesehener war er. Also würde ich sagen, es ist in erster Linie Ansehen und Ehre zugleich."