RE: [Konferenzzimmer] Mitarbeiterbesprechungen
Meinem Gegenüber war zum Glück meine Überraschung beim Anblick seiner Haare nicht aufgefallen. Einen Römer mit solch heller Haarfärbung sah man wirklich selten. Aber die Natur schien auch da gelegentlich zu Kapriolen zu neigen. Doch was weitaus wichtiger als das Aussehen bei einem Menschen war, war sein Charakter, den man oft nicht auf dem ersten Blick sah. Nautius Philus schien recht sympathisch zu sein, da er mich als seinesgleichen wahrnahm. So wie auch Furius Saturninus und all die anderen Römer, mit denen ich zu tun hatte. Wahrscheinlich würde es anders aussehen, wenn sie alle wüssten, wer oder was ich in Wirklichkeit war. Ich hoffte sehr, dass so schnell keiner hinter meine Tarnung kam.
Nautius Philus sprach davon, wie er zu seiner Anstellung gekommen war. Der Princeps officii hatte dabei seine Hände im Spiel. Nautius selbst war erst seit kurzem hier. "Oh direkt aus Rom kommst du!" rief ich bewundernd, noch bevor ich richtig über seinen letzten Satz nachgedacht hatte. "Oh, mein Beileid zum Verlust deines Bruders! Das tut mir sehr leid!" Ich hatte für einen Moment wieder meine Stimme gesenkt. Natürlich wollte ich nicht nachhaken, woran sein Bruder gestorben war. So verstrichen einige Herzschläge, bis ich wieder auf Rom zu sprechen kam. "Leider hat es mich bislang noch nicht nach Rom verschlagen. Doch ich hoffe, dass auch ich eines Tages die urbs aeterna sehen kann!" Mir persönlich lag absolut nichts an Rom. Doch wahrscheinlich würde ein echter Römer alles tun, um einmal dorthin zu kommen. "Ich bin bisher niemals aus Britannia herausgekommen. Geboren wurde ich in Calleva Atrebatum und aufgewachsen bin ich in Londinium. Nun bin ich hier." Das klang nicht gerade nach einer steilen Karriere. "Auf gute Zusammenarbeit!" erwiderte ich dann noch dem Provinzschreiber und streckte ihm meine rechte Hand entgegen.
Kurz darauf erschien dann schließlich der Princeps officii, der die Mitarbeiterversammlung offiziell eröffnete. Er kam recht schnell auf den Punkt, nachdem er die Anwesenden begrüßt hatte.
Als erstes widmete er sich meiner Person und stellt mich den Mitarbeitern als neuen Dolmetscher vor, den man in allen Belangen, in denen Kelten involviert waren, hinzuziehen konnte. Selbst bei solchen, die des Lateinischen mächtig waren, um zu erfahren, was sie untereinander sprachen. Dabei kam ein dezentes Gelächter auf und auch ich schaute grinsend in die Runde und nickte dabei grüßend jedem zu. Nun würde es in meiner Macht liegen, was diese Römer erfuhren, oder auch nicht.
Des Weiteren sprach er kurz den Besuch des Statthalters und die Einkünfte der Stadt an, mit denen sich dieser wohl zufrieden gezeigt hatte. Doch wenn ich seine Worte richtig interpretiert hatte, schien es auch hier einige Fälle von Korruption zu geben, die der Furius aber gewillt war, zu akzeptieren.
Schließlich kam er auf die Spiele anlässlich des Statthalterbesuches zu sprechen und übergab dabei das Wort an meinen Sitznachbarn.
Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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