RE: Eine fremde Heimat - Ankunft
Ihr Dominus schien sich offensichtlich sehr schnell mit seiner neuen Rolle arrangiert zu haben. Ob Nicander bewusst war, dass er diese Rolle von nun an etwas länger zu spielen hatte, als nur während ihrer gemeinsamen Auftritte? Vielleicht sollte sie den Dunkelhaarigen daran erinnern, wenn ihr die Möglichkeit dazu gegeben wurde und sie beide alleine wären. Doch hier an diesem Ort befanden sich zu viele Personen und zu viele lauschende Ohren. So biss sich Cassia auf ihre Unterlippe, als Nicander sich bereits auf den Weg gemacht hatte, um ein Fuhrwerk samt Fahrer zu finden. Cassia selbst blieb wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen und umklammerte noch immer ihr Bündel, als hinge davon ihr weiteres Leben ab.
Vielleicht sollte sie sich der jungen Römerin nähern und fragen ob sie ihr behilflich sein konnte. Auch wenn Cassia beim besten Willen nicht einfallen wollte, wie sie dem jungen Mädchen helfen konnte. Schließlich sahen die Reisetruhen äußerst schwer aus, so dass es Cassia unmöglich wäre, diese alleine auf das Fuhrwerk zu hieven. Außerdem waren doch dafür die Männer zuständig. Und wo blieb Nicander nur so lange? Als das Geräusch von Hufgetrappel erklang, hob sich Cassias Kopf augenblicklich und ihre Augen begannen zu leuchten, als sie Nicander erblickte. Neben ihrem Dominus stand ein Mann mit einem äußerst langgezogenen Gesicht. Und der Mann hielt die Zügel von zwei Pferden in den knorrigen Händen. Beim Anblick der Pferde hellte sich Cassias Gesicht automatisch auf. Pferde hatte die junge Sklavin schon immer gemocht. Ohne weiter darüber nachzudenken trat Cassia auf das Fuhrwerk zu und blickte den unbekannten Mann mit schief gelegtem Kopf an. Dann schenkte sie Nicander ein Lächeln.
“Einen Wagen der uns nach Iscalis bringt. Wir fahren also drei Tage mit diesem Wagen? Haben wir denn alle auf diesem Wagen Platz? Ich.. ich könnte auch laufen. Dann kannst du meinen Platz haben ... Dominus.“
Ließ Cassia ihre leise Stimme erklingen. Denn Nicander würde es bestimmt gut tun, wenn er nicht diese hundertsechsundvierzig Meilen neben dem Wagen laufen musste. Außerdem waren die Beine der jungen Sklavin noch jünger und sie selbst ausdauernder.
“Ich könnte dir beim einkaufen und tragen helfen.“
Fiel es Cassia dann ein, wobei sie direkt in Richtung des Lucius Sabinius Belenus blickte. Da konnte ihr neuer Herr doch eigentlich nichts dagegen haben, oder? Immerhin machte sich die junge Sklavin mit ihrem Angebot soeben nützlich.
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