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Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag
01-18-2024, 12:57 PM,
Beitrag #48
RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag
" Es war ein Experiment, den Zuschauern was Neues zu bieten. Das kann gut laufen oder auch nicht", erwiderte Saturninus leise und zeigte nun Phlus den Inhalt der  Tabula, die er immer noch in der Hand hatte:
" Der edle Petilius Rufus hätte vielleicht gar nicht interveniert, wenn die Claudia ihn nicht darum gebeten hätte. Unter Umständen hätte ich gemutmaßt, dass die Beiden etwas miteinander am Laufen haben. Unter anderen Umständen wohlbemerkt - an beider Tugend ist nicht zu zweifeln" 
Es war dem Furius anzumerken, dass er sich tüchtig ärgerte. Aber eine Sache war es, dem Statthalter irgendwelche Keltinnen oder Hetären ins Bett zu legen, eine ganz andere der Ehebruch mit einer Matrona der Gesellschaft, soweit würde er nie gehen, Petilius Rufus oder Sabina zu beschuldigen. Zumindest öffentlich nicht. Gegen das Gerüchte streuen hatte Saturninus allerdings nichts. Der Ausspruch des Schriftstellers Plutarch : audacter calumniare, semper aliquid haeret - Nur mutig verleumden, es bleibt immer was hängen., war nur zu wahr.

"Wir präsentieren nun: Achilleus und Hector stellen sich ihrem heldenhaften Zweikampf!"

 Erst hatte es ein paar Bemerkungen über die überlebenden Sklaven gegeben, aber als nun "richtige" Gladiatoren in die Arena klirrten, die Arme hochwarfen und die Arena abschritten, wandte sich das Zuschauerinteresse sofort der neuen Attraktion zu.

Beide Gladiatoren waren etwas antikisierend gekleidet und sollten den berühmten historischen Kampf vor den Mauern Trojas darstellen, wenn auch mit ungewissem Ausgang. Im trojanischen Krieg hatte der Grieche Achilleus gewonnen. Da die Römer sich jedoch als Nachfahren der Trojaner begriffen, war es in ihren Augen ein unfairer Kampf gewesen und Hector sowieso der Edlere von beiden.  Der Iscaler Achilleus kämpfte als Retiarus. Er hatte ein Wurfnetz, die rete, einem Dolch und einem Dreizack wie Gott Neptun. Da er keinen Helm trug und Achilleus nach der Überlieferung goldhaarig gewesen war, hatte man sein Haar durch herba lutea leuchtendgelb gefärbt. Leider glich seine Verbrechervisage mit der eingedellten Nase nicht im geringsten dem schönen Griechen aus der Sage.

Sein Kontrahent Hector war ein Secutor. Er war ausgerüstet wie ein Legionär mit Schild und Gladius, nur ohne Rüstung, dafür mit Arm- und Beinschutz. Als Schutzkleidung hatte er einen Armschutz am rechten Arm und eine bis kurz unter das Knie reichende Beinschiene nur am linken Bein. Sein Helm war glatt wie ein Ei, damit sich das Netz nicht darin verfangen konnte.

Beide fingen sofort an, sich zu umkreisen und zu kämpfen. Mehrere Male glitt das Netz am Helm ab. Achilleus wurde nervös, obwohl er der Flinkere war, doch gelang es ihm, das Netz zu werfen. Hector reagierte, in dem er sich hinkniete und sein Schild über sich hielt. Damit konnte er sich nicht im Netz verwickeln.

"Gute Reaktion!", sagte Saturninus zu den anderen.

Der Retiarius,nicht faul, versuchte nun, den anderen, der das Gewicht des Schildes und des Netzes ja tragen musste, müde zu machen. Schnell lief er um ihn herum und stach mit dem Dreizack zu. Blut sickerte in den Sand. Die Schiedsrichter schauten hin, doch es war nur eine Fleischwunde, so dass sie den Kampf nicht abbrachen. Hector legte es darauf an, den Stich zu wiederholen, diesmal bei einem der Arme, damit sein Gegner den Schild fallen lassen musste. Schon stach er durch die Maschen, aber Hector hielt die Provokation aus, ohne durch eine Ausweichbewegung seine Deckung aufzugeben. Als Achilleus seinen Dreizack zurückziehen wollte, schaffte er es nicht gleich, sondern blieb hängen. Hector war durch seinen Helm und das Gewicht quasi blind, aber er war darauf trainiert, nur durch die Bewegung zu ahnen, wo sein Feind stand. Mit großer Kraft warf er seinen Schild, brachte Achilleus zum straucheln. Er stürzte und dann stand Hector über ihm. Schweratmend...aus zwei Wunden blutend...sein breiter Brustkorb hob und senkte sich vor der geleisteten Anstrengung, Schweiß glitzerte auf seinem Leib.
Das war der Anblick, der viele Zuschauerinnen in begehrende Seufzer ausbrechen ließ....Hach, was für ein Kerl. Da zählten nicht mehr die schiefe Nase und das wenig vertrauenseinflößende Gesicht. Hector war ein GLADIATOR.
Er setzte seine Schwertspitze an die Kehle des Unterlegenen.
Die Zuschauerschaft war geteilter Meinung, zwischen : "Lass ihn! Gnade!" und "Stech ihn ab!"

Saturninus als Ausrichter hatte sich erhoben. Er wartete eine Weile, bis er die Stimmung der Zuschauer genauer erfasste. Es gab nicht allzu viele gutausgebildete Gladiatoren in Iscalis. Er selbst hätte ihn gerne am Leben gelassen. Nicht aus Mitleid, es war eine Kostenfrage.
Doch natürlich würde er gemäß eines Zeichens des LAPP entscheiden.
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Honoratior von Iscalis
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