RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich lachte, zum Teil auch, um die etwas peinliche Situation mit Humor zu überspielen. “Oh, nicht das böse S-Wort sagen! Wir haben ein paar Dinge gemacht, die Geschwister nicht tun sollten, und ein paar, die Geschwister wirklich, wirklich nicht tun sollten“, meinte ich scherzend und hoffte, dass es die Situation ein wenig auflockerte.
“Weißt du noch, damals auf der Straße, als ich dich aufgegabelt habe?“ Das war schon echt eine ganze Weile her. Wir waren jung gewesen. Sehr jung. Definitiv war ich zu jung gewesen, um schon so große Entscheidungen zu treffen und mit Männern, die viermal so alt wie ich waren, ins Bett zu gehen, um ihnen Gefallen abzuringen. “Ich hab dir versprochen, dass wenn du mitkommst, du deinen Lebensunterhalt immer verdienen können wirst und dass du dann immer einen Platz hast. Ich halte meine Versprechen, Narcissus. Zumindest alle, die ich halten kann.“
Ich atmete einmal tief durch, weil der Schwermut sich doch nicht mehr so einfach wie früher abschütteln ließ. Lag auch an mir und meinen Gedanken. “Und falls das mit Owain doch in die Brüche geht, hoffe ich, dass du dann für mich da bist, wenn ich dich brauche.“ Ich schaute auf das kleine Würmchen auf dem Bett, das wirklich wie ein verfluchter Stein schlief und durch nichts aus der Ruhe zu bringen war. Ich hatte wohl echt Glück. Zumindest im Moment. Und ich hoffte, dass Owain doch einsah, dass er mir helfen sollte, das Kind zu beschützen, aber er mich deshalb nicht einsperren konnte. Ich brauchte es, mein eigenes Geld zu verdienen und mein eigener Herr zu sein. Ich hatte so lange so wenig entscheiden können, dass ich mich nun nicht mehr herumkommandieren und einschränken lassen wollte, wo ich mich endlich von meiner Mutter finanziell und charakterlich getrennt hatte.
Ich atmete nochmal durch und schaute Narcissus an. “Und was war jetzt mit Furius Saturninus?“ Ich war Narcissus nicht böse, dass er ihn sich geschnappt hatte. Aber lustig war es schon, dass der eine Patrizier hier das ganze Haus für sich beanspruchte. Kiki hatte einen vertrag, den er nie in Anspruch nahm, Narcissus hatte keinen, wurde aber wohl häufig in Anspruch genommen, und ich hatte keine Ahnung, ob er noch einmal zu mir kommen wollte. “Du weißt ja, wie Patrizier so sind. In der Provinz sind sie da wohl noch ein wenig schlimmer. Aber dumm musst du dich nun wirklich nicht nennen lassen.“
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