01-12-2024, 07:07 PM,
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RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag
(01-11-2024, 05:17 PM)Caius Plautius Leander schrieb: (01-10-2024, 04:17 PM)Gabinia Clara schrieb: Die zweite Runde hat begonnen und dieses Mal kämpften drei undefinierbaren Gestalten gegen einen furchterregenden Mann. Gerwina beobachtete diesen ungerechten Kampf teilnahmslos, eigentlich hatte sie genug von diesen Spielen, aber ihrem Bruder, der ein Jahr in Wildnis verbracht hatte, wollte sie nicht den Spaß verderben und seufzte nur.
Unterdessen hat Gerwina bemerkt, während auf der Arena weitergekämpft wurde, dass Leander sich nicht so für den Kampf interessierte, aber mehr für sie, was ihr schmeichelte und sie lächelte leicht in sich hinein. Es könnte aber sein, dass ihm dieser Amateurkampf langweilte und er wollte sich nur die Zeit vertreiben und er war dann sichtlich überrascht, als Gerwina erzählte, welche Bücher sie so gerne liest.
"Nun, werter Plautius Leander, mein Vater hat mir das Buch von Titus Livius geschenkt, damit ich die Geschichte der Stadt Rom kennenlerne, und ich lese auch Dichter, gerade jetzt von Publius Vergilius Maro "Georgica", Gerwina machte eine Pause und fuhr fort, "Es handelt sich um Landwirtschaft und im 4. Buch beschreibt der geniale Dichter die Bienenzucht", und Gabinia rezitierte einen kleinen Vers:
"...Lehrete, daß in den Bienen ein Teil des göttlichen Geistes
Wohn' und ätherischer Hauch. Denn die Gottheit gehe durch alle
Lande sowohl, als Räume des Meers und Tiefen des Himmels..."
(01-10-2024, 05:22 PM)Publius Gabinius Secundus schrieb:
Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, da ich die Geschehnisse bei den Spielen verfolgt hatte. Der Mann, der jetzt hereingelassen wurde, beunruhigte mich etwas. Ich wäre nicht Gerlindas Sohn gewesen, hätte ich nicht recht schnell gewusst, was ich vor mir hatte: Einen Berserker nannten wir sie, einen Bären- Mann, einen Krieger, der sich mit Gebeten, Fasten und berauschenden Getränken in einen Zustand brachte, in dem er eher einem wilden Tier glich als einem Menschen. Dabei wollte ich wilden Tieren nicht Unrecht tun. Tiere kämpften meist nur, wenn sie mussten. Berserker aber würden im Rausch töten, und mir war nicht klar, was sich die Veranstalter dabei gedacht hatten. Der Berserker würde weiter töten wollen, wenn er hier unten fertig war und zwar jeden, der ihm vor die Augen kam. Berserker waren nahezu übermenschlich stark, schnell und folgten ihren Trieben. Vorsichtig stieß ich Claras Fuß an, ob sie den Kämpfer bemerkt hatte.
Leander schaute öfter zu mir, ob mir die Unterhaltung recht wäre. Mir fiel rechtzeitig ein, dass es nicht überall im Imperium so freimütig zuging wie bei uns zuhause. Bei den Chatten heiratete eine junge Frau oft erst in ihren Zwanzigern. Und Leander war, sofern ich über fremdländische Namen Bescheid wusste, griechischer Abstammung - oder er hatte den Namen bekommen, weil sein früherer Herr für alles Griechische schwärmte, auch das kam vor. Würde sich Clara für Leander ernsthaft interessieren, würde ich ihn genau befragen müssen. Mich interessierten allerdings auch Dinge, die vielleicht nicht jeder Römer gefragt hätte. Denn wie schon ein Schriftsteller geklagt hatte: Jeden Sklaven und jede Kuh suchen wir sorgfältiger aus als unsere Braut.* Das galt auch für den Bräutigam. Ich war glücklich verheiratet, und ich wünschte meiner Schwester das gleiche Glück.
Leander sprach nun darüber, dass er Gesetzestexte nicht so spannend fand.
"Ich habe gedacht, dass es für dich nichts Besseres gibt als Gesetzestexte und Schriften von Rechtsgelehrten, werter Plautius Leander", warf ich ein.
Clara nannte derweil dem guten Leander ein Gedicht von Vergil über die Bienenzucht. Das hatte ich nicht gekannt, und ich staunte darüber, welch nützliche Gedichte die römischen Dichter schrieben. Sie zitierte es mit Elan.
Ich ließ den Berserker nicht aus den Augen, würde er sich in unsere Richtung bewegen, würde ich Plautius Leander bitten, meine Schwester in Sicherheit zu bringen und mich dem Bärenmann stellen:
"Was haltet ihr davon, wenn wir uns unsere Kehlen erfrischen gehen?, liebe Clara und werter Plautius Leander?", fragte ich:
" Solch ein hübsches Gedicht über den ätherischen Hauch ist hier an dieser Stelle verschwendet, finde ich. Zuviel Lärm"
Und Gefahr. Das wollte ich Leander gegenüber nicht sagen, aber ich hoffte, dass Gerwina äh Clara mich verstehen würde.
Gabinia Clara zitierte aus der Georgica, die Leander zwar irgendwann auch einmal gelesen hatte, aber bei weitem nicht so gründlich wie Gabinia Clara. Er wusste zwar noch, dass Vergilius sehr blumig über die Eigenheiten von Bienen und deren Haltung geschrieben hatte, aber genaue Hexameter hätte er nicht wiederzugeben vermocht.
Gabinius Secundus meinte noch, er hätte gedacht, für Leander gäbe es nichts Besseres als Gesetzestexte, woraufhin Leander kopfschüttelnd lächelte. “Oh, sie sind sicher wichtig und so manches Mal sogar unterhaltsam – man denke an die Plädoyers des großen Tullius Cicero – aber die meisten von ihnen sind doch recht eintönig zu lesen und haben nicht die lyrische Finesse eines Vergilius Maro“, konnte er unumwunden zugeben.
“Du besitzt ein gutes Talent zum Rezitieren, Gabinia Clara“, machte er ihr noch ein Kompliment, als ihr Bruder vorschlug, zu gehen und etwas zu trinken. Hier gab es zwar auch Händler, die mit Weinschläuchen herumliefen und ihre Ware so feilboten, aber Leander nahm auch an, dass dies ebenso wie der Lärm eher ein Vorwand war, dem Hauen und Stechen in der Arena etwas zu entfliehen. Gerade jagte der große Kelte in der Arena einen der Schiedsrichter mit lautem Gebrüll durch die Gegend, als auf einmal ein Pfeil geflogen kam und ihn in die Brust traf. Nein, das war definitiv auch nicht nach Leanders Geschmack, der ohnehin eher auf der Suche nach einer Braut als nach Gemetzel war. Und eine bessere Chance auf weibliche Bekanntschaft als jetzt würde sich wohl auch eher nicht auftun, also nickte er zustimmend.
“Nun, wenn dein Vorschlag so explizit meiner Person gilt, dann schließe ich mich euch nur zu gerne an.“
"Die Einladung kommt von Herzen, werter Plautius Leander", erwiderte ich und schaute nochmals zu meiner Schwester, ob sie einverstanden wäre. Das grausame Schauspiel in der Arena schien ihr Interesse nicht zu wecken:
"Ich schlage das Thermopolium der Nimue vor, das mir damals von Plautius Leander empfohlen wurde. Mittlerweile kenne ich die Wirtin gut . Ich hatte ja damals, wie ihr euch gewiss erinnert, eine größere Spende für den Mittagstisch für die Rathausangestellten gemacht und Gemüse der Saison und Lamm- und Hühnerfleisch selbst geliefert.*
Aus der Spende ist dann eine Geschäftsbeziehung zustande gekommen.Und das Thermpolium ist ein Ort, an den auch junge Damen gehen können- zumindest in Begleitung"
Obwohl das Thermopolium ein Stück vom Marsfeld weglag, wählte ich diesen Ort. Im Gegensatz zu den Tabernae, die am Marsfeld lagen, stand das Haus von Nimue in gutem Ruf. Daher schien es mir für Gabinia Clara geeignet, die normalerweise nicht in solche Etablissements ging. Die Taberna, des Octavius und der Fabata, in der wir unsere allererste Unterkunft in Iscalis bezogen hatten, war leider ein Raub der Flammen geworden und nur noch eine Ruine.. Feuer war eine immerwährende Gefahr in jeder Stadt.
Sim off: Diese Geschichte wird hier erzählt.
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