Sie griff nicht nach meiner Hand, sondern sank zurück. Sie meinte, ich solle ihr helfen, unser Kind zu beschützen und ihr keine Angst mehr machen, indem ich ihr untersagte, ihrer Arbeit als Hetäre nachzugehen. Ich gab keine Antwort darauf, denn ich wollte keinen handfesten Streit provozieren, da ich wusste, wie schlecht es ihr gerade ging und dass sie Ruhe benötigte.
Dann mischte sich eine Hebamme ein, die zwar Aglaia tadelte, aber im Grunde mir sagen wollte, dass ich meine Frau jetzt in Ruhe lassen sollte. Ihre Blicke sprachen Bände und vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht war ich hier fehl am Platz, da meine Einstellung nicht mit der meiner Frau übereinstimmte. Wir waren in unserem Denken zu unterschiedlich. Es war naiv von mir zu glauben, dass wir tatsächlich eins werden könnten. Stattdessen drifteten wir immer weiter auseinander.
Die Hebamme deckte Aglaia zu und legte das Kind an ihre Seite. Ich sah schon, dass für mich hier heute Nacht kein Platz sein würde. Schließlich nickte ich, da ich es akzeptieren musste. Bevor ich jedoch ging, wandte sich Aglaia noch einmal mit eindringlichen Worten an mich. Die Vorstellung, dass unsere kleine Tochter es vielleicht nicht schaffen würde, war furchtbar, doch die Möglichkeit war allgegenwärtig. Ihr letzter Satz traf mich, denn er klang wie eine Warnung. Was würde sie tun, wenn ich wieder davon anfing, sie anzuflehen, sich nicht mehr zu verkaufen? Würde sie mich davonjagen?
"Ich gehe dann mal, damit ihr beide Ruhe finden könnt! Erhol dich gut!" Meine Enttäuschung war offensichtlich, denn genau so fühlte ich mich auch: enttäuscht und hilflos. Dann verließ ich ihr Zimmer und das Haus. Obwohl es bereits dunkel war, ritt ich noch nach Cheddar und übernachtete in der Schmiede.