01-10-2024, 05:22 PM,
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RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag
(01-08-2024, 04:28 PM)Caius Plautius Leander schrieb: Immer wieder blickte Leander prüfend zu Gabinius Secundus, ob dieser Einwände gegen das sich entspinnende Gespräch erheben würde. Aber dieser schien ganz mit sich selbst zufrieden, was Leander zu der Vermutung verleitete, dass es ihm vielleicht sogar ganz recht war, wenn ein Mann sich für seine Schwester interessierte. Leander war zu höflich, um zu fragen, aber er schätzte, dass Gabinia Clara schon seit einigen Jahren das heiratsfähige Alter erreicht hatte und es nicht mehr allzu lange dauerte, bis sich die Leute zu wundern beginnen würden, wenn sie unverheiratet bliebe.
Allerdings wollte er sie dann doch erst einmal etwas besser kennenlernen, ehe er darüber befand, ob sie eine gute Partie wäre. Auch wenn er erst einmal an eine Ehe nicht allzu hohe Ansprüche stellte abgesehen von Fruchtbarkeit der Braut, wäre es doch durchaus vorteilhaft, wenn ein solches Arrangement auch tragfähig genug für eine längerfristige Zusammenarbeit wäre. Leander hatte die Mühen einer Ehe in langen Jahren unter Seneca und dessen Gattin miterlebt und wusste, dass Liebe sicher nicht notwendig war, aber doch vieles vereinfachen würde.
Aber all das war noch in weiter Ferne und er sich auch überhaupt nicht sicher, ob Gabinius Secundus denn mit ihm als Bewerber generell einverstanden wäre. Abgesehen davon, dass Leander gerade merkte, dass er kein wirkliches Talent für Verführung besaß. Also erst einmal langsam und unverfänglich.
Und da zog Leander erst einmal überrascht die Augenbrauen hoch, als Gabinia Clara sagte, ihre Interessen gälten landwirtschaftlichen Büchern wie die von Titus Livius. “Und ich dachte, die Damen bevorzugen eher die Dichter wie Ovidius Naso oder Horatius Flaccus“, meinte er mit einem leichten Lächeln. “Allerdings muss auch ich festhalten, dass Titus Livius wohl noch immer spannender zu lesen ist wie diverse Rechtsgelehrte und ihre Auslegungen von Gesetzestexten“, die Leander zu genüge kannte.
(01-10-2024, 04:17 PM)Gabinia Clara schrieb: Die zweite Runde hat begonnen und dieses Mal kämpften drei undefinierbaren Gestalten gegen einen furchterregenden Mann. Gerwina beobachtete diesen ungerechten Kampf teilnahmslos, eigentlich hatte sie genug von diesen Spielen, aber ihrem Bruder, der ein Jahr in Wildnis verbracht hatte, wollte sie nicht den Spaß verderben und seufzte nur.
Unterdessen hat Gerwina bemerkt, während auf der Arena weitergekämpft wurde, dass Leander sich nicht so für den Kampf interessierte, aber mehr für sie, was ihr schmeichelte und sie lächelte leicht in sich hinein. Es könnte aber sein, dass ihm dieser Amateurkampf langweilte und er wollte sich nur die Zeit vertreiben und er war dann sichtlich überrascht, als Gerwina erzählte, welche Bücher sie so gerne liest.
"Nun, werter Plautius Leander, mein Vater hat mir das Buch von Titus Livius geschenkt, damit ich die Geschichte der Stadt Rom kennenlerne, und ich lese auch Dichter, gerade jetzt von Publius Vergilius Maro "Georgica", Gerwina machte eine Pause und fuhr fort, "Es handelt sich um Landwirtschaft und im 4. Buch beschreibt der geniale Dichter die Bienenzucht", und Gabinia rezitierte einen kleinen Vers:
"...Lehrete, daß in den Bienen ein Teil des göttlichen Geistes
Wohn' und ätherischer Hauch. Denn die Gottheit gehe durch alle
Lande sowohl, als Räume des Meers und Tiefen des Himmels..."
Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, da ich die Geschehnisse bei den Spielen verfolgt hatte. Der Mann, der jetzt hereingelassen wurde, beunruhigte mich etwas. Ich wäre nicht Gerlindas Sohn gewesen, hätte ich nicht recht schnell gewusst, was ich vor mir hatte: Einen Berserker nannten wir sie, einen Bären- Mann, einen Krieger, der sich mit Gebeten, Fasten und berauschenden Getränken in einen Zustand brachte, in dem er eher einem wilden Tier glich als einem Menschen. Dabei wollte ich wilden Tieren nicht Unrecht tun. Tiere kämpften meist nur, wenn sie mussten. Berserker aber würden im Rausch töten, und mir war nicht klar, was sich die Veranstalter dabei gedacht hatten. Der Berserker würde weiter töten wollen, wenn er hier unten fertig war und zwar jeden, der ihm vor die Augen kam. Berserker waren nahezu übermenschlich stark, schnell und folgten ihren Trieben. Vorsichtig stieß ich Claras Fuß an, ob sie den Kämpfer bemerkt hatte.
Leander schaute öfter zu mir, ob mir die Unterhaltung recht wäre. Mir fiel rechtzeitig ein, dass es nicht überall im Imperium so freimütig zuging wie bei uns zuhause. Bei den Chatten heiratete eine junge Frau oft erst in ihren Zwanzigern. Und Leander war, sofern ich über fremdländische Namen Bescheid wusste, griechischer Abstammung - oder er hatte den Namen bekommen, weil sein früherer Herr für alles Griechische schwärmte, auch das kam vor. Würde sich Clara für Leander ernsthaft interessieren, würde ich ihn genau befragen müssen. Mich interessierten allerdings auch Dinge, die vielleicht nicht jeder Römer gefragt hätte. Denn wie schon ein Schriftsteller geklagt hatte: Jeden Sklaven und jede Kuh suchen wir sorgfältiger aus als unsere Braut.* Das galt auch für den Bräutigam. Ich war glücklich verheiratet, und ich wünschte meiner Schwester das gleiche Glück.
Leander sprach nun darüber, dass er Gesetzestexte nicht so spannend fand.
"Ich habe gedacht, dass es für dich nichts Besseres gibt als Gesetzestexte und Schriften von Rechtsgelehrten, werter Plautius Leander", warf ich ein.
Clara nannte derweil dem guten Leander ein Gedicht von Vergil über die Bienenzucht. Das hatte ich nicht gekannt, und ich staunte darüber, welch nützliche Gedichte die römischen Dichter schrieben. Sie zitierte es mit Elan.
Ich ließ den Berserker nicht aus den Augen, würde er sich in unsere Richtung bewegen, würde ich Plautius Leander bitten, meine Schwester in Sicherheit zu bringen und mich dem Bärenmann stellen:
"Was haltet ihr davon, wenn wir uns unsere Kehlen erfrischen gehen?, liebe Clara und werter Plautius Leander?", fragte ich:
" Solch ein hübsches Gedicht über den ätherischen Hauch ist hier an dieser Stelle verschwendet, finde ich. Zuviel Lärm"
Und Gefahr. Das wollte ich Leander gegenüber nicht sagen, aber ich hoffte, dass Gerwina äh Clara mich verstehen würde.
Sim off: * Das Zitat heißt: Jedes Tier und jeden Sklaven, alle Kleider und Küchengeräte prüfen wir genau, bevor wir sie kaufen. Nur die Braut wird nicht in Augenschein genommen......Ist sie böse, dumm oder missgestaltet oder riecht sie aus dem Mund, welche Fehler sie auch immer hat, so lernen wir sie erst nach der Hochzeit kennen“ und wird Seneca des Jüngeren nicht erhaltenem Werk " De Matrimonio" zugeschrieben.
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