(01-05-2024, 03:43 PM)Gabinia Clara schrieb:
Wie es sich herausstellte, haben die Geschwister Plautius Leander nicht richtig verstanden, oder auch umgekehrt, als er über die Einladung und Spielen sprach, er sagte dann, er scherzte nur und bat um Verzeihung. Gerwina zuckte mit den Schultern, "Ach, werter Plautius Leander, es gibt nichts zu verzeihen, denn wegen des Lärms könnte man sich akustisch mal falsch verstehen, daher kann es auch keine Rede von einer gepflegten Konversation sein", dabei schenkte Gerwina dem Archivvorsteher ein bezauberndes Lächeln. Und Sonnwin meinte, sie werden schon ein passendes Thema finden, wenn Leander sie besucht und hat seine Schwester als belesen genannt, was sie in die Verlegenheit brachte und sie lächelte bescheiden, "Aber du kannst sehr gut spannende Geschichten erzählen und unseren Gast damit unterhalten, lieber Bruder!", der die Kämpfe mit Interesse beobachtete und meinte der "Römisch Anmutende" wird gewinnen.
Aber Leander schien es mehr zu interessieren, was Gerwina so alles las, dass ihr Bruder sie so gelobt hat, "Nun, werter Plautius Leander, ich lese zurzeit die Bücher über Landwirtschaft, ansonsten aber die Geschichtsbücher, vor allem von Titus Livius".
Immer wieder blickte Leander prüfend zu Gabinius Secundus, ob dieser Einwände gegen das sich entspinnende Gespräch erheben würde. Aber dieser schien ganz mit sich selbst zufrieden, was Leander zu der Vermutung verleitete, dass es ihm vielleicht sogar ganz recht war, wenn ein Mann sich für seine Schwester interessierte. Leander war zu höflich, um zu fragen, aber er schätzte, dass Gabinia Clara schon seit einigen Jahren das heiratsfähige Alter erreicht hatte und es nicht mehr allzu lange dauerte, bis sich die Leute zu wundern beginnen würden, wenn sie unverheiratet bliebe.
Allerdings wollte er sie dann doch erst einmal etwas besser kennenlernen, ehe er darüber befand, ob sie eine gute Partie wäre. Auch wenn er erst einmal an eine Ehe nicht allzu hohe Ansprüche stellte abgesehen von Fruchtbarkeit der Braut, wäre es doch durchaus vorteilhaft, wenn ein solches Arrangement auch tragfähig genug für eine längerfristige Zusammenarbeit wäre. Leander hatte die Mühen einer Ehe in langen Jahren unter Seneca und dessen Gattin miterlebt und wusste, dass Liebe sicher nicht notwendig war, aber doch vieles vereinfachen würde.
Aber all das war noch in weiter Ferne und er sich auch überhaupt nicht sicher, ob Gabinius Secundus denn mit ihm als Bewerber generell einverstanden wäre. Abgesehen davon, dass Leander gerade merkte, dass er kein wirkliches Talent für Verführung besaß. Also erst einmal langsam und unverfänglich.
Und da zog Leander erst einmal überrascht die Augenbrauen hoch, als Gabinia Clara sagte, ihre Interessen gälten landwirtschaftlichen Büchern wie die von Titus Livius.
“Und ich dachte, die Damen bevorzugen eher die Dichter wie Ovidius Naso oder Horatius Flaccus“, meinte er mit einem leichten Lächeln.
“Allerdings muss auch ich festhalten, dass Titus Livius wohl noch immer spannender zu lesen ist wie diverse Rechtsgelehrte und ihre Auslegungen von Gesetzestexten“, die Leander zu genüge kannte.