(12-20-2023, 02:17 PM)Marcus Nautius Philus schrieb: ...
"Er will ihn müde machen", sagte er neben Saturninus, als er die Absicht Bowens erkannt hatte. Es beruhigte ihn, denn offenbar wusste der Mann, was er tat und war kein unfähiger Emporkömmling, wie befürchtet.....
....Das erste Blut des Kampfes!
Er hatte lediglich Ferghus' Oberarm geschnitten, doch das lag daran, dass er die Regeln des Kampfes verinnerlicht zu haben schien. Ein Hieb durch den Hals wäre nämlich durchaus drin gewesen, dachte Philus mit einem Anflug von Zufriedenheit. Ferghus schien jedoch nicht bereit, aufzugeben. Er sah ein, dass der Kampf in eine neue Phase gegangen und sein Speer nun nutzlos war und - Philus bewunderte im Stillen Bowen dafür, dass er es zuließ - zog sein Schwert, nachdem er die Lanze fallengelassen hatte. Bowen nahm einen Schritt zurück. Und wieder umkreisten sie einander.
Abermals war es Ferghus, der als erster angriff. Die Schläge mit seinem Schwert wirkten noch immer mächtig, immer noch wuchtig, doch gelang es Ferghus, den ersten Hieb mit seinem Schild aufzuhalten und über den Kopf abzulenken. Er stach mit seinem eigenen Schwert zu, dem Ferghus nun allerdings genug, um den herannahenden Ferghus abwehren zu können. Nicht zum ... Damit war es vorbei, dachte Philus, doch nein! Den Schwung einfach weiter ausnutzend, hob Bowen seinen Schild und ließ diesen mit einem Kampfschrei in Ferghus' Wange krachen. Durch die Menge ging ein verblüfftes Seufzen, dann jubelten einige vereinzelt. Andere klatschten. Natürlich feuerten sie Bowen an.
Ferghus war das Schwer aus der Hand gefallen. Er blutete aus dem Mund und selbst von hier konnte Philus den Bluterguss auf seiner Wange sehen. Das hatte wehgetan.
Bowen sagte etwas und nickte in Richtung des Schwerts. Scheinbar gab er Ferghus noch eine Chance. Wollte er die Sache ehrenhaft beenden, war es Stammesstolz oder wollte er dem Volk möglichst viel Gelegenheit geben, einen guten Kampf zu sehen? Was auch immer der Grund, Bowen wartete, bis Ferghus die Waffe aufgehoben hatte und aufstand.
Nun wurde offensichtlich, dass der Keltenkrieger wenn überhaupt noch wütender kämpfte, doch wirkte er nicht ansatzweise so flink wie Bowen. Beide waren angeschlagen, doch es war nun offensichtlich, wer den Kampf gewinnen würde. Noch ein paar Mal prallten die Klingen aufeinander und Ferghus gelangen noch ein paar überraschende Ausfälle. Doch Bowen besaß schlicht noch mehr Energie und traktierte Ferghus langsam aber sicher in die Defensive. Aus dem unaufhaltsamen Angreifer war jemand geworden, der verzweifelt die zahlreichen Stiche eines Bienenschwarms aufzuhalten versuchte. Immer wieder gelang es Boden, Ferghus Deckung zu durchbrechen, bis dieser schließlich erneut am Boden lag.
Diesmal gestattete Bowen keinen weiteren Versuch, sondern trat auf die am Boden liegende Waffe des Kontrahenten und hielt ihm die eigene Klingenspitze an die Kehle. Schwer keuchend sah er sich um, blickte hinauf in die Ehrenloge und wartete auf das Urteil der Menge.
(12-27-2023, 04:27 PM)Lucius Petilius Rufus schrieb: Lucius Petilius Rufus wartete.
Er wollte die Stimmung des Stadions ein wenig einfangen und abschätzen, wie blutdürstig die Bevölkerung von Iscalis denn war. Er selbst bestand nicht auf den Tod von Kämpfern und kam gänzlich ohne derartige urteile aus. Vor allen Dingen, wenn dies, wie es schien, Freiwillige waren, die hier nur zur Unterhaltung ein gutes Programm abliefern wollten. Mit dem Tod eines freien Mannes wäre letztendlich niemandem geholfen und er hätte nur wieder eine verheulte Mutter in seinem Officium stehen, die Geld als Ausgleich haben wollte. Nein, dieses Event hier durfte ruhig die Stadtkasse belasten, nicht die der Provinz.
Nachdem das Publikum aber auch nicht gerade blutrünstig nach dem Tod des unterlegenen Mannes verlangte und wohl auch einfach nur das Schauspiel genoss, sah Rufus erst recht keine Veranlassung für besondere Maßnahmen. Folglich gab er auch das Zeichen, den unterlegenen Kämpfer freizulassen und spendete anschließend höflichen Applaus. “Nicht die Erfahrung der Gladiatoren in Rom, aber ein guter Kampf“, kommentierte er zu den anderen Männern in der Loge.
Inzwischen hatte sich seine Enttäuschung über das Mädchen zuvor weitestgehend gelegt. Natürlich würde er diesen Ausrutscher nicht vergessen, aber es war nicht mehr so, dass seine Laune nach außen spiegelte. Jetzt war er so ruhig wie schon zuvor und machte sich einfach nur gedanklich seine Notizen zu den Dingen, die er tun oder auch nicht tun wollte mit dieser Stadt.
"Er will ihn müde machen", sagte Philus neben Saturninus über Bowen.
"Das hoffe ich doch", antwortete Saturninus. Der Statthalter war
not amused über
Nivis Betragen gewesen. Saturninus hatte vor, den beiden Frauen den Kopf zurecht zu rücken, sobald er wieder nach Cheddar kam. Oder besser: Ceridwen sollte zukünftig bei ihm antanzen. Er hatte mit Rücksicht auf ihr Alter und Geschlecht bisher auf die
Salutatio, die morgendlichen Ehrenbesuche, die der Klient dem Patron schuldete, verzichtet. Das würde er ändern. Die Cheddarer durften nicht denken, dass sie ihm für seinen Schutz nichts schuldig waren.
Zwar hatte der Legat Augusti das Hinrichtungsspektakel durchaus gewürdigt, aber Saturninus war sich nicht sicher, in wie fern er
Nivis bereits in den Tiefen seines Gedächtnisses vergraben hatte. Ein keltischer Sieg über den Mann, der für Rom und Iscalis kämpfte, wäre geradezu demoralisierend gewesen.
Aber Philus bewies ein glückliches Händchen.
Saturninus nickte seinem jungen Provinzschreiber wohlwollend zu, als der "römische" Bowen den "keltischen " Ferghus besiegte. Wären beide professionelle Gladiatoren gewesen, hätte er selbst allerdings für "Tod" abgestimmt. Es war Ferghus erster Kampf, und die Gefahr hätte bestanden, dass sich seine Niederlage ständig wiederholen würde. Doch der Kelte war ein Freiwilliger, und womöglich wäre es für die keltisch-römische Einwohnerschaft von Iscalis nicht gerade ein Zeichen für Roms fortschrittliche Zivilisation gewesen, einem ihrer Kämpfer die Kehle durchschneiden zu lassen.
So gab es Applaus, als Petilius Rufus den Verlierer begnadigte. Bowen konnte als Sieger mit dem Preisgeld, der unterlegene Ferghus mit blutendem Gesicht und einer Armwunde, doch auf eigenen Beinen aus der Arena gehen.
"Das Volk scheint sehr zufrieden mit deiner Entscheidung, edler Statthalter Petilius Rufus", erwiderte der Furius auf die Anmerkung des Statthalters, dass beide Kämpfer eher unerfahren gewesen wären. Einige Iscaler ließen den Legat Augusti und auch den Kaiser hochleben:
"Eine gute Wahl, Nautius Philus" Er vergaß nicht, den Namen seines jungen Protegés zu erwähnen. Er selbst hoffte auf das Können der beiden Römer, die zur Gladiatorenschule verurteilt worden waren.
Saturninus wartete auf die Ankündigung des nächsten Kämpferpaars. Seine äußere Ruhe täuschte - er beobachtete jede Regung seines Vorgesetzten.