Fast eine Woche war seit unserem
nächtlichen Gespräch vergangen. Es hatte mich zwar etwas besänftigt, doch es gab immer noch viele ungeklärte Fragen. Ich wollte Aglaia damit jedoch nicht belasten, denn ihre Schwangerschaft schritt voran und wurde zunehmend anstrengender für sie.en
Als ein junges Mädchen bei mir in der Schmiede aufgetaucht war und ihren Schmuck gegen ein Messer, ein paar Pfeile und einen alten Bogen getauscht hatte, den ich vor einiger Zeit als Bezahlung für eine Kesselreparatur erhalten hatte, wurde ich daran erinnert, dass es an der Zeit war, die Quelle der Brigid aufzusuchen und die große Mutter um eine baldige, leichte Geburt zu bitten. Denn sie hatte erwähnt, dass sie selbst dorthin wollte. Ich bot ihr an, sie am nächsten Tag zu begleiten, aber sie lehnte ab, da sie es eilig hatte.
Am nächsten Tag erzählte ich meiner Frau, dass ich die kommenden Tage in Cheddar bleiben würde, da ich viel Arbeit hatte. Tatsächlich ritt ich jedoch zur Quelle. Sie musste nicht wissen, wohin ich ritt und was ich dort tat. Sonst würde sie sich nur wieder unnötig aufregen und das wollte ich vermeiden!
Vier Tage später kehrte ich abends voller Hoffnung von der Quelle zurück. Ich war überzeugt, dass die Göttin mein Opfer angenommen und mein Gebet erhört hatte, denn meine Frau berichtete mir von einem Ziehen, das sie bereits in den letzten Tagen verspürt hatte. Sie hatte war die ganze Nacht so unruhig gewesen und hatte kaum geschlafen. Schließlich stand sie noch vor Sonnenaufgang auf und begann plötzlich zu putzen. Ich hatte keine Ahnung, warum sie das tat, denn ich hätte gerne noch etwas länger geschlafen. Aber sie ließ mir keine Wahl! Verschlafen fragte ich sie, ob ich ihr helfen sollte, da sie vor Schmerzen stöhnte. Sie sagte mir jedoch, dass ich schon genug getan hätte. Damit verbannte sie mich aus ihrem Schlafzimmer und ich suchte mir schlaftrunken einen Platz zum Schlafen. Aber daraus wurde nichts. Da die Geburt nun bevorstand, sollte ich die Hebammen holen, die Aglaia betreuen würden. Die beiden Frauen waren sehr resolut und bedachten mich mit einem niederschmetternden Blick. Dann machten sie mir unmissverständlich klar, dass ich mich erst wieder bei meiner Frau blicken lassen sollte, wenn sie mich riefen. So verbrachte ich Stunde um Stunde vor Aglaias Tür und hörte nur ihr lautes Stöhnen, Wimmern, Schreien, Fluchen und die Verwünschungen, die nur mir allein galten.
Ja, ich fühlte mich ein wenig schuldig! Außerdem hatte ich wirklich Angst, sie würde mich nach der Geburt davonjagen. Aber andererseits war das doch der natürliche Lauf der Dinge. Irgendwie musste das Kind aus ihrem Bauch herauskriechen, obwohl ich natürlich keine Vorstellung hatte, wie das funktionieren sollte. Aber es würde funktionieren, sagte ich mir immer wieder, während ich die abschätzenden Blicke einiger Hausbewohner erntete, die mir ganz bestimmt auch die Schuld an der ganzen Situation gaben.
Einen Moment erwog ich sogar den Gedanken, nach Cheddar zu reiten, um in der Schmiede zu arbeiten. Aber wenn das Kind kam und ich nicht da war, würde Aglaia mir das erst recht nicht verzeihen!