Ich hatte große Bedenken, dass Petilius dieser arme Frau in irgendeiner Weise entgegenkommen würde. Denn alles, was ich zur Person des Mörders anbrachte, ließ er nicht gelten. Als letztes 'Beweisstück', was ich noch vorbringen konnte, war die Wachstafel, die mir der Medicus überreicht hatte. Darauf hatte er eine Liste mit den wenigen Namen der Soldaten aufgelistet, die ihn zum fraglichen Zeitpunkt in seinen Praxisräumen aufgesucht hatten. Darunter befand sich auch der Name des Tribuns.
"Ehrenwerter Legatus Augusti, wir können die Zahl der in Frage kommenden Männer auf vier beschränken. Ich habe hier eine Liste des Medicus Flavianus Pytheas, aus der hervorgeht, welche Soldaten ihn in den letzten drei Monaten konsultiert haben." Ich nahm die Tabula und hielt sie sichtbar nach oben.
Servius Albius Maior
Quintus Flavius Icotascus
Titus Ovidius Decula
Lar Manilius Camillus |
Doch der Statthalter schien seine Meinung in diesem Fall bereits gebildet zu haben. Da es keine römischen Zeugen gab, würde dieser Mord wohl ungesühnt bleiben. Das war ja mal wieder typisch! Und das nannten die Römer dann Gerechtigkeit! Ich schämte mich, Verctissa nun erklären zu müssen, dass sie hier wohl nichts zu erwarten hatte. Doch dann besann sich Petilius offenbar und brachte das Blutgeld mit ins Spiel. Das würde zwar ihren Sohn nicht mehr lebendig machen, aber konnte ihre Not ein wenig abmildern. Als ich dann die Summe hörte, die sie erwarten konnte, musste ich selbst etwas schlucken. Einhundert Denare! Das war mehr, als ich mir erwartet hätte! Auch der Princeps officii nickte einmütig.
Ich übersetzte den Spruch des Statthalters und fragte Verctissa dann, ob sie das Blutgeld annehmen wollte.
"Es ist in der Tat eine großzügige Summe. Jedoch wisse, der Mörder wird unbehelligt davon kommen!" erklärte ich ihr noch. Doch die Tage des Tribun Ovidius waren gezählt!