(12-06-2023, 08:36 AM)Ceridwen schrieb: Mein Plan schien aufzugehen. Innerhalb von Sekunden herrschte ein komplettes Durcheinander. Selbst der Statthalter rief nach einem Medicus für mich. Und der Furier erst! Ach, wie schön, dass die Römer so abergläubisch waren, wenn es darum ging, dass der Tod in ihrer unmittelbaren Nähe lauerte!
Eilig kamen ein paar Sklaven herbei, die mir einen Becher mit Wasser brachten. Dankend ließ ich es mir einflößen. Dann drang auch schon Niamhs Stimme an mich heran. Den Göttern sei Dank hatte sie endlich begriffen, was die Stunde geschlagen hatte! Für die Römer mimte sie die fürsorgliche Nichte, die sich um ihre alte Tante kümmerte. Doch für mich war es das Zeichen, dann wir jetzt bereit waren, um zu gehen. Ich schlug die Augen wieder auf, als wäre nichts gewesen. "Oh, mein Kind! Du hast deine alte Tante gerettet! Mir geht es wieder gut!" verkündete ich den aufgebrachten Römern. "Aber ich denke, wir sollten jetzt gehen!" Immer noch Niamhs Hand halten erhob ich mich. "Verehrter Statthalter Petilius Rufus, es war mir ein Vergnügen! Verehrter Furius Saturninus, ich bedanke mich für die Einladung und bedauere sehr die Unannehmlichkeiten!" Ich nickte den beiden noch kurz zu und wollte mit Niamh dann diesen Ort so schnell, wie möglich verlassen.
(12-06-2023, 02:14 PM)Lucius Petilius Rufus schrieb: Lucius Petilius Rufus war verwirrt.
Er hatte angenommen, dass die Loge, in der er sich befand, besser gesichert und nicht für Publikumsverkehr geöffnet war. Dementsprechend unentspannt reagierten auch seine Wachen und sicherten jetzt nachhaltiger sämtliche Zutrittsmöglichkeiten zu ihm.
Und natürlich endete der Arbeitstag eines Statthalters nie, denn auch, wenn Rufus gerade in Gedanken gänzlich wo anders war, wurde ihm natürlich ein weiterer Mann ans Herz gelegt für eine Empfehlung zum Ritterstand, wie es aussah. “Dein Fahrer liegt gerade gut in Führung, Salvius Falco“, antwortete Rufus also erst einmal auf die Vorstellung.
“Wenn Iscalis weiterhin so zuvorkommend ist“, sagte er und blickte dabei leicht in Niamhs Richtung, “… wird das sicherlich positiv in meinen Bericht an den Kaiser mit einfließen.“ Oder einfacher ausgedrückt, er fand die Geste des Furiers mit dem Mädchen sehr ansprechend, und wenn sie hielt, was er sich so von ihr versprach, war er durchaus positiv gestimmt, im Gegenzug ebenfalls einen gefallen zu erweisen.
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Lucius Petilius Rufus war noch verwirrter.
Denn scheinbar sollte es gar nicht so weit kommen, mit dem jungen Mädchen allein zu sein und in entsprechend bessere Laune versetzt zu werden. Erst hatte die ältere Frau einen Anfall, dann erholte sie sich aber wieder, sobald ihre Nichte an ihrer Seite war. Und sofort redete sie von Abschied.
Rufus blickte sehr fragend zu Furius Saturninus, was dieses Possenspiel gerade zu bedeuten hatte. Wenn das ein Scherz war, dann einer, den er nicht besonders amüsant fand.
“Bleibt doch noch bis zum Ende, wenn es dir soweit wieder besser geht. Nivis wollte so gerne die Pferde und die Ställe besuchen“, meinte er zwar mit freundlicher und milder Stimme, aber nicht ganz so nachgiebigem Blick. Wusste die Alte nicht, weshalb das Mädchen eingeladen worden war, oder hatte sie es sich anders überlegt und wollte sie nun nicht mehr hergeben? Nun, Rufus war niemand, der Frauen zwang. Nicht, wenn es so viele gab, die willig und freudig einen Gefallen von ihm wollten. Aber amüsiert darüber, erst ein Angebot zu erhalten, und dann kurz vor der Erfüllung desselben enttäuscht zu werden, war er auch nicht.
Eben hatte Petilius Rufus noch sehr freundlich mit Salvius Falco gesprochen. Dessen Ernennung zum Ritter des Reiches war fällig, und Saturninus freute sich, dem Freund, mit dem er die Wettleidenschaft teilte, hier beizustehen.
Der Princeps Officii zuckte die Schultern:
"Hier auf dem Land sind wir alle etwas....", er versuchte das richtige Wort zu wählen.
Barbarisch war zu hart:
"...rustikal", erklärte er:
"Alles im normalen Bereich, edler Petilius Rufus"
Der Statthalter, obgleich er seine stoische Miene beibehielt, musste durch das gelinde Chaos sicherlich leicht verwirrt sein. Er ließ durch seine Wachen die Loge endgültig schließen.
Zu allem Überfluss kehrte nun Saturninus Privatsekretär Scaevus völig außer Atem zurück. Er hatte den griechischen Medicus ausrufen lassen, doch der hatte sich nicht bei ihm gemeldet. Er überzeugte erst die Wachen, dass er ein furischer Sklave war, dann sank er gleich auf die Knie. Er kannte es, wenn Saturninus eventuell schlechter Laune war.
"Dominus, Medicus Pytheas ist nicht auf dem Marsfeld!", stieß er hervor.
"Dann laufe zur Casa Octavia oder zum Thorianum! Irgendwo wird der Grieche schon sein!", meinte Saturninus. Scaevus konnte wirklich mitdenken, war das zu viel verlangt?
Doch da erholte sich Ceridwen wieder und sah auch schon deutlich besser aus. Niamh kniete bei ihr und hielt ihre Hand. Die Dorfälteste aber wollte gehen. Was fiel der ein? Weshalb wollte die jetzt gehen? Die Frauen, die er eingeladen, wobei die Jüngere das Wohlgefallen des Legatus Augusti erweckt hatte, drohten wahrhaftig zu entschwinden.
"Das halte ich für einen schlechten Einfall, werte Ceridwen", sprach Saturninus:
"In deinem Zustand schaffst du unmöglich den weiten Weg nach Cheddar und schon gar nicht zu Fuß! Außerdem holt Scaevus gerade den Medicus! Ohne dass er zumindest deinen Puls gefühlt hat, kann ich dich guten Gewissens nicht aufbrechen lassen"
Seine dunklen Augen ruhten wohlgefällig auf Niamh:
"Und das Fräulein Nichte hat sich doch so auf die Pferde gefreut!"
Er tat so, als sei sein Mantel, den er der alten Keltin geliehen hatte, am Herunterrutschen und zischte ihr zu:
"Überlege dir gut, ob du deinen Patron vor dem Statthalter, der so außerordentlich freundlich ist, brüskieren willst! Schutz, der gewährt wird, kann auch wieder entzogen werden!"
Damit deutete er an, dass er Cheddar auch wieder aus seinem Patronat entlassen konnte. Undankbarkeit wäre ein Grund. Außerdem hatten die Klienten ihm gegenüber
operae, Dienstpflichten. Die forderte er jetzt ein. Denn wenn er nicht mehr seine Hand über Cheddar hielte, könnte die Vexillation T.O.D. jederzeit zurückkehren. Aufgelöst war sie nicht worden, nur mit anderen Aufgaben beschäftigt.
Saturninus kam nicht mehr dazu, das Wagenrennen zu genießen, was ihn ärgerte, denn ihm lag wirklich etwas an diesem Sport. Eigentlich blieb ihm nicht einmal Muse, sich zu ärgern.