Petilius Rufus schlug einen nahezu väterlichen Ton gegenüber Tarutius Corvus ein. Der Junge besaß die Leidenschaft eines Anwalts, das war gut. Nun stellte der Statthalter ihm eine Frage - nicht schroff, aber sachlich. Saturninus war sich nahezu sicher, dass seine Mandantin kein Wort verstanden hatte. Ebenso wie er sich sicher war, dass sie mit ihrem toten Sohn keine Chance hatte. Es gab nicht einmal einen römischen Bürger als Zeuge - Ovidius Decula achtete wohlweislich darauf, sich nicht mit seinesgleichen anzulegen, sondern mit Standesniedrigeren: Peregrinen, Freigelassenen, Sklaven. ( Eines Tages, wenn die seiner Grausamkeit nicht mehr genügten, würde er vermutlich auch andere angehen, aber jetzt war er noch nicht so weit)
Und Latinerinnen, fiel Saturninus wieder ein:
Liciniana Aglaia. Nur seinesgleichen konnte dem Tribunen das Handwerk legen. Saturninus arbeitete auf seine ganz eigene Weise daran, eine Gefahr für den hiesigen Frieden abzuwenden und nebenher noch seinem lieben
"Wind aus Arkadien" Genugtuung zu gönnen: Petilius Rufus sollte auf Ovidius aufmerksam werden. Verctissa und Tarutius Corvus waren für dieses Ziel von Nutzen. Das Fazit würde dann der Statthalter ziehen. Saturninus hielt sich heraus und war nur Zuschauer.
Verctissa versuchte im Mienenspiel zu lesen. Der Vertreter des Rix fragte nun ihren Dolmetscher Tarutius Corvus etwas. Seine Stimme klang nicht böse oder verächtlich. Sein Blick war der eines weisen Mannes. Er war gewiss ein gerechter Herrscher, sonst hätte er sie nicht einbestellt. Sie biss sich auf die Lippen. Immer noch war sie eingeschüchtert, doch in ihrem Herzen glomm eine kleine Hoffnung auf Gerechtigkeit auf.
Was hatte der Richter gefragt?