RE: [Dienstraum] Der Fall Verctissa
Lucius Petilius Rufus wartete, bis alle da waren.
Der Anwalt der Frau war noch ein halbes Kind und wahrscheinlich voller jugendlichem Elan, was wohl auch nötig war, so einen Fall zu übernehmen. Ältere Rechtsanwälte hätten die Frau wohl gleich wieder nach Hause geschickt. Aber die Jugend war noch voller Hoffnung und unbefleckt von den Wirren der Politik. Naja, zumindest, wenn man niedrig genug geboren war und nicht ab Geburt auf ein Amt vorbereitet wurde.
Die Frau selbst war deutlich älter, gediegener und einfacher. Man sah ihr an, dass sie sich herausgeputzt hatte, aber es blieb eine Gemeine aus dem einfachen Volk. Und sie hatte offensichtlich ein wenig Angst. Rufus bemühte sich, nicht gar zu streng zu schauen, ohne dass es seiner Rolle als Statthalter abträglich wäre. Zu viel Freundlichkeit wurde gerne als Schwäche ausgelegt. Aber man musste dennoch eine Mutter, die ihren Sohn betrauerte, nicht niederstarren.
Er straffte also die Schultern und gab sich dann entspannt. “Nun, da wir alle hier sind: Bürger Tarutius Corvus. Du hast das Wort, den Fall deiner Mandantin vorzutragen.“ Rufus wusste nicht einmal, ob die frau verstand, was hier geschah oder was er sagte. Aber Frauen hatten vor Gericht ohnehin wenig zu sagen und genau dafür eben einen männlichen Vertreter, der für sie sprach.
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